DDR-Abend liefert spannende Einblicke in Schalker Fußballgeschichte

Einen Tag nach dem tragischen Aus im Pokal-Halbfinale waren am Donnerstag (19.4.) rund 50 Interessierte im Schalke Museum zusammengekommen, um sich einem Themenabend unter dem Motto „Deutschland einig Fußballland? Der FC Schalke 04 und die deutsch-deutsche Vergangenheit in der DDR“ zu widmen.

DDR-Abend im Schalke Museum

Zu Einstieg in das Thema lieferte der Historiker Dr. René Wiese vom Zentrum deutsche Sportgeschichte einen spannenden Überblick über die wechselnde Ausrichtung der Sportpolitik der DDR und blickte auf die Anknüpfungspunkte zu Schalke zurück. Während Anfang der 50er Jahre zunächst die „Einheit im deutschen Fußball“ betont werden sollte, galt es später, die Überlegenheit des Sozialismus zu demonstrieren.  In diese Zeit fiel auch eine Gastspielreise der Königsblauen im Jahr 1956, als der S04 vor stets ausverkauften Stadien mit dem Höhepunkt von 100.000 Zuschauern in Leipzig antrat. Nach den UEFA-Cup-Spielen gegen Magdeburg im Herbst 1977 folgte dann in der Zeit der deutschen Teilung 1986/1987 nur noch ein Austausch mit Hansa Rostock im Zuge des „internationalen Fußballvergleichs“. Während das Hinspiel in Rostock mit 23.500 Zuschauern fast ausverkauft war, kamen zum Rückspiel in Gelsenkirchen nur noch 1.500, so gering war das Interesse im Westen geworden.

In der zweiten Hälfte des Abends standen dann die Erinnerungen an die UEFA-Cup-Spiele in der 2. Runde gegen den FC Magdeburg in der Saison 1977/1978 im Mittelpunkt. Den Anfang machten dabei die ehemaligen Spieler Erwin Kremers und Mathias Schipper auf Schalker Seite und Klaus Decker, Axel Tyll und Paule Seguin vom 1. FC Magdeburg. Für die Magdeburger Spieler stand vor allem der sportliche Erfolg im Mittelpunkt, der das Team damals bis ins Viertelfinale des Wettbewerbs führte. So betonte Paule Seguin: „Der Schlüssel zum Erfolg war die Kameradschaft. Wir treffen uns noch heute jedes Jahr mit der damaligen Mannschaft.“ Auf Seiten der Schalker war es vor allem das besondere Erlebnis mit den Schalke-Fans aus der DDR, die alles dafür gegeben haben, einmal die Mannschaft zu sehen. „Die Leute waren so nett, wir haben nach dem Spiel Hosen, Stutze – alles verschenkt“, erinnerte sich Mathias Schipper.

Zum Schluss ging es dann um die Erlebnisse von Schalke-Fans aus Ost und West rund um die beiden Spiele gegen die Sachsen-Anhalter. So ließ sich Hartmut Fleischer aus der DDR quasi im Mannschaftshotel einschließen, um den Schalkern besonders nah zu sein. Auf Einladung des Präsidiums durfte er damals sogar mit der S04-Delegation Abendessen und übernachtete heimlich bei den Königsblauen. Nach zahlreichen rührenden und kuriosen Fan-Geschichten ging der Abend dann nach zweieinhalb Stunden zu Ende – im Anschluss wurden natürlich bei Currywurst und Kaltgetränken in kleiner Runde noch weitere Erinnerungen ausgetauscht.

Seite teilen