Ein Traum wurde Wirklichkeit

„Vizemeister, Vizemeister, hey, hey“ schallte es am Samstag (5.5.) immer wieder aus der Kabine. Dabei tanzten die Spieler minutenlang, und ausnahmsweise war nach dem 2:1-Sieg in Augsburg anstatt Mineralwasser und Elektrolytgetränk auch mal ein Fläschchen Bier erlaubt. In der Ecke standen zudem Pizzakartons und mehrere Flaschen Sekt. Ein weiteres Indiz dafür: Etwas Besonderes war geschehen. Der FC Schalke 04 ist zurück in der Champions League.

Jubel in Augsburg

„Ich bin überglücklich, dass ich noch einmal die Chance bekomme, mich mit den besten Mannschaften und den besten Spielern des Kontinents messen zu können“, sagt Naldo. Dabei funkeln die Augen des 35-Jährigen, der wie die gesamte Mannschaft eine überragende Saison gespielt hat.

„Beim Saisonstart war es unser aller Traum. Von Spieltag zu Spieltag wurde der Einzug in die Champions League dann immer greifbarer“, blickt Leon Goretzka auf die vergangenen Wochen und Monate zurück. „Und jetzt haben wir es geschafft. Ich bin einfach nur stolz auf die Leistung unserer Mannschaft.“ Gleiches gilt für die Fans, die das Team nach dem Schlusspfiff in Augsburg minutenlang feierten. Dass nicht nur der Einzug in die Champions League perfekt gemacht werden konnte, sondern bereits einen Spieltag vor dem Saisonende auch die Vize-Meisterschaft unter Dach und Fach ist, war die Kirsche auf der Sahne.

Ich freue mich jetzt schon auf tolle Europapokal-Abende.

Christian Heidel

Einer der Matchwinner in der WWK Arena war Thilo Kehrer, der sich selbst aber nicht als solcher sieht. „Ich habe zwar einen Treffer erzielt und war auch am zweiten Tor direkt beteiligt“, erklärt der U21-Europameister, dessen Kopfball in der 34. Minute von Augsburgs Alfred Finnbogason in die eigenen Maschen bugsiert wurde. „Aber es war definitiv ein Erfolg der gesamten Mannschaft.“ Augenzwinkernd fügt er nach einer kurzen Pause dann hinzu: „Dass ich getroffen habe, war trotzdem extrem wichtig. Denn unser Co-Trainer hat vor dem Spiel gesagt, dass meine Haare abgeschnitten werden, wenn ich in Augsburg keinen mache.“

Christian Heidel, der mit Mainz und Schalke jeweils einmal in der Europa League vertreten war, kann sein erstes Champions-League-Spiel kaum noch abwarten. „Das ist für mich absolutes Neuland. Ich freue mich jetzt schon auf tolle Europapokal-Abende“, erklärt der Sportvorstand. „Dass wir in der Königsklasse vertreten sind, ist ein Verdient der gesamten Mannschaft mit Domenico Tedesco als Chef-Trainer an der Spitze.“ Die Erwartungen an den Coach, den Heidel im vergangenen Sommer aus Aue ins Revier gelotst hatte, wurden noch übertroffen, berichtet der 54-Jährige. „Wir hatten Ziele, aber die hat er noch getoppt. Vizemeister in der Bundesliga hinter Bayern München – viel mehr geht aktuell nicht. Und im DFB-Pokal haben wir das Endspiel auch nur um Haaresbreite verpasst“, so Heidel. Dann fügt er hinzu: „Und ich bin mir ziemlich sicher, dass wir mit unserer Entwicklung noch nicht am Ende sind. Auf Schalke ist etwas zusammengewachsen – und es wächst weiter!“

Das sieht auch Naldo so. „Schon in der Vorbereitung hatte ich bei Domenico Tedesco ein überragendes Gefühl“, verrät der Verteidiger. Der Coach selbst möchte allerdings gar nicht im Mittelpunkt stehen. Vielmehr lobt er die Mannschaft, die Tag für Tag, Trainingseinheit für Trainingseinheit, den Willen gezeigt habe, sich verbessern zu wollen. „Und dafür sind wir belohnt worden!“, meint der 32-Jährige. Glücklich ist Tedesco vor allem darüber, dass seine Mannschaft den Fans für die „überragende Unterstützung in jedem einzelnen Spiel“ etwas zurückgeben konnte.

Zum Abschluss der Saison am Samstag (12.5.) gegen Eintracht Frankfurt möchten die Knappen auf eigenem Platz noch einmal 90 Minuten Vollgas geben. Goretzka: „Wir wollen noch einmal mit unseren Fans feiern. Und das kann man am besten mit einem Sieg. Zudem haben wir nach dem verlorenen DFB-Pokal-Halbfinale noch eine offene Rechnung mit Eintracht Frankfurt.“