Erst dominiert, dann gezittert

Nach 65 Minuten hatte kaum jemand in der VELTINS-Arena gedacht, dass es noch einmal spannend werden könnte. Denn Schalke hatte das Spiel bis dato voll im Griff, lag gegen Hoffenheim verdient mit 2:0 in Führung und war dem dritten Treffer des Abends näher als die TSG dem Anschluss. Aber dann kam es anders. Die Gäste erhöhten den Druck, verkürzten und ließen den königsblauen Anhang bis zur achten Minute der Nachspielzeit zittern.

Kehrer, Nastasic und Naldo nach dem Sieg gegen Hoffenheim

„Wir haben nach dem Seitenwechsel das 3:0 verpasst“, blickt Christian Heidel zurück. „Nach zwei guten Chancen von uns fiel dann der Anschlusstreffer. Und wenn es so läuft, beginnt es in den Köpfen zu arbeiten.“ Der Sportvorstand gibt zu, dass er bei jeder Flanke und jeder Strafraumaktion der Kraichgauer Angst gehabt habe, dass es nach Andrej Kramarics Treffer in der 78. Minute noch ein zweites Mal im königsblauen Kasten klingelt. Heidel: „Mein Kopf-Kino hat ordentlich Programm gehabt.“ Die Erleichterung nach der extrem langen Nachspielzeit sei daher groß gewesen, so der 54-Jährige. „Alles in allem ist der Sieg aber hochverdient, da wir gerade im ersten Durchgang absolut dominant waren.“

Uns fehlt noch ein bisschen der Killerinstinkt.

Alessandro Schöpf

Das sieht im Übrigen auch Julian Nagelsmann so. „Wir haben das Spiel in den ersten 35 Minuten verloren. Da war Schalke klar besser“, gibt der Coach der Gäste zu. „Und wenn du erst einmal 0:2 zurückliegst, dann wird es schwer.“ Dennoch kam die TSG noch einmal zurück – auch, weil die Kraichgauer umstellten. Domenico Tedesco erkannte den Plan seines Kumpels aus gemeinsamen Hoffenheimer Tagen aber schnell und reagierte. „Gegen Ende hat der Gegner auf 4-3-3 umgestellt. Wir haben uns daher wie schon zuletzt in München im 5-2-1-2 formiert, um auf Außen mutig und hoch zu verteidigen“, erklärt er. Das sei aber nicht gut gelungen, weil sein Team phasenweise zu zögerlich agiert habe. „Wir müssen Druck auf den Ball bekommen – das ist beim Gegentor nicht geschehen“, moniert der Chef-Trainer der Königsblauen.

Positiv bewertet er aber ebenso wie der Sportvorstand, dass der Ausgleich trotz der Hoffenheimer Druckphase nicht mehr gefallen ist. „Vor einigen Wochen wäre das vielleicht noch passiert“, meint Christian Heidel. „Auch das ist Teil unserer Entwicklung.“ Auch die Spieler zeigen sich trotz der Freude über den ersten Heim-Dreier im Kalenderjahr 2018 selbstkritisch. „Wenn wir 2:0 führen, müssen wir auch mal das dritte Tor machen“, sagt Alessandro Schöpf. „Da fehlt uns noch ein bisschen der Killerinstinkt. Daran müssen wir als Mannschaft arbeiten.“ Am Ende des Tages wurden Fleiß, Einsatzbereitschaft und die Spielfreude in den ersten 65 Minuten aber belohnt.

Ein guter Auftritt über die gesamte Spielzeit wird am Sonntag (25.2.) in Leverkusen vonnöten sein. Denn die Werkself punktet seit Wochen – abgesehen von einem kleinen Ausrutscher gegen Hertha BSC – kontinuierlich und zeigt dabei starken Fußball. „Das wird ein Brett“, ahnt Domenico Tedesco. „Ich freue mich aber auf das Spiel. Wichtig wird jetzt sein, nach dem Sieg gegen Hoffenheim gut zu regenerieren. Denn wir haben viele Körner gelassen.“ Verlassen können sich die Knappen in der BayArena auf jeden Fall auf ihre Fans. „Sie werden uns wieder großartig unterstützen“, weiß Naldo.