4. Mai 1904: Der Mythos wird geboren

Was als „Glaubensgemeinschaft“ begann, wurde zum Kult, für viele gar zum Mythos: Zehn Arbeitersöhne schufen der Legende nach am 4. Mai 1904 die Grundlage für den FC Schalke 04, der am Freitag seinen 114. Geburtstag feiert. Sieben deutsche Meisterschaften, fünf nationale Pokalsiege und den UEFA-Cup errang der Club bis heute.

Nahe der Gewerkenstraße am Schalker Markt war ein Haufen Jugendlicher, gerade aus der Schule entlassen, zu Hause. Dort hielten die 14- bis 15-jährigen Jungen regelmäßig ihre Versammlungen ab. Sonntags zog es sie zur Bismarcker Rampe, wo SuS Schalke 96, der alteingesessene Verein des Stadtteils, Fußball spielte. Der Sport faszinierte sie, sie wollten ihn ebenfalls betreiben – nur besser.

Deshalb gründete die Gruppe einen eigenen Verein mit Namen „Westfalia Schalke“. Der erste Spielplatz war alles andere als schön anzusehen, genügte aber dem Zweck: Auf einer unebenen Wiese am zerfallenen Herrschaftssitz „Haus Goor“ wirbelte die Mannschaft in ihren Vereinsfarben: Rot und Gelb. Vermutlich ein Holland-Import, denn in diesen Farben war eine niederländische Mannschaft angetreten, die damals in Gelsenkirchen zu Gast gewesen war.

Willy Gies, Josef Versen, Viktor Krogull, Johann Kessel, Heinrich Kullmann, Adolf Oetzelmann, Josef Seimetz, Johannes Hornung, Ferdinand Gebauer und Willy van den Berg hießen die zehn Arbeitersöhne, die damals trotz ihres großen Enthusiasmus nicht ahnen konnten, dass sie an jenem Tag die Grundlage für einen Verein namens Westfalia Schalke schufen, der später als FC Schalke 04 (ab 1924) für Furore sorgen sollte.

Zumindest Willy Gies, Lehrling in der Herdfabrik „Küppersbusch“ und nicht zuletzt wegen seiner Begeisterungsfähigkeit Anführer der Jungenschar, soll bei einem Sonntagsspaziergang schon eine Vision gehabt haben: „Auch bei unserem Verein werden einmal 90.000 Zuschauer sein!“ Diese Zahl war gerade aus England von einem Pokalendspiel gemeldet worden.

In den 1898 gegründeten Westdeutschen Spielverband (WSV) wurde der neue Club jedoch vorerst nicht aufgenommen. Er war in den Anfangsjahren einer von vielen „wilden Vereinen“, die überall wie Pilze aus dem Boden schossen. Warum der Verband trotz mehrfacher Anfrage die Aufnahme verweigerte, ist bis heute unklar. Vielleicht lag es an einer grundsätzlichen Ablehnung von Clubs aus dem Arbeitermilieu, vielleicht wollten die Verbandsoberen aber auch nur abwarten, ob die Neugründung Bestand hat. Mit 16 Mitgliedern endete das Gründungsjahr von Westfalia Schalke. Heute zählen die Knappen rund 150.000 Mitglieder. Und es werden immer mehr!

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