Hamburger SV: Malente als letzte Hoffnung

Seit mehr als 51 Jahren zählt der Hamburger SV zur Bundesliga. Seit der ersten Sekunde. Ohne Unterbrechung. Als einziger Verein überhaupt in Deutschland. Aber derzeit geht im Norden der Republik die Angst um. Wieder einmal.

Nachdem der Traditionsverein aus dem Norden im vergangenen Jahr in der Relegation gegen die SpVgg Greuther Fürth mit zwei Remis – und dank der Auswärtstorregel – gerade noch den Kopf aus der Schlinge ziehen konnte, sollte in dieser Spielzeit alles besser werden. Die Realität sieht anders aus.

Der Bundesliga-Dino steht einen Spieltag vor dem Saisonende auf Platz 17 – und damit vor dem ersten Abstieg aus der höchsten deutschen Spielklasse. Den Rothosen hilft gegen den FC Schalke 04 nur ein Sieg, um die Chance auf den Klassenverbleib zu wahren. Zudem sind die Hanseaten auf Schützenhilfe der Konkurrenz angewiesen. Eine wahrhaftig knifflige Mission. HSV-Ikone Uwe Seeler macht sich einmal mehr große Sorgen um seinen Verein. Einen möglichen Abstieg bezeichnet der 78-Jährige als „Katastrophe für die Stadt Hamburg und den HSV“.

Um den Absturz zu vermeiden, bündelt das Gründungsmitglied der Bundesliga noch einmal alle Kräfte. Seit Mittwoch (20.5.) bereitet sich das Team von Trainer Bruno Labbadia in einem Kurz-Trainingslager in Malente auf das entscheidende Duell mit den Königsblauen vor. „Ab jetzt zählt nur noch der kommende Samstag“, betont der Vorstandsvorsitzende Dietmar Beiersdorfer. Die Sportschule in der ostholsteinischen Gemeinde hat einen legendären Ruf, dessen Mythos der HSV beschwören will. Denn vor den WM-Endrunden 1974 und 1990 war die deutsche Nationalelf in ihrer Vorbereitung zu Gast in Malente. Der Ausgang der Turniere dürfte jedem Fußball-Fan bekannt sein.

„Wir als Mannschaft sind jetzt in der Pflicht und müssen mit Druck umgehen können, denn wir sind keine Kinder“, sagt Gojka Kacar, der zuletzt mehrfach als entscheidender Torschütze in Erscheinung getreten war. „Oft wurden hier die Trainer gewechselt, die Ergebnisse sind die gleichen geblieben. Wir können uns nicht immer auf andere verlassen. Wir müssen es selbst lösen.“

Bis zur 1:2-Niederlage beim VfB Stuttgart am vergangenen Spieltag hatten die jüngsten Ergebnisse unter Bruno Labbadia, dem mittlerweile vierten Chef-Trainer der laufenden Saison, gestimmt. Der 49-Jährige, der dem Dino seit seiner Amtsübernahme am 15. April wieder Leben eingehaucht hatte und sieben Zähler in Serie holen konnte, musste im Duell mit den ebenfalls abstiegsbedrohten Schwaben mit ansehen, wie sich seine Mannschaft dem VfB ergab.

Ebenfalls bitter: Rafael van der Vaart holte sich bei der Pleite in Stuttgart kurz vor dem Abpfiff die zehnte Gelbe Karte der laufenden Spielzeit ab und fehlt damit im Saisonfinale. Beiersdorfer dazu: „Wir wissen, dass er ein emotionaler Typ ist. Das darf ihm aber trotzdem nicht passieren!“ Einen Nebenkriegsschauplatz machen die Verantwortlichen deshalb aber nicht auf. „Wir sollten uns bei der wenigen verbleibenden Zeit jetzt nicht in kleinen Einzeldiskussionen verstricken“, erklärt der Vorstandsvorsitzende und unterstreicht damit, dass es einzig und allein um die Rettung des HSV gehe.

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