FC Augsburg: Tugenden

Das halbe Dutzend ist voll. Der FC Augsburg bestreitet sein sechstes Bundesliga-Jahr in Serie und hat sich längst im Oberhaus festgesetzt. Und trotz der bislang erfolg- wie ereignisreichsten Spielzeit üben sich die Fuggerstädter diese Saison weiter in Bescheidenheit.

Bilbao, Belgrad, Alkmaar und Liverpool lagen auf der Route, die den FCA durch die Europa League geführt hat. Das internationale Premierenjahr zehrte an den Kräften, die im Bundesliga-Alltag benötigt wurden. Mit zwei Punkten über dem Relegationsplatzstrich sicherte der Club knapp die Klasse, ohne einen Panikplan für die aktuelle Saison zu entwerfen.

Während sich der Kader nur punktuell änderte, federten die Schwaben den Verlust von Chef-Trainer Markus Weinzierl durch Darmstadts Übungsleiter Dirk Schuster ab. Doch trotz der Mission Klassenerhalt erschien dessen defensivbasierte Philosophie zu weit weg vom Drang, der die Fuggerstädter bis nach Europa gepusht hatte. „Die Art und Weise, wie wir spielen, hat nichts mehr mit dem FC Augsburg zu tun, wie wir ihn sehen wollen“, erklärte Geschäftsführer Stefan Reuter. Und so war der aktuelle „Trainer des Jahres“ am Ende des Kalenderjahres schon kein amtierender Trainer mehr.

Sportlich hätte es bis dato schlechter laufen können. Das Zweitrunden-Aus im DFB-Pokal beim FC Bayern München kam früh, aber nicht zu überraschend. Und in der Liga rangierte der FCA auf Platz 13 – einer Region, die auch nach der internationalen Höhenluft noch nicht völlig fremd geworden ist. Doch mit dem ehemaligen Nachwuchs-Chef-Trainer Manuel Baum hat Reuter einen neuen Mann mit Stallgeruch gefunden, der die Augsburger Schule wiederbeleben soll. Mit dem Heimsieg über Borussia Mönchengladbach und einem Remis bei Borussia Dortmund setzte der 37-Jährige gleich im Dezember dicke Ausrufezeichen und stieg von der Interimslösung zum Chef-Coach auf.

In der Fremde flammt die Augsburger Leidenschaft übrigens besonders auf, wie die Auswärtstabelle zeigt. Dort würde das Team auf Rang fünf momentan europäischen Ansprüchen genügen. Ein simples siebtes Jahr Erstklassigkeit an sich würden die genügsamen Fuggerstädter wohl auch sofort unterschreiben.

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