7. Mai: Schalke hat „eine Hand am Pott“

Manager Rudi Assauer ist skeptisch: "Spinnt nicht rum - wir haben den UEFA-Cup noch lange nicht", mahnt er nach dem 1:0-Sieg im Hinspiel des UEFA-Cups gegen Inter Mailand. Der Mann, der die Anzeige-Tafel des Parkstadions am 7. Mai 1997 bedient, ist indessen mutiger. In großen Lettern ist dort zu lesen: "eine Hand am Pott !?!" Dass die Knappen darüber nachdenken dürfen, ist in erster Linie Marc Wilmots zu verdanken.

FC Schalke 04 - Inter Mailand

1997: S04 gewinnt Final-Hinspiel gegen Inter Mailand

Der Belgier erzielt 20 Minuten vor dem Ende den einzigen Treffer des Tages. Und muss anschließend unzählige Male die Entstehung des goldenen Tores erzählen: „Da passte alles. Der Trainer wechselte drei Minuten vorher Martin Max ein. Ich konnte auf meine Lieblingsposition hinter den Spitzen zurückgehen. Dann hatte ich plötzliche freie Bahn. Und machte sofort das, was uns Huub Stevens in der Pause gesagt hatte: draufhalten. Keine Ahnung, ob´s 20 oder 25 Meter waren. Das Ding schlug neben dem linken Pfosten ein. Ein unglaubliches Glücksgefühl, ich hätte am liebsten alle Fans geküsst…“

Die Anhänger feiern bis tief in die Nacht. Noch zwei Stunden nach dem Abpfiff stehen mehr als 30.000 Mitglieder der königsblauen Vereinsfamilie auf ihren Plätzen. Der David aus Gelsenkirchen hat den Goliath aus Mailand geschlagen. Und auch Charly Neumann verfällt ins Religiöse: „Es war wie ein Gottesdienst.“ Sechs Europapokal-Spiele im Parkstadion, sechs Mal gingen die Knappen als Sieger vom Feld – ohne ein einziges Tor kassiert zu haben.

Ebenfalls unglaublich: Bis auf den eingewechselten Martin Max sind alle Schalker mit „Gelb“ vorbelastet, doch eine weitere Verwarnung kassiert an diesem Abend nur der Mailänder Galante. Im Gegensatz zum Inter-Akteur sind somit alle Schalker für das Rückspiel in 14 Tagen spielberechtigt.

Olaf Thon erzählt später: „Die letzten 15 Minuten habe ich nur noch gezittert. Bloß nicht mehr foulen…“ Huub Stevens ist hinterher richtig stolz auf seine Jungs: „Trotz Wut den Ball nicht wegschlagen, nach umstrittenen Entscheidungen nicht auf den Schiri losgehen – das musste gehen. Doch Inter ohne ein Gelb-Foul zu schlagen – die Jungs haben unglaublich diszipliniert gespielt.“

Der Grundstein für den Titelgewinn ist gelegt. Zwei Wochen später bezwingen die Eurofighter Inter Mailand mit 4:1 im Elfmeterschießen.

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