Maya Yoshida: Mit Teamgeist kannst du vieles erreichen

70 Tage nach dem bislang letzten Pflichtspiel sind die Knappen am Samstag (21.1.) zum Start des zweiten Saisonteils der Bundesliga bei Eintracht Frankfurt gefordert. Maya Yoshida sieht seine Mannschaft gut vorbereitet auf die anstehenden Aufgaben. Im Interview mit schalke04.de spricht der Japaner über das Duell mit den Hessen, die Unterstützung der Fans, Parallelen zwischen Königsblau und den ‚Blauen Samurai‘ sowie drei seiner Landsleute.

Maya Yoshida

Maya, wir stehen kurz vor dem Pflichtspielauftakt. Wie sehr kribbelt es in den Füßen?
Ich bin froh, dass es endlich losgeht. Hinter uns liegen mehr als zwei Monate ohne Pflichtspiel – wir alle sind heiß darauf, in der Bundesliga wieder um Punkte zu spielen und diese dann auch zu holen. Beim Blick auf die Tabelle nach 15 Spieltagen wissen wir alle, dass es wichtig sein wird, gut aus den Startlöchern zu kommen.

Euch werden auswärts erneut viele Fans begleiten. Gibt euch das noch einen zusätzlichen Schub Energie?
Unsere Fans sind einfach überragend. Wir als Mannschaft sind sehr dankbar für die außergewöhnliche Unterstützung – sowohl in den Heim- als auch in den Auswärtsspielen. Das gibt es nicht bei vielen Vereinen. Egal, wo wir spielen: Wir sind nie allein. Das gibt uns Kraft. Für ihre Unterstützung auf den Rängen möchten wir unsere Anhänger auf dem Rasen mit guten Spielen und vor allem mit positiven Ergebnissen belohnen.

Auch in Belek waren viele Fans vor Ort, mit einigen hast du dich bei der Blau-Weißen Nacht länger unterhalten. Was haben sie dir gesagt?
Bitte bleibt in der Bundesliga! Diesen Satz habe ich an diesem Abend nicht nur einmal gehört.

Bitte bleibt in der Bundesliga! Diesen Satz habe ich an diesem Abend nicht nur einmal gehört.

Maya Yoshida

Dazu bedarf es einer Aufholjagd im zweiten Saisonteil. Ihr habt zehn Tage lang in der Türkei hart gearbeitet, um in der Tabelle zu klettern. Was waren die Schwerpunkte in den Einheiten im Trainingslager?
Wir haben an allem gearbeitet. Offensivspiel, Defensivspiel, Standardsituationen, dazu auch etwas im athletischen Bereich. Ich finde, dass wir eine gute Intensität in den Einheiten hatten, zudem haben alle Spieler gut mitgezogen. Nicht so erfreulich ist die Tatsache, dass sich mit Sebastian Polter und Justin Heekeren gleich zwei Spieler schwerer verletzt haben und uns eine längere Zeit fehlen werden. Du hoffst immer, dass die gesamte Mannschaft ohne Blessuren bleibt. Aber leider gehört das im Fußball dazu.

Was muss im zweiten Saisonteil besser werden, um mehr Punkte zu holen als vor der Winterpause?
Die Antwort ist ganz einfach: Mehr Tore schießen, weniger Tore kassieren. Alle Mannschaftsteile sind gefordert, damit wir erfolgreich sind.

Du hast zuletzt mit der japanischen Nationalelf an der Weltmeisterschaft teilgenommen und dabei mit deinem Team überzeugt. In der Gruppe habt ihr die favorisierten Spanier und auch Deutschland geschlagen. Was war ausschlaggebend für diese beiden Siege?
Wir waren vielleicht nicht unbedingt der Favorit. Spanien und auch Deutschland sind starke Mannschaften. Aber wir haben es geschafft, zum einen mit unserem Teamgeist dafür zu sorgen, dass wir die Spiele auf unsere Seite ziehen. Mit einem guten Teamgeist kannst du vieles erreichen. Zudem waren wir sehr gut vorbereitet. Nicht nur, was die Arbeit auf dem Platz angeht. Wir haben unsere Gegner im Vorfeld sehr gut analysiert. Das hat sich am Ende dann ausgezahlt.

Maya Yoshida bei der WM

Kann dies auch der Schlüssel zum Erfolg auf Schalke werden?
Wenn du dich gut vorbereitest, dann hast du automatisch etwas mehr Selbstbewusstsein. Und wir haben in der Vorbereitung gut gearbeitet. Zudem halten wir auf Schalke ebenso wie in der japanischen Nationalelf zusammen. Wir sind eine Mannschaft, in der jeder alles für seine Mitspieler gibt.

Im WM-Achtelfinale habt ihr euch Kroatien im Elfmeterschießen geschlagen geben müssen. Kurz nach dem Turnier hast du gesagt, dass du sehr enttäuscht bist, weil ihr euch vorab das Viertelfinale als Ziel gesetzt hattet. Mit etwas Abstand: Wie stolz bist du mittlerweile auf das Erreichte?
Ich bleibe dabei: Natürlich war es schön, dass wir die Vorrundengruppe mit Spanien und Deutschland überstanden haben und sogar auf Rang eins abschließen konnten. Dennoch war das Achtelfinale nicht das ausgegebene Ziel. Wir haben vor dem Turnier gesagt, dass wir ins Viertelfinale einziehen möchten, um den japanischen Fußball auf ein noch höheres Level zu bringen.

