VfB Stuttgart: Auf der Überholspur

Die jüngsten zwei Spielzeiten waren für den VfB Stuttgart Drahtseilakte: Zweimal in Folge konnte das Team erst spät den Klassenerhalt sichern. Die erfolgreichen Zeiten seit der Meisterschaft 2007 sind längst verblasst. Alexander Zorniger sollte den Neuanfang forcieren, der die Schwaben allerdings wieder aus dem Gleichgewicht brachte. Balance kam erst mit Jürgen Kramny.

Fünf Spiele, fünf Niederlagen: Der Start in die Saison 2015/2016 hätte für Stuttgart nicht schlechter laufen können. Vorläufiger Tiefpunkt war das 0:1 im Hinrunden-Duell gegen den FC Schalke 04. „Es ist brutal momentan. Das war heute Unvermögen“, ärgerte sich ein enttäuschter VfB-Kapitän Christian Gentner.

Was den Fehlstart noch unverständlicher machte: Die Schwaben waren in fast jeder dieser Partien spielbestimmend, begeisterten mit Vollgas- Fußball, nur die Chancenverwertung ließ zu wünschen übrig. Viele fühlten sich an die vergangene Spielzeit erinnert. Der VfB glänzte auch damals mit großem Offensivpotenzial, erarbeitete sich zahlreiche Torchancen. Die Punkteausbeute war unterm Strich jedoch zu mager, sodass man erst am letzten Spieltag unter der Regie von Huub Stevens in Paderborn den Ligaverbleib klarmachte.

Zorniger hielt nach dem knappen Klassenerhalt an seinem extrem offensiv ausgerichteten Konzept fest. Und scheiterte: Die Mannschaft wirkte schlicht überfordert. Die Vereinsführung zog Ende November die Reißleine und beförderte Jürgen Kramny aus der U23. „Wir wollen Stabilität aufbauen. Wir werden kein Harakiri mehr spielen“, gab der neue Chef-Trainer vor.

Sein Debüt ging zwar mit 1:4 gegen Borussia Dortmund verloren, trotzdem bewies er schnell, dass es auch anders geht. Stuttgart verlor fortan kein Spiel mehr und hat sich von der Abstiegszone ins Mittelfeld befördert. Die Schwaben beeindrucken weiterhin mit starkem Offensivspiel, sind nun aber auch im Verbund deutlich gefestigter. Mittlerweile hat sich der VfB mit fünf Bundesligasiegen am Stück einen sieben-Punkte-Vorsprung auf den Relegationsplatz erspielt und befindet sich mit 27 Zählern sogar auf Tuchfühlung zu den Europa-League-Plätzen.

Es läuft wieder, dennoch begnügen sich die Schwaben aufgrund der jüngsten Jahre lieber mit kleinen Schritten. „Wir sind dabei zu analysieren, wo wir herkommen und wo wir hinwollen“, stellte Sportdirektor Robin Dutt klar. „Trotz der erfolgreichen Spiele sind wir gut beraten, uns nicht zurückzulehnen“, pflichtet ihm Offensivkraft Daniel Didavi bei. Mit Hängepartien im Tabellenkeller wollen die Stuttgarter jedenfalls nicht mehr viel zu tun haben – wenn die Balance stimmt.

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