Derbyfieber - „Anne Theke“ im Schalke Museum

Am Montagabend, passenderweise am 04.04., feierte die Veranstaltungsreihe „Anne Theke“ der Abteilung Fanbelange ihre Auswärtspremiere. Unter dem Motto „Derbyfieber“ hatten sich rund 70 Fans im Schalke Museum eingefunden, um mit Ingo Anderbrügge, Erwin Kremers, Günter Schlipper und Autor Gregor Schnittker einen bunten Streifzug durch die Derbygeschichte zu unternehmen.

Derbyfieber - „Anne Theke“ im Schalke Museum

Schnittker  stellte zunächst heraus, dass nirgendwo in Deutschland Fußball so gelebt wird wie im Ruhrgebiet  – und deshalb eben auch die Rivalität zwischen Blau-Weiß und Schwarz-Gelb. „Wenn ich Besuch aus anderen Gegenden haben, sind die immer ganz erstaunt, dass  hier Fußballtrikots zur Alltagskleidung gehören“, berichtete Schnittker.

In der Folge gab es erst einmal einen Blick in die Historie, die den anwesenden Schalkern gefallen haben dürfte. Als die Königsblauen in den 30er und 40er Jahren ihre große Zeit hatten,  war der BVB nur von regionaler Bedeutung und Schalke 04 galt als Mannschaft des gesamten Ruhrgebiets. Dies gipfelte darin, dass sich die Schalker Mannschaft nach dem Titelgewinn 1934 auf dem Rückweg sogar ins Goldene Buch der Stadt Dortmund eintragen durfte. Jürgen Klopp habe sich mächtig erschrocken, als er sich nach seiner ersten Dortmunder Meisterschaft dort eintrug und vorne lesen musste „Die Stadt Dortmund gratuliert dem Deutschen Meister Schalke 04“, sorgte Schnittker für große Heiterkeit unter den Anwesenden.

In bewegten Bildern wurde dann auf eins der kuriosesten Derbys zurückgeblickt, auf das „Nebelspiel“ im November 1966. Nach einem regulären Spielbeginn zog es sich in der Roten Erde komplett zu und außer viel Weiß war im TV nichts mehr zu sehen. In der eingespielten Aufzeichnung eines Telefoninterviews erinnerte sich Schiedsrichter Hennig  an seine große sportliche Leistung: „Ich habe das ja läuferisch im Griff gehabt. Wenn der Ball in den Nebel geschossen wurde, bin ich hinterhergelaufen und war wieder im Spiel, als er herunterkam.“

Für großes Erstaunen in der Runde sorgten im Anschluss Szenen aus dem Jahr 1969, als Schalke-Fans ein Eingangstor im Dortmunder Stadion gestürmt hatten und sogar vorm Dortmunder Fanblock direkt am Spielfeldrand standen, es aber trotzdem zu keinerlei Ausschreitungen kam. „Dass es zu körperlichen Auseinandersetzungen zwischen den Fanlagern kam, ist uns erst mit dem Aufkommen der Hooligan-Bewegung in den 70er Jahren bekannt“, erläuterte Schnittker die Aufnahmen.

Danach kam dann auch der erste ehemalige Aktive ins Spiel: Der blendend aufgelegte Erwin Kremers berichtete, dass die Rivalität zwischen Schalke und Dortmund unter den Spielern nie so groß war und er z.B. zu Lothar Emmerich und Sigi Held immer ein gutes Verhältnis hatte.  In seiner aktiven Zeit hatte unter anderem S04-Legende Stan „die Seiten gewechselt“, so dass dies immer ein Stück Normalität gewesen sei. Zudem bekannte Kremers unter großem Gelächter: „Ich bin froh, dass ich damals gespielt habe. Vom Intellekt hätte ich es gar nicht geschafft, so viele Systeme wie heute zu spielen. Früher gab es nur den Ball und dann ab nach vorne.“

Für den Blick in die 90er Jahre gesellten sich auch Ingo Anderbrügge und Günter Schlipper in die Runde. Anderbrügge gestand: „Als Kind war ich Gladbach-Fan, weil  Jupp Heynckes mein Vorbild war.“ Nach vier Jahren in Dortmund wechselte er 1988 zum S04 und schaffte 1991 den Wiederaufstieg in die Bundesliga. Kurz danach gab es für den damaligen Underdog Schalke einen gigantisch gefeierten 5:2-Heimsieg im Derby, bei dem sich sowohl Anderbrügge als auch Schlipper in die Torschützenliste eintragen konnten. Beim Anblick der TV-Bilder meinte Anderbrügge schmunzelnd: „Wenn ich das jetzt so sehe, muss ich sagen, dass wir auch damals schon verdammt schnell gespielt haben.“

Günter Schlipper erinnerte sich vor allem an seinen Treffer zum 4:2, bei dem er in unnachahmlicher Manier mehrere Gegenspieler abhängte und mit der Picke vollendete: „Trainer Ristic hatte fünf Sekunden lang gerufen ‚Spiel ab, spiel ab, spiel ab‘. Als der Ball drin war, hat er nur gesagt: ‚Gut, Junge.’“ Einen ähnlich genialen Treffer konnte Schlipper dann 1992 zum ersten Auswärtssieg in Dortmund nach 20 Jahren besteuern, worauf er ebenfalls gerne zurückblickte.

Nach rund zwei Stunden ging dann die überaus unterhaltsame Veranstaltung mit einem kurzen Blick aufs anstehende Derby am Sonntag (10.4.) und zahlreichen erfüllten Foto- und Autogrammwünschen zu Ende. Bei Kaltgetränken und leckerer Currywurst klang der Abend in der VELTINS-Arena locker aus.

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