Wenn du dich gut vorbereitest, dann hast du automatisch etwas mehr Selbstbewusstsein. Und wir haben in der Vorbereitung gut gearbeitet.

Maya Yoshida

Hattest du während der Weltmeisterschaft Kontakt zu deinen Mitspielern auf Schalke?
Ja, viele der Jungs haben mir während des Turniers Nachrichten geschrieben, zudem war in unserer WhatsApp-Gruppe immer wieder etwas los. Auch der Trainer sowie die sportliche Leitung und der Vorstand haben mich regelmäßig kontaktiert, mir Glück gewünscht und zu den Leistungen mit der japanischen Nationalmannschaft gratuliert. Das hat mich sehr gefreut.

Was haben deine deutschen Mitspieler nach dem Sieg gegen die DFB-Auswahl geschrieben?
Herzlichen Glückwunsch (lacht). Sie haben anerkannt, dass wir eine gute Leistung gezeigt haben und am Ende dann auch gewonnen haben. Sie haben sich für mich gefreut. Auch das zeigt den guten Charakter unseres Teams auf Schalke.

Du bist nach einem kurzen Urlaub noch vor Weihnachten wieder ins Training auf Schalke eingestiegen und hast dann auch im Testspiel gegen Osnabrück mitgewirkt. Wie hast du die anschließenden Feiertage verbracht?
Ich bin nach England geflogen, in Southampton habe ich noch immer ein Haus (der Verteidiger trug zwischen 2012 und 2020 das Trikot des FC Southampton). Nach meinem Wechsel zu Sampdoria Genua und nicht zuletzt auch wegen der Pandemie bin ich schon eine längere Zeit nicht mehr dort gewesen. Deshalb waren die Tage ohne Mannschaftstraining rund um Weihnachten eine gute Gelegenheit dafür, um gemeinsam mit meiner Familie ein wenig Zeit in England zu verbringen. So hatten wir auch die Chance zu schauen, ob im Haus noch alles funktioniert (lacht).

Soichiro Kozuki und Maya Yoshida

Hast du auch ein Spiel deines Ex-Clubs besucht?
Ja, am Boxing Day (26. Dezember, Anm. der Redaktion). Dieser Tag hat im englischen Fußball eine große Tradition. Leider habe ich keinen Heimsieg gesehen, Southampton musste sich Brighton & Hove Albion mit 1:3 geschlagen geben. Derzeit steht mein Ex-Club ebenso wie Schalke unten drin. Aber ich bin überzeugt davon, dass beide Vereine es am Ende schaffen und in der Liga bleiben.

Mit Soichiro Kozuki ist vor wenigen Wochen ein weiterer Japaner zur Mannschaft gestoßen. Vor einigen Tagen hat er gesagt, dass du seine wichtigste Bezugsperson in der Mannschaft bist. Wie hilfst du ihm auf und auch neben dem Platz?
Ich helfe ihm, aber ich verwöhne ihn nicht. Das ist ganz wichtig! Soichiro muss seine eigenen Erfahrungen sammeln, seinen eigenen Weg gehen. Das finde ich bei jungen Spielern immer wichtig. Aber klar, wenn er einen Ratschlag benötigt, dann bin ich da. Aber ich stehe im Training nicht permanent neben ihm und sage, was er zu tun hat. Das ginge ja auch gar nicht, da wir auf unterschiedlichen Positionen spielen. Soichiro hat in den Testspielen einen guten Eindruck hinterlassen. Ich hoffe, dass er uns auch in der Bundesliga mit dem einen oder anderen Tor oder Assist helfen kann.

Ich helfe Soichiro, aber ich verwöhne ihn nicht. Wichtig ist, dass er seine eigenen Erfahrungen sammelt und seinen eigenen Weg geht.

Maya Yoshida

Apropos Japan. Auch bei Eintracht Frankfurt stehen mit Makoto Hasebe und Daichi Kamada zwei deiner Landsleute unter Vertrag.
Beides sind großartige Spieler. Makoto war mein Vorgänger als Kapitän in der japanischen Nationalmannschaft und viele Jahre lang mein Mitspieler. Er ist eine großartige Persönlichkeit und hat eine beeindruckende Karriere hingelegt. Daichi hat ebenso wie ich an der WM teilgenommen. Er war zuletzt einer der auffälligsten Spieler in der Bundesliga. Ich drücke beiden die Daumen, dass sie die Saison gut abschließen und viele Spiele gewinnen – nur nicht gegen uns (schmunzelt).

Wird vor dem Spiel noch die eine oder andere Nachricht ausgetauscht?
Nein! Ich konzentriere mich zu 100 Prozent auf meine Aufgabe mit meiner Mannschaft. Und ich denke, dass Makoto und Daichi sich ebenfalls auf die Vorbereitung auf die Partie fokussieren. Nach dem Abpfiff werden wir uns sicherlich unterhalten. Aber vor dem Spiel zählt für mich nur Schalke.

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