Bayer Leverkusen: Zäh!

Sieben Jahre mischte Bayer Leverkusen verlässlich im Spitzenquintett der Liga mit. Der Ausrutscher in der vergangenen Saison mit Platz zwölf soll ein einmaliger bleiben. Doch die Werkself tut sich schwer, die eigenen Ansprüche mit der Realität in Einklang zu bringen.

Heiko Herrlich

Die vergangene Saison war für die Fans in etwa so spaßig wie eine Fahrt auf der mit Baustellen übersäten Autobahn an der Leverkusener Rheinbrücke. Speziell die Rückserie zehrte an den Nerven: Die Bosse beurlaubten Chef-Trainer Roger Schmidt, und das Vorhaben, mit Nachfolger Tayfun Korkut zumindest noch an den internationalen Plätzen zu schnuppern, scheiterte krachend. Vielmehr schrammte Bayer nur knapp am Unfall eines finalen Abstiegskampfs vorbei und Korkut umso deutlicher an einer Verlängerung seines Vertrags über das Saisonende hinaus.

Auch im Kader hinterließ der Umbruch Spuren: Als Anführer wechselte zwar Sven Bender von Borussia Dortmund und damit wieder an die Seite seines Zwillingsbruders Lars, dafür sind Größen wie Hakan Calhanoglu, Ömer Toprak und Chicharito nicht mehr da.

Das Leverkusener Selbstverständnis indes trug keinerlei Kratzer davon. „Unser Mindestziel ist die Europa League, Wunschziel ist die Champions League“, formulierte Sportchef Rudi Völler ebenso offensiv wie unmissverständlich. Doch lässt der Start keine optimistischen Prognosen zu. Im Pokal quälte sich die Werkself für den im Endeffekt deutlichen 3:0-Erfolg beim Drittligisten Karlsruher SC über 120 Minuten. Das 2:2 gegen 1899 Hoffenheim und das 4:0 über den SC Freiburg gaben zwar Hoffnung, auf der richtigen Route zu sein, allerdings liegen dem Club die Fahrten in fremde Stadien nicht. So ist das Punktekonto für Auswärtspartien nach den 1:3-Niederlagen beim FC Bayern München und dem 1. FSV Mainz 05 sowie dem 1:2 bei Hertha BSC noch leer.

Heiko Herrlich galt als Hoffnungsträger, der den Neubeginn unter dem Bayer-Kreuz einleiten soll, doch bereits nach der Mainz-Pleite, dem dritten Spieltag, warnte der Chef-Trainer vor einem neuerlichen Abstiegskampf. Und Völler fühlte sich nach dem Fehltritt in der Hauptstadt bemüßigt, Herrlich öffentlich den Rücken zu stärken. Mit dem 3:0 gegen den Hamburger SV schloss Leverkusen erst einmal wieder zum Mittelfeld auf, die Schlaglöcher in der Baustelle indes sind damit noch nicht vollends ausgebessert. Bis mindestens 2020 laufen die Arbeiten an der Rheinbrücke – bei Bayer hoffen sie auf schnelleren Erfolg.

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