Günter Eichberg feiert seinen 70. Geburtstag

Er war einer der schillerndsten Präsidenten der Vereinsgeschichte. In den Boulevardmedien gab man ihm den Beinamen „Sonnenkönig“. Günter Eichberg hat sich indes unzweifelhaft Verdienste um Schalke 04 erworben.

In seiner Amtszeit von Januar 1989 bis Oktober 1993 bewahrte er Königsblau davor, wie so mancher Traditionsclub in der Umgebung von der großen Fußballbühne zu verschwinden, sondern schaffte die Bedingungen dafür, 1991 wieder in die Bundesliga zurückzukehren. Am Freitag (6.5.) feiert er seinen 70. Geburtstag.

Als Eichberg, vermögender Klinikbesitzer aus Gütersloh, im Januar 1989 in der Mitgliederversammlung zum Präsidenten gewählt wurde, spielte Schalke 04 nicht nur in der 2. Liga, sondern das Parkstadion präsentierte sich immer leerer. Zwar konnte der S04 in der Saison 1988/1989 am Ende den Abstieg nur mühsam verhindern, doch nach dem geglückten Klassenerhalt durch ein 4:1 gegen Blau-Weiß Berlin am vorletzten Spieltag vor 67.000 Zuschauern verbreitete vor allem Eichbergs Tatendrang in der Folgezeit Aufbruchstimmung.

Schalke investierte wieder in Spieler, holte 1989 vielbeachtet mit Sascha Borodjuk und Vladimir Ljuty gleich zwei Akteure aus der damaligen Sowjetunion. Die Zuschauerzahlen stiegen kontinuierlich an. Der Aufstieg gelang indes erst im zweiten Anlauf 1991. Auch der zwischenzeitliche Trainerwechsel vom bei den Fans sehr beliebten Peter Neururer zu Aleksandar Ristic hinterließ Narben. Es entstand gleichzeitig ein Team, das auf Schalke noch Geschichte schreiben sollte. Mit Jens Lehmann, Andreas Müller, Yves Eigenrauch und Ingo Anderbrügge gehörten vier spätere Eurofighter bereits zur Aufstiegsmannschaft 1991. Auch Thomas Linke (1991), Mike Büskens (1992) und Jiri Nemec (1993) fanden ebenfalls in der Amtszeit von Eichberg den Weg nach Gelsenkirchen.

Große Erwartungen, Unerfahrenheit und etwas Ungeduld führten dazu, dass die stetig steigenden Einnahmen seit 1991 nicht optimal eingesetzt wurden. Mit Helmut Kremers, Heribert Bruchhagen und Günter Netzer standen drei Manager (zeitweise gleichzeitig) auf der Lohnliste, die kostspieligen Großtransfers Bent Christensen und Radmilo Mihajlovic erfüllten nicht die Erwartungen. Aleksandar Ristic ging schnell als Trainer, Nachfolger Udo Lattek noch schneller. Und auch dessen Nachfolger Helmut Schulte hielt sich kein Jahr. So blieb am Ende der Saison 1991/1992 der mühsam erreichte Klassenerhalt, im Folgejahr immerhin ein einstelliger Tabellenplatz.

Im dritten Erstligajahr nach dem Wiederaufstieg brauten sich dunkle Wolken zusammen. Das von Eichberg errichtete Konstrukt der Marketing GmbH, die unabhängig vom Club war, für diesen jedoch Spieler verpflichtete, erregte zunehmend das Misstrauen des Deutschen Fußball-Bunds (DFB). Zudem thematisierten Medien immer häufiger Finanzsorgen in den Unternehmen von Günter Eichberg.

Der holte Rudi Assauer als Manager zurück. Ein Glücksgriff, wie sich zeigen sollte. Zu Beginn der Saison 1993/1994 waren die Knappen nach einem desaströsen Saisonstart ans Tabellenende gerutscht. Jörg Berger hatte gerade Helmut Schulte als Coach abgelöst, da überraschte und schockte Günter Eichberg die Schalker Welt, als er 17. Oktober 1993 von seinem Amt zurücktrat.

An der Bewertung seiner Amtszeit scheiden sich die Geister. Manche sahen in Eichberg einen Visionär, der viele Entwicklungen voraussah, etwa die Notwendigkeit für Schalke 04, über ein eigenes Stadion zu verfügen. Andere kritisierten, dass er die gute Ausgangsposition nach dem Aufstieg 1991 durch einen sehr leichtfertigen Umgang mit den Finanzen vergab und Schalke am Ende seiner Amtszeit wieder um den Ligaverbleib fürchten musste. Allerdings war es der in der Bundesliga. Als Eichberg antrat, drohte indes das Verschwinden im Niemandsland der 2. Liga. Das hat Günter Eichberg definitiv verhindert.

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