Alexander Jobst zur Dringlichkeit von Veränderungen

Alexander Jobst hat in einem WAZ-Interview vom 21. November 2020 ausführlich Stellung genommen zu aktuellen Veränderungen in der Organisationsstruktur des Vereins, deren Hintergründen und Intentionen. Um allen interessierten Schalkern die Möglichkeit zu geben, einen Einblick in die Beweggründe zu erhalten, hat schalke04.de erneut mit dem Vorstand Marketing, Organisation und Vertrieb gesprochen. Hier die wichtigsten Aussagen noch einmal zusammengefasst.

Alexander Jobst

Alexander Jobst zu …

…. den Gründen, warum eine Optimierung der Organisationsstruktur gerade jetzt notwendig ist:
Wie bereits auf der Pressekonferenz zum Ende der Saison 2019/2020 angekündigt, halten wir es für unumgänglich, dass sich Schalke 04 verändert und seine Organisation in vielen Bereichen den wirtschaftlichen veränderten Rahmenbedingungen anpasst. Zur wirtschaftlichen Einordnung unserer Situation: Durch das in den letzten Jahren mehrfache Ausbleiben des europäischen Geschäfts sowie den Einfluss der Corona-Pandemie erwartet uns innerhalb von zwei Jahren ein Umsatzrückgang für Schalke 04 von knapp 350 Millionen Euro (2018) auf unter 200 Millionen Euro zum Ende dieses Geschäftsjahres.

… der strategischen Vorgehensweise bei den Überlegungen zur Umstrukturierung:
Wir haben zunächst mit einer Analyse begonnen. Unter anderem mit folgenden Fragestellungen: Wo gibt es in unserer aktuellen Organisation Überschneidungen von Themen und Verantwortlichkeiten? Welche Geschäftsbereiche, welche Abteilungen unter wirtschaftlich anderen Rahmenbedingungen sind noch sinnvoll, welche müssen wir anpassen und welche werden in Zukunft umso wichtiger? Wie haben sich die Bedürfnisse und Wünsche unserer Partner und Sponsoren – nicht erst durch Corona, sondern auch schon lange vorher – verändert und wie können wir dem Rechnung tragen? Wie sorgen wir dafür, dass Innovation auch weiter bei Schalke einen Platz hat – ohne dabei die Tradition und Herkunft in Frage zu stellen oder zu vergessen? Und am wichtigsten: Wie kommunizieren wir mit den Menschen, die Schalke seit Jahrzehnten ausmachen – unsere Fans und Mitglieder?

All das und auch die personellen Veränderungen der letzten Monate im Aufsichtsrat und Vorstand mit den Abgängen von Clemens Tönnies und Peter Peters haben dazu geführt, dass wir eine Anpassung der Organisationsstruktur in Angriff nehmen und sie implementieren – auch unter aktiver Mitarbeit unseres Betriebsrats, der von Anfang an einbezogen und informiert war.

… dem Zeitpunkt der Umstrukturierungen:
Die Notwendigkeit, diesen Veränderungsprozess anzugehen, ist auch von vielen Fans und Mitgliedern gerade im Sommer eingefordert worden. Dass er im Ergebnis auch zu inhaltlichen und strukturellen Veränderungen führen kann, sollte kaum verwundern.

Denn: Verändern, ohne etwas zu ändern – das ist ein leider auch für den FC Schalke 04 kaum zu lösender Zielkonflikt.

Viele rufen nach Veränderungen – gehen wir sie dann an, wird sofort infrage gestellt, ob wir noch ein Kumpel- und Malocherclub sind. Damit tue ich mich schwer. Das ist mir zu einseitig. Ein Kumpel- und Malocherclub zu sein und gleichzeitig die Bereitschaft zur Veränderung zu haben – das schließt sich gegenseitig nicht aus.

… zu einer Änderung der Rechtsform:
Eine vorgetragene These war in Bezug auf das Thema Ausgliederung zu lesen: Dient die Umstrukturierung als Vorbereitungshandlung für die Ausgliederung? Um sich von möglichen unbequemen „Gegnern“ dieses Vorhabens im Verein zu trennen und um die Entscheidung besser „durchboxen“ zu können? Natürlich nicht.

Das Thema Ausgliederung ist – wie der Vorstand mehrfach erörtert und begründet hat – eines der grundlegenden Szenarien für eine wirtschaftliche Zukunft von Schalke 04, mit der sich der Vorstand in seiner Funktion und Verantwortung für den Club beschäftigen muss. Ein mögliches Votum darüber, ob eine Änderung der Rechtsform irgendwann gewünscht und in Kraft treten würde, trifft aber einzig und allein der Souverän – die Mitglieder. Insofern gibt es überhaupt nichts, was man „intern“ durchboxen müsste oder könnte.

