Jochen Schneider: Aufwand und Ertrag in Einklang bringen

Auf einer ausführlichen Pressekonferenz hat Jochen Schneider am Mittwoch (1.7.) Stellung zu aktuellen Themen und der sportlichen Zukunft des Vereins bezogen. schalke04.de hat die Aussagen des Sportvorstands zusammengefasst.

Jochen Schneider

Jochen Schneider über …

… die abgelaufene Saison:
Die Saison war in vielerlei Hinsicht eine besondere. Der letzte Eindruck bleibt haften – und der letzte Eindruck war leider richtig schlecht. Über weite Strecken der Saison haben wir gut gespielt, hatten nach 25 Pflichtspielen nur vier Niederlagen. Danach lief vieles nicht mehr rund. Dafür gab es verschiedene Gründe. Es soll nicht wie eine Ausrede klingen, aber wir hatten natürlich viele Probleme mit zahlreichen Verletzungen über einen langen Zeitraum. Phasenweise ist uns die gesamte Defensivachse weggebrochen. Dazu zwei torgefährliche Mittelfeldspieler. Bei der Breite, Tiefe und Balance unseres Kaders waren es einfach zu viele Verletzte. Wir haben hinten raus mit einer Mannschaft gespielt, die mit der vom Saisonbeginn nicht mehr viel zu tun hatte.

… sein Vertrauen in David Wagner:
Der branchenübliche Reflex, den Trainer zu entlassen, wenn es nicht mehr läuft, das bin nicht ich. Ich habe vollstes Vertrauen in die Arbeit von David Wagner und bin überzeugt davon, dass wir gemeinsam aus der Situation herauskommen. Wenn uns das gelingt, haben wir ein stabiles Fundament für eine erfolgreiche Zukunft geschaffen. Als David Wagner das Gros des Kaders zur Verfügung stand, haben wir attraktiven und erfolgreichen Fußball gespielt.

… den Rücktritt von Clemens Tönnies:
Jeder von uns weiß, wie schwer Clemens Tönnies die Entscheidung gefallen ist. In erster Linie gebührt ihm für seine Arbeit und seine Leistungen in den vergangenen 26 Jahren großer Dank. Er hat den Verein geprägt und gelenkt, war an vielen richtungsweisenden Entscheidungen wie der Realisierung der VELTINS-Arena, der Professionalisierung der Knappenschmiede und zuletzt am Ausbau des Vereinsgeländes entscheidend beteiligt.

Stabilität und wirtschaftliche Vernunft haben Vorrang vor ambitionierten Zielen.

Jochen Schneider

… finanzielle Anpassungen:
Aufwand und Ertrag müssen in Einklang gebracht werden. Das ist in den vergangenen Jahren nicht immer gelungen – auch weil durch das mehrfache Verpassen des internationalen Geschäfts Einnahmen weggefallen sind. Von 2005 bis 2016 war der FC Schalke 04 in zehn von elf Jahren international vertreten, in den vergangenen vier Spielzeiten hingegen nur noch einmal. Unsere Aufgabe und Verantwortung ist es nun, gewisse Kosten anzupassen. Konkrete Zahlen möchte ich aber nicht nennen. Aber es liegt auf der Hand, dass das Lizenzspielerbudget der größte Hebel ist, um Einsparungen vorzunehmen. Wir haben dem Verein und den Mitgliedern gegenüber eine große Verantwortung, deshalb müssen wir nachhaltig wirtschaften. Zudem ist die Corona-Pandemie noch nicht überstanden, das Virus noch nicht besiegt. Stabilität und wirtschaftliche Vernunft haben Vorrang vor ambitionierten Zielen.

… einen weiteren Gehaltsverzicht der Lizenzspieler:
Nach dem Ausbruch der Corona-Pandemie hatten wir sehr gute und einvernehmliche Gespräche mit der Mannschaft. Die Spieler waren sofort bereit, bis zum Saisonende auf einen Teil ihres Gehalts zu verzichten. Im März sind wir so verblieben, dass wir uns beim Trainingsauftakt für die Saison 2020/2021 noch einmal zusammensetzen. Klar ist, dass nach wie vor Einnahmen fehlen und wir kommen nicht drumherum, weitere Maßnahmen zu treffen. Wir haben tolle Charaktere in der Mannschaft. Deshalb bin ich überzeugt davon, dass wir für alle Beteiligten eine gute und faire Lösung finden werden.

… mögliche Neuzugänge:
Da halte ich es wie immer und beteilige mich nicht an Spekulationen. Auf welcher Position wir jemanden holen oder nicht holen, dazu vermeiden wir eine Diskussion. Vor allem, weil es sich gegebenenfalls um Spieler handelt, die noch bei anderen Vereinen unter Vertrag stehen. Wenn es etwas zu vermelden gibt, dann werden wir das tun. Man darf auch nicht vergessen, dass viele europäische Ligen noch spielen.

Wir werden weiterhin nachhaltig in die Knappenschmiede investieren.

Jochen Schneider

… ausgelaufene Leihgeschäfte:
Wir planen erst einmal mit allen Spielern, die einen Vertrag bei uns haben und nach ihren Leihen zu uns zurückkehren. Andersherum verlassen uns einige Spieler, die wir ausgeliehen hatten. Einer davon ist Jonjoe Kenny, den wir gerne für ein weiteres Jahr ausgeliehen hätten, da wir mit ihm sehr zufrieden waren. Er passt zu Schalke wie die Faust aufs Auge, ist ein toller Charakter und ein toller Spieler. Unser Interesse haben wir auch beim FC Everton hinterlegt, der aber leider anders plant. Das müssen wir respektieren.

… die Zukunft von Benjamin Stambouli:
Sein Vertrag auf Schalke ist mit dem gestrigen Tage ausgelaufen. Wir sind aber weiterhin im Austausch und würden Benji gerne weiter an uns binden.

… die Bedeutung der Knappenschmiede:
Wir werden weiterhin nachhaltig in unsere Nachwuchsarbeit investieren. Can Bozdogan hat in den vergangenen Wochen gezeigt, dass er die Platzreife für die Bundesliga hat. Neben ihm befinden sich noch weitere Spieler mit viel Potenzial in unseren Reihen. Darüber hinaus ist es uns gelungen, einige weitere talentierte Spieler für die Knappenschmiede zu gewinnen. Wir gehen den Weg gemeinsam mit Norbert Elgert und seinen Mitstreitern konsequent weiter.

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