1899 Hoffenheim: Geordnetes Chaos

Der Name 1899 Hoffenheim stand in der vergangenen Saison für Spektakel. Insgesamt 142 Treffer fielen in den 34 Bundesliga-Spielen mit Beteiligung der TSG - so viele wie bei keiner anderen Mannschaft. 72 geschossene Tore klangen nach Champions League, 70 Gegentreffer nach Abstiegskampf. Unter dem Strich standen Rang neun und ein eindeutiger Auftrag für Alexander Rosen.

„Wir wissen, dass wir nicht jede Saison so viele Tore schießen. Jetzt suchen wir Spieler, die uns stabiler machen“, erklärte der Manager und investierte vor allem in die Defensive. Torwart Oliver Baumann, der vom SC Freiburg kam, sowie Innenverteidiger Ermin Bicakcic (Eintracht Braunschweig) und Mittelfeld-Stabilisator Pirmin Schwegler (Eintracht Frankfurt) sollten das laut Trainer Markus Gisdol „geordnete Chaos“ kontrollieren.

An seiner offensiven Spielidee hält der Coach trotzdem fest. Er setzt auf aggressive Balleroberung gepaart mit risikofreudigen Steilpässen nach vorne. „Die meisten Tore fallen, wenn der Gegner nicht organisiert ist“, erklärt Ex-Schalker Gisdol, der vor der Saison mit Adam Szalai einen weiteren ehemaligen Knappen und damit eine zusätzliche Option für die Offensive bekommen hat.

Noch schwerer wog, dass Hoffenheim die umworbenen Kevin Volland und Roberto Firmino halten konnte. Vollmundige Ankündigungen sind aus dem Kraichgau trotzdem nicht zu hören. „Die Vergangenheit hat gezeigt, dass wir besser fahren, wenn wir uns zurückhalten“, meint der Coach und hält die offizielle Zielvorgabe betont nüchtern: „Stabilisierung in der oberen Tabellenhälfte.“

Zunächst ging diese Rechnung auf. Hoffenheim stand defensiv sicherer, ohne dadurch im Spiel nach vorne zu viel Explosivität einzubüßen. Doch der Fehlstart in die Rückrunde mit drei Pleiten in Serie hat Gisdols Zurückhaltung untermauert. Zumal es auch in der Hinserie nicht ganz ohne Spektakel ging, wie die Heimspiele gegen Freiburg (3:3), Hannover (4:3) und Köln (3:4) dokumentiert haben. Zuletzt fand die TSG wieder in die Spur, holte sieben Punkte aus drei Spielen und zog zudem mit einem 2:0-Erfolg in Aalen ins Viertelfinale des DFB-Pokals ein. Rosen, der im Januar seinen Vertrag bis 2018 verlängert hat, sieht trotzdem noch Luft nach oben: „Bei uns ist vieles positiv, aber auch vieles noch zu verbessern.“

Das Vertrauen in den sorgsam zusammengestellten Kader ist dennoch groß. Bester Beweis: Trotz des Kreuzbandrisses von Innenverteidiger Niklas Süle gab man Jannik Vestergaard genau wie Ersatztorhüter Koen Casteels in der Winterpause an Werder Bremen ab. Neuzugänge? Fehlanzeige.

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