Union Berlin: Saisonziel frühzeitig erreicht

Seit Wochen hatte Urs Fischer, Chef-Trainer von Union Berlin, nach jedem Spiel aufs Neue betont, dass er nicht träume, sondern 40 Punkte anstrebe. Den Klassenerhalt, zum vierten Mal in Folge, hatten sich die Eisernen vor dem Saisonstart als primäres Ziel gesetzt. Diese Marke haben die Köpenicker am vergangenen Wochenende mit dem 2:1-Sieg in Leipzig erreicht – und das 14 Runden vor dem Ende der laufenden Spielzeit.

Urs Fischer

Zu Ende ist die Saison für den FCU aber noch nicht. Darauf angesprochen, wie es nun weitergehe, erklärte der Berliner Coach nach der Partie bei RB: „Wir werden uns jetzt zusammensetzen und ein neues Ziel definieren.“ Dass seine Mannschaft nahezu durchgehend auf einem Champions-League-Platz rangiert (und zwischendurch sogar mal Erster war), lässt Fischer – zumindest gibt er sich so nach außen – weitestgehend kalt.

Vergleiche mit Leicester City

Den Meisterschaftskampf dürfte der Schweizer Fußballlehrer trotz des minimalen Rückstands auf Spitzenreiter Bayern München, der lediglich einen Zähler mehr auf dem Konto hat, sowie fünf Siegen in Serie in der Bundesliga auch deshalb weiterhin nicht ausrufen. Und dennoch: Vergleiche mit Leicester City wird es bei andauerndem Erfolg der Köpenicker auch weiterhin immer wieder geben. Rückblick: Die „Foxes“ errangen im Jahr 2016 als absoluter Underdog den Titel in der englischen Premier League. Eine Geschichte, die in den Medien zuletzt immer wieder mit den Eisernen in Verbindung gebracht worden war.

Wir werden uns jetzt zusammensetzen und ein neues Ziel definieren.

Urs Fischer

„Ich glaube schon, dass unser Weg erstaunlich ist“, sagt Fischer. Mehr aber auch nicht. Es wird rund ums Stadion An der Alten Försterei weiter von Spiel zu Spiel gedacht. Ähnlich lauten die Aussagen von Oliver Ruhnert, als Geschäftsführer Profifußball neben seinem Coach einer der Architekten der Berliner Erfolgsgeschichte. „Dass wir hier Anfang Februar sitzen und schon für die nächste Bundesligasaison planen können, das ist ein Riesengut“, meint der ehemalige Leiter der Knappenschmiede, der seit Mai 2018 für die Lizenzabteilung der Unioner verantwortlich zeichnet.

Was seither folgte, liest sich wie im Märchen: Aufstieg 2019, Klassenerhalt 2020, Qualifikation für die UEFA Conference League 2021, Europa-League-Qualifikation 2022. In letztgenanntem Wettbewerb lösten die Köpenicker zuletzt das Ticket für die K.o.-Runde, in der sie sich mit Ajax Amsterdam messen. Das Hinspiel (0:0) stieg drei Tage vor dem Duell mit den Knappen, die zweite Auflage folgt in der Woche nach dem Schalker Gastspiel im Stadion An der Alten Försterei. Im DFB-Pokal ist der FCU ebenfalls noch vertreten – und darf somit vom Endspiel in der eigenen Stadt träumen.

Drei Neuzugänge im Winter

Anders als im Vorjahr, als mit Max Kruse (zum VfL Wolfsburg) und Marvin Friedrich (zu Borussia Mönchengladbach) zwei absolute Stammkräfte im Winter abwanderten, hielten die Berliner ihre erste Elf dieses Mal weitestgehend zusammen. Nur Julian Ryerson verabschiedete sich im Januar, den Norweger zog es zu den Schwarz-Gelben.

Ersatz für den Außenverteidiger stand aber schnell parat. Josip Juranovic, WM-Dritter mit Kroatien, kam von Celtic Glasgow und fügte sich schnell ein ins Kollektiv der Köpenicker. Gleiches gilt für Aissa Laidouni. Der tunesische Nationalspieler wurde von Ferencvaros Budapest losgeeist. Überdies verpflichteten die Eisernen Jérôme Roussilon vom VfL Wolfsburg. Für den Tanz auf drei Hochzeiten – Bundesliga, DFB-Pokal, Europa League – sind die Hauptstädter also bestens vorbereitet.

Und: Rechnerisch hat der FCU Platz eins am Saisonende in der eigenen Hand. „Wir haben einen brutalen Lauf. Wenn wir alles gewinnen, dann werden wir Deutscher Meister“, sagt Niko Gießelmann, fügt allerdings auch hinzu: „Ob das realistisch ist? Da greifen wir wohl ein bisschen zu hoch. Ich vermute, dass auch mal ein Unentschieden dabei sein wird.“

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