FC Ingolstadt: Punktelieferant? Fehlanzeige

Schanzer werden die Fußballer des FC Ingolstadt genannt und das nicht ohne Grund. Der Bundesliga-Neuling wurde seinem Rufnamen bislang vollkommen gerecht, erarbeitete sich mit defensivem Fleiß eine aussichtsreiche Position im Kampf um den Klassenerhalt. Gerechnet hat damit kaum jemand - außer der FCI selbst.

„Ich bin nicht davon ausgegangen, dass wir in der Bundesliga zum Punktelieferanten werden“, stellte Chef-Trainer Ralph Hasenhüttl selbstsicher fest. „Dass das nicht passiert, das war mir von Beginn an klar.“ Der 48-Jährige wurde in seiner Meinung bislang voll bestätigt: 33 Zähler nach 27 Spieltagen – das ist eine eindrucksvolle Marke für einen Aufsteiger. Die Gründe dafür sind offensichtlich: starker Abwehrblock, starker Spirit, starker Coach.

Die Oberbayern kassierten gerade mal 31 Gegentore, sind damit in dieser Kategorie unter den Spitzenteams anzusiedeln. Eine hochstehende Verteidigungsstrategie, aggressives Zweikampfverhalten – so haben sie schon so manchen Gegner in dieser Saison buchstäblich in die Knie gezwungen. „Uns muss keiner für unsere Spielweise mögen. Respektieren sollte uns jeder“, so der Österreicher.

Nach großen Stars sucht man in diesem Team vergeblich, und das macht es ebenso stark. Die Aufstiegsmannschaft aus der Saison 2014/2015 blieb komplett zusammen, der Teamgeist ist ungebrochen. Vor allem die Waage zwischen Alt und Jung stimmt: So verkörpert Abwehrchef und Kapitän Marvin Matip den erfahrenen Defensivgeist, Mittelfeldstratege Pascal Groß steht für Frische und Kreativität im Angriffsspiel. Der Zehner legte ligaweit mit die meisten Torschüsse auf, ist gerade bei Freistößen und Eckbällen eine Waffe.

Coach Hasenhüttl formte aus dem jungen Verein (gegründet 2004) einen konkurrenzfähigen Bundesligisten. Er sorgte vor drei Jahren für die Initialzündung, nachdem man jahrelang in den unteren Gefilden der Zweiten Liga herumdümpelte. Nun ist plötzlich der Klassenerhalt in der Eliteklasse zum Greifen nah. Allerdings zeigte zuletzt die Formkurve ein wenig nach unten. Seit fünf Spielen wartet der FCI auf einen Dreier, das ist die längste Negativserie in der noch jungen Bundesliga-Historie.

Ein Problem aus der Hinrunde konnte man jedoch lösen: die Flaute im Sturm. Knipser Lukas Hinterseer musste sechs Monate auf seinen zweiten Saisontreffer warten, traf in den vergangenen vier Einsätzen dann aber jeweils einmal. Ohnehin verzeichneten die Ingolstädter nach der Winterpause schon zehn Stürmertore, das sind vier mehr als in der kompletten Hinserie.

„Unser Motto zu Beginn der Saison war: Wir verlieren nicht – entweder wir gewinnen, oder wir lernen“, sagte Hasenhüttl vor kurzem. Ihn würde es sicher nicht wundern, wenn aus dem Lernprozess gleich ein zweites Bundesliga-Jahr herausspringt. „Dafür brauchen wir aber noch ein paar Punkte.“

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