Das nennt man wohl Jammern auf hohem Niveau: „Wir dachten zuletzt schon oft, dass es nicht defensiver geht. Da wurden wir heute eines Besseren belehrt“, ätzte Bayern-Kapitän Philipp Lahm nach dem 0:0 gegen Eintracht Frankfurt. Die Hessen hatten sich zum Auftakt des 11. Spieltags gerade einen Punkt gegen den Favoriten aus Süddeutschland ermauert, der mit dem Remis einen möglichen Rekord drangeben musste.

Wer selten verliert, ist oft ein schlechter Verlierer. Obendrein hätte der amtierende Meister nach bereits zehn Siegen aus den ersten zehn Ligapartien mit einem weiteren Erfolg eine europäische Bestmarke geknackt. Nur Tottenham Hotspur gelangen in der Saison 1960/1961 elf Siege in Serie. Doch das Verpassen des Rekords scheint der einzige sportliche Wermutstropfen für die Elf von Chef-Coach Pep Guardiola zu sein, die ihre Gegner mitunter zu überrennen vermag und einmal mehr den Status des souveränen Spitzenreiters innehält.

Möglichem Motivationsmangel nach drei Meistertiteln am Stück hatten die Verantwortlichen im Sommer vorzubeugen versucht: Vier Triumphe in Folge hat in der Bundesliga noch kein Verein gemeistert. Alsdann! Dem deutlichen 5:0-Auftakt gegen den Hamburger SV folgten nicht weniger schmerzliche Schlappen der direkten Konkurrenz aus Wolfsburg und Dortmund gegen die Münchener – 1:5, 1:5, und pfiat di! Besonders Robert Lewandowski mutierte gegen den VfL zum Albtraum in Stürmergestalt, netzte fünfmal binnen neun Minuten ein und sorgte damit ebenso für europaweite Schlagzeilen wie die Auftritte des gesamten Ensembles in der Champions League. Wenn ein 0:2 beim FC Arsenal die Medienwelt erbeben lässt, weil diese Elf ja doch noch zu bezwingen sei, dann kann man an der Säbener Straße nicht viel falsch gemacht haben.

Das betrifft wohl auch den Abschied einer Leitfigur. Als Bastian Schweinsteiger, altgedienter Denker und Lenker, im Juli nach 17 Jahren den Flieger Richtung Manchester United bestieg, versicherte Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge, man habe sich in großer Freundschaft verabschiedet. Beim Blick auf die Summe aus stattlicher Ablöse, des WM-Heroen erste Schritte auf der Insel und den weiteren Werdegang seiner ehemaligen Sportskameraden wird sich der Trennungsschmerz in überschaubaren Grenzen halten. Ob dies auch auf die Personalie Pep Guardiola zutreffen würde, bleibt vorerst Spekulation. Dessen Kontrakt endet im kommenden Sommer, Gerüchte schießen zusehends ins bayrische Kraut. Bis die endgültige Entscheidung gefallen ist, und das bleibt allein das Problem der Gegnerschaft, macht das Team einfach da weiter, wo es begonnen hat.

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