… zum Vorwurf einer „Entschalkerung“ der Geschäftsstelle:
Der persönliche Vorwurf an mich, ich triebe ein „Entschalkern“ auf der Geschäftsstelle voran, möchte ich entschieden zurückweisen. Diejenigen, die Schalke 04 schon seit vielen Jahren als Mitarbeiter begleiten, kennen die Seele des Clubs und wissen genau, wie er tickt.

Ob langjährig, seit kurzer Zeit, jung oder älter – unsere Schalker Mitarbeiter werden nicht kategorisiert, auch nicht nach der Laufzeit ihrer Tätigkeit. Denn sie alle geben ausnahmslos alles für unseren Verein.

Selbstverständlich haben wir mit allen Mitarbeitern ausführliche Gespräche geführt, deren Aufgaben sich durch inhaltliche Anpassungen der Organisation ändern. Dass nicht alle Mitarbeiter Gewinner einer Strukturveränderung sind, ist auch klar. Am Ende freuen wir uns, dass so viele im Sinne ihres Vereins entschieden zu haben, den neuen Weg gemeinsam mit uns zu gehen.

… zum Vorwurf, langjährige Abteilungsleiter seien degradiert worden:
Fakt ist: Zwei der drei Mitarbeiter aus der öffentlichen Berichterstattung vergangene Woche arbeiten auch in Zukunft mit gleichem Titel in ihren bisherigen Abteilungen für den FC Schalke 04. Einer der drei Mitarbeiter hat einen Aufhebungsvertrag unterschrieben und wird den Verein verlassen. Dass die Loyalität von Mitarbeitern infrage gestellt wurde, ist grober Unfug. Dieser Verein hat viele Herausforderungen und manche Probleme. Eins aber nicht: Loyalität und totale Identifikation der Mitarbeiter mit Schalke 04 – das schließt ausdrücklich auch die drei genannten Mitarbeiter aus dem besagten Medienbericht ein.

… zu den Aufgaben für die Anpassung der Organisationsstruktur des Vereins:
Der Vorstand hat die Pflicht, für den FC Schalke 04 und seine Mitglieder richtige und ebenso wegweisend wie zukunftsorientierte Entscheidungen zu treffen. Dass einzelne Mitglieder und Fans in Teilen ein „Mitspracherecht“ für bestimme Funktionen oder Personen im Tagesgeschäft für sich beanspruchen, ohne Hintergründe und Abläufe genau zu kennen, ist nur schwer verständlich – und in der Satzung auch nicht vorgesehen.

… zum Vorwurf, der Vorstand würde Mitarbeiter in ihnen gegenüber loyale und illoyale kategorisieren:
Loyalität und Engagement haben sich beim FC Schalke nur auf eines zu richten – nämlich auf das Wohl des Vereins. Das gilt auf jeder und für jede Hierarchieebene. Das ist zudem personenunabhängig – egal, wer aktuell die Vorstandspositionen besetzt.

Im gesamten Umstrukturierungsprozess gab es keine einzige betriebsbedingte Kündigung von Mitarbeitern und wird es auch nicht geben – so entspricht es auch einer Vereinbarung mit dem Schalker Betriebsrat.

… zur letzten Umstrukturierung vor einigen Jahren:
Für die damaligen Anpassungen gab es ebenso gute Gründe wie für die aktuellen Maßnahmen. Für jedes Unternehmen in jeder Branche gilt: Stillstand bedeutet Rückschritt. Was wäre denn die Konsequenz? Weiter so, weil immer so?

Es muss möglich sein – im Übrigen wie selbstverständlich auch bei anderen Clubs und in anderen Unternehmen – bei komplett veränderten Rahmenbedingungen und sehr dynamischen Entwicklungen im Fußball, in der Gesellschaft und in der Wirtschaft den Kurs korrigieren zu können – auch beim 116 Jahre alten FC Schalke 04! Wir optimieren nur da, wo es tatsächlich Optimierungspotential gibt.

… zum Ausblick auf die Zukunft:
Veränderung dient als Chance und nicht als Bedrohung. Nur dann wird es uns gelingen, die ruhmreiche Vergangenheit FC Schalke 04 auch in eine Zukunft zu bringen. Jetzt gilt es für uns alle, dass wir uns auf das Wesentliche – die sportliche Situation – besinnen und gemeinsam diese schwere Zeit bewältigen. Wir brauchen den Zusammenhalt mehr denn je.

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