FC Augsburg: Sauerei

Mit Platz fünf hatte der FC Augsburg vergangene Saison den Titel des Überraschungsteams gewonnen. Und die Erkenntnis, dass es von dort oben eigentlich nur bergab gehen kann. Auf die Bestätigung ihrer Expertise hätten die Verantwortlichen gerne verzichtet.

„In Europa kennt uns keine Sau“, verkündeten die T-Shirts, deren Träger ihren Slogan Ende Mai auf und ab hüpfen ließen. Der Stoff, aus dem die Träume sind. Stefan Reuter ließ sie gewähren und wartete ein Weilchen, ehe er vor dem Schleudergang einer Europa-League-Saison warnte. Der Manager wusste um die schwere Verdaulichkeit solch süßer Früchte: „Das A und O bleibt die Bundesliga“, mahnte er und konnte sich prominenter Fallbeispiele bedienen. Nach triumphalem Erreichen des internationalen Geschäfts war der SC Freiburg vor zwei Jahren lange gegen den Abstiegssog gepaddelt. Am Ende riss es die Breisgauer nicht hinab, womit ihnen das Glück holder war als dem 1. FC Nürnberg oder Hertha BSC wenige Jahre zuvor.

So machte der FCA in seinem fünften Bundesliga-Jahr in Folge angesichts bevorstehender Tourstrapazen schlicht den Klassenerhalt zur Devise. Der Kader war weitgehend zusammengeblieben, doch das Erfolgsteam hatte noch keinen Flieger betreten, als sich am Horizont die Umrisse einer turbulenten Saison abzeichneten. Ein Zähler aus vier Ligaspielen war nicht viel, außer einem Fehlstart. Den buchstäblichen Tiefpunkt hatte sich der Oktober aufbewahrt: Tabellenletzter.

Nach zwei Schlappen schien zudem das noch frische Märchen Europa League beinahe auserzählt. Stattdessen fand die Mannschaft von Chef-Trainer Markus Weinzierl ihren Schneid wieder und biss sich durch in die Zwischenrunde. Zum Dank das Traumlos: FC Liverpool. Nach torlosem Hinspiel beendete der Underdog seine wunderbare Reise mit großem Kampf und knappem 0:1 an der Anfield Road.

Die Höhenluft hatte indes ganz Augsburg den Atem für anderweitige Aufgaben geraubt. Zur Winterpause im Tabellenmittelfeld rangierend, steuerten die Schwaben im März nach sechs Spielen in 18 Tagen auf einen Relegationsplatz. Langzeitausfälle wie der eigentlich unverzichtbare Daniel Baier oder Kapitän Paul Verhaegh verdüsterten die Aussicht, bis ein Isländer das Licht anknipste. Dank seiner Treffsicherheit darf sich Winterzugang Alfred Finnbogason einen Gutteil des neu gewonnenen Polsters zuschreiben.

Womit zweierlei bereits feststeht: Stefan Reuters Wunsch wird wohl in Erfüllung gehen, der da hieß: „Wenn wir auch in der Serie 2016/2017 in der Bundesliga spielen, war es wieder eine erfolgreiche Spielzeit.“ Und: In Europa kennt sie manche Sau.

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