1. FSV Mainz 05: Die glorreichen Sieben

Als Brad Pitt noch kein Hauptdarsteller in Scheidungsdramen war, mimte er im bösen Thriller „Sieben“. Ein wenig gebibbert haben sie auch in Mainz vor einer Sieben. Im Gegensatz zum Film jedoch mit vorläufigem Happy End.

Europäisch betrachtet, hatte der 1. FSV Mainz 05 bislang nur Bekanntschaft mit dem Horror-Genre gemacht. Gaz Metan Medias und Asteras Tripolis hießen die Killer im Zweiteiler „Europa-League-Qualifikation“. 2011 und 2014 wollten die Nullfünfer sich für erfolgreich absolvierte Bundesliga-Spielzeiten belohnen – und rissen danach jeweils die Hürde auf dem Weg in die Gruppenphase. Umso größer die Erleichterung, als der Sprung im vergangenen Mai gelang. Ohne Umwege und blutige Nase zogen die Rheinhessen in den internationalen Wettbewerb.

Tabellenrang sechs bescherte allerdings jene glorreichen Sieben: Als Neuling im Turnus der Englischen Wochen war angesichts von sieben Duellen in nur 21 Tagen durchaus Respekt vorhanden. Drei Wochen später fiel die erste Standortbestimmung positiv aus – acht Punkte aus fünf Ligapartien, dazu ein 1:1 bei der AS St. Etienne sowie das 3:1 gegen den FK Qäbälä. Hätte schlimmer kommen können.

Zumal im Sommer Stützen wie Keeper Loris Karius und Sechser Julian Baumgartlinger weggebrochen waren, als sie sich dem FC Liverpool beziehungsweise Bayer 04 Leverkusen anschlossen. Während Mittelfeld-Wirbler Levin Öztunali, aus Leverkusen gekommen, sein Talent bereits in Zählbarem ausgedrückt hat, muss der dänische Torhüter Jonas Lössl, vormals EA Guingamp, sich noch ein wenig strecken, um an die Taten seines Vorgängers heranzureichen.

In Zeiten der ersehnten, aber energieraubenden Strapazen addieren Ausfälle dann noch größere Herausforderungen als in der Vergangenheit. Die Kniefälle von Emil Berggreen (Kreuzbandriss) und Yoshinori Muto (Innenband-Teilriss) haben den Angriff ausgedünnt, während die Defensive zeitweise Martin Schmidts Schweizer Blut in Wallung brachte. Das 4:4 gegen die TSG Hoffenheim nach 4:1-Halbzeitführung sowie die 2:3-Niederlage nach 2:1-Pausenstand gegen Leverkusen dürften auch im Büro des Chef-Trainers in der Ablage „unnötig“ zu finden sein.

Vieles ist neu im Jahr eins nach Christian Heidel, der seine große Liebe nach beinahe einem Vierteljahrhundert für den S04 verlassen hat. Doch die Verantwortlichen um Manager-Nachfolger Rouven Schröder werden die erste Saison mit permanenter Dreifachbelastung auch als Lehrzeit verplant haben. Schließlich sind sie seit einer Woche schon wieder mittendrin in den nächsten: Sieben.

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