Alexander Jobst: Transparent agieren, Vertrauen zurückgewinnen

Alexander Jobst, Vorstand Marketing und Kommunikation des FC Schalke 04, hat bei der Pressekonferenz am Mittwoch (1.7.) zu unterschiedlichen Themen rund um den Verein ausführlich Auskunft gegeben. schalke04.de hat die Aussagen des 46-Jährigen zusammengefasst.

Alexander Jobst

Alexander Jobst über …

… den Rücktritt von Clemens Tönnies:
Es war eine Entwicklung, die über die vergangenen Tage erfolgt ist. Uns hat der Entschluss überrascht. Wer Clemens Tönnies kennt, weiß, dass sein Entschluss steht, wenn er diesen getroffen hat. Es gab keine Überredungsabsichten unsererseits. Clemens war für mich in meiner Funktion als Marketingvorstand ein sehr starker Ratgeber. Es ist aber auch wichtig zu betonen, dass unsere Sponsoren personenunabhängig sehr stabil an der Seite des Vereins stehen. Mir persönlich ist es zudem wichtig, dass ich meinen Dank an Clemens für das Vertrauen der letzten Jahre ausrichte. Aus den Telefongesprächen der vergangenen Tage wurde sehr deutlich, dass ihm diese Entscheidung alles andere als leichtgefallen ist. Gleichzeitig gilt mein Dank dem Aufsichtsrat mit dem neuen Vorsitzenden Dr. Jens Buchta, der uns als Vorstand das Vertrauen schenkt, den Club durch diese angespannte und herausfordernde Zeit zu führen.

… das Bild des Vereins in den vergangenen Wochen:
Der heutige Tag ist eine Zäsur für den FC Schalke 04. Ein „Weiter so“ kann es und wird es so nicht geben. In den vergangenen Monaten hat Schalke 04 in der Öffentlichkeit ein miserables Bild abgegeben. Wir haben Fehler gemacht, für die wir uns entschuldigen möchten. Die Verantwortung für diese Entscheidungen tragen wir. Wir müssen tunlichst dafür Sorge tragen, dass solche Fehler nicht mehr passieren. Wir wissen, dass wir sehr viel Vertrauen und Glaubwürdigkeit in den vergangenen Monaten verspielt und sehr viele Mitglieder und Fans verschreckt haben. Wir werden alles dafür tun, dass wir Glaubwürdigkeit zurückgewinnen. Worte dazu sind das eine, Taten werden das Wichtigere sein.

Wir werden alles dafür tun, dass wir Glaubwürdigkeit zurückgewinnen.

Alexander Jobst

… Transparenz:
Wir möchten mit wirtschaftlicher Vernunft, Augenmaß und vollständiger Transparenz Vertrauen zurückgewinnen bei unseren Millionen Fans und Mitgliedern, die in dieser Saison sehr gelitten haben und die vielen Dinge, die passiert sind, nicht nachvollziehen konnten. Jochen Schneider und ich werden den Dialog suchen zu den Fanclubs und Mitgliedern, um dort aufzuzeigen, wo wir mit Schalke hinwollen. Wir werden Maßnahmen im Lizenzbereich treffen und bei den Profis weitere Kürzungen vornehmen müssen. Wir richten den Blick in die Zukunft. Für uns wird es Zeit, dass wir transparent agieren. Und dann Schalke 04 nicht nur durch Corona, sondern mittel- und langfristig wieder in die Fahrwasser führen, in denen wir uns sowie alle Fans den Verein wünschen. Ich sehe und spüre eine große Verantwortung dem Club gegenüber und freue mich auf die sehr herausfordernden Aufgaben in naher Zukunft, die ich mit voller Überzeugung angehe. Wir haben alle Hände voll zu tun, jetzt den Schalter umzulegen, die vergangene Saison aufzuarbeiten und daraus gestärkt nach der Sommerpause hervorzugehen. Uns erwarten viele große Aufgaben. Ich bin überzeugt, dass wir sie gemeinsam bewältigen können. Wenn uns Vertrauen geschenkt wird, werden wir alles dafür tun, das auch zu rechtfertigen.

… die Rechtsform des S04:
Ich war und bin der Auffassung, dass die Corona-Krise nicht das Sprungbrett zu einer möglichen Veränderung der Rechtsform des FC Schalke 04 sein kann. Klar ist aber auch, dass wir im Vorstand die große Aufgabe haben, den Verein zu stabilisieren, eine schlagkräftige Mannschaft für die kommende Saison zu konzipieren und uns auf das Wesentliche zu konzentrieren. Danach ist es natürlich unsere Aufgabe und unsere Verantwortung, die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit für den FC Schalke 04 sicherzustellen. Wenn wir zu einem späteren Zeitpunkt der Auffassung sind, dass wir ein Konzept zu einer möglichen Veränderung der Rechtsform für sinnvoll erachten, dann werden wir das mit vollständiger Transparenz vorstellen und diskutieren. Das ist aber keine Thematik von heute, auch nicht von morgen oder den nächsten Wochen und Monaten. Wir kommen dann gegebenenfalls auf die Mitglieder zu, wenn wir diese Auffassung haben und wir dafür bestmöglich vorbereitet sind.

Uns erwarten viele große Aufgaben. Ich bin überzeugt, dass wir sie gemeinsam bewältigen können.

Alexander Jobst

… die wirtschaftliche Situation des Vereins und die daraus gezogenen Konsequenzen:
Wir sind jetzt an einem Punkt angekommen, an dem wir sportlich nicht mehr so in die Zukunft investieren können, dass wir davon ausgehen können, dass wir Europa erreichen. In den vergangenen Jahren wurde oft kritisch angemerkt, dass Schalke 04 kein Einnahme-, sondern ein Ausgabeproblem habe. Man kann das so sehen. Durch Corona ist dieses Missverhältnis viel eklatanter zum Tragen gekommen. Uns brechen durch Corona, insbesondere durch die Situation, dass wir in leeren Stadien spielen, große Einnahmenströme weg. Wir sind froh, dass wir einen sehr stabilen Vermarktungsstand auf der Sponsorenseite haben. Unsere Partner stehen zu uns. Wir werden diesen Club soweit gesunden, dass wir im Personaletat bei Investitionen, die in der Organisation des FC Schalke 04 nicht unbedingt notwendig sind, zunächst einmal die Stopp-Taste drücken, um Schalke 04 durch Corona zu steuern und zu konsolidieren. Das hat auch zur Konsequenz, dass wir auch unsere sportlichen Ziele für die nächsten ein, zwei, vielleicht sogar drei Saisons anpassen werden. Wir können nicht realistisch annehmen, dass wir in den nächsten Jahren mit einer Reduzierung des Personaletats Europa erreichen. Das schließt nicht aus, dass wir das mit einer sehr guten Leistung schaffen können, aber wir müssen unsere Ziele kurz- und mittelfristig realistisch anpassen und die Budgets reduzieren. Wenn wir sportlich wieder in Fahrt kommen, haben wir die Möglichkeit, wieder Investitionen zu tätigen, damit Schalke 04 seinen grundsätzlichen Anspruch, ein großer Club zu sein und seine ganze Kraft zu entfalten, wieder erfüllen kann.

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