Norbert Elgert plaudert aus dem Nähkästchen

Für Norbert Elgert war es eine Premiere, als er am Dienstag (28.11.) zum ersten Mal bei „90 Minuten – ein Abend unter Schalkern“ zu Gast war. Wie immer war die von der Abteilung Fanbelange und dem Schalke Museum organisierte Veranstaltung innerhalb kürzester Zeit ausgebucht und das Medienzentrum der VELTINS-Arena bis auf den letzten Platz gefüllt.

Für den Cheftrainer der U19 aus der Knappenschmiede war der Auftritt vor rund 150 Fans etwas ganz Besonderes. „Es erfüllt mich mit Demut und mit Dankbarkeit, mit euch diesen Abend verbringen zu dürfen, ich bin stolz, einer von euch zu sein“, begrüßte er die Anwesenden.

Gemeinsam mit Moderator Jörg Seveneick blickte Elgert zurück auf seine Kindheit, wo er im Grunde in einer Straßenmannschaft den Grundstein für seine Fußballkarriere legte. „Wir haben in Ückendorf in der Bergmannstraße gewohnt, mit vier Kindern auf einem Zimmer und der Toilette für zwei Familien auf dem Gang“, berichtete Elgert. Später zog die Familie nach Westerkappeln bei Osnabrück, weil sein Vater dort eine Stelle als Schornsteinfeger Westfalia Westerkappeln wurde deshalb zu seinem ersten Verein, wo Elgert schon mit 14 Jahren in der A-Jugend spielte und mit 16 Jahren drei jüngere Jugendmannschaften trainierte.

Günter Siebert war es, der den gebürtigen Gelsenkirchener zum FC Schalke 04 lotste, wo Elgert dann am 2. Spieltag der Saison 1975/1976 sein Bundesligadebut feierte. Wie die meisten Spieler erinnerte er sich noch genau an seine ersten Szenen: Ich zog von außen in den Strafraum und setzte einen Torschuss an, der nur knapp drüber ging. Gar nicht schlecht gemacht, dachte ich.“ Doch statt Anerkennung gab es deutliche Worte von Helmut Kremers: „Wenn Du meinen Bruder Erwin noch einmal übersiehst, dann war das dein letztes Spiel“ – im Nachhinein konnte Elgert aber darüber lachen.

Wenn Du meinen Bruder Erwin noch einmal übersiehst, dann war das dein letztes Spiel.

Helmut Kremers

Gemeinsam mit seinem Weggefährten Mathias Schipper wurden dann erste Video-Einspieler von den Bundesliga-Spielen und -toren kommentiert. Rückblickend fasste Elgert zusammenen: „Insgesamt war es schon etwas Besonderes, meine Einsätze trotz einer Konkurrenz wie Abramczik oder Libuda bekommen zu haben.“ Wegen einer schweren Nierenerkrankung musste er seine Karriere zwei Jahre unterbrechen und kehrte dann 1978 zum S04 zurück. Der Weg dorthin war hart, wie sich Elgert erinnert: „Beim Comeback hatten wir fünf- bis sechsmal in der Woche Mannschaftstraining und zwischendurch hat sich meine Frau ins Tor gestellt und ich habe aus 20 Metern draufgepflastert.“

Als besonderer Überraschungsgast betrat dann Ralf Fährmann die Bühne, der mit 2006 mit Elgert als Trainer Deutscher A-Junioren-Meister wurde. Zunächst wurde auf das Derby vom Samstag zurückgeblickt, für das Elgert natürlich lobende Worte fand: „Es war eine großartige Teamleistung und eine großartige Trainerleistung, das hat uns alle stolz gemacht.“

Medienzentaum

Interessant und amüsant war ein Video vom Januar, in dem zahlreiche heutzutage sehr bekannte (Benedikt Höwedes, Mesut Özil, Julian Draxler, Max Meyer) oder unbekannte Spieler ihrem Ex-Coach zum 60. Geburtstag gratulierten und sich dafür bedankten, mit ihm gearbeitet zu haben. Ralf Fährmann fasste es treffend zusammen: Wir Fußballer erleben viele Trainer – der eine mehr, der andere weniger – doch für mich und viele andere ist Norbert Elgert einfach „der Trainer“.

Als letzter Gast auf der Bühne wurde Onur Cinel begrüßt, der drei Jahre lang Elgerts Co-Trainer war und jetzt die Schalker U23 trainiert. Dieser gab preis, was an seinem Ex-Chef am meisten bewundert: „Es war einfach beeindruckend, wie durchgeplant, wie organisiert er ist – bei jeder Trainingseinheit, bei jedem Spiel.“

Im Austausch der beiden Fussballlehrer erläuterte Elgert dann den Kern seiner Philosophie: „Der Spaß am Fußball muss immer größer sein als möglicherweise empfundener Druck, die Freude an diesem wunderbaren Spiel.“ Nach über zwei Stunden endete der Abend unter Schalkern mit den obligatorischen Erinnerungsfotos und Autogrammen und die Teilnehmer gingen mit vielen neuen Eindrücken und Facetten des U19-Meistertrainers nach Hause.