Nabil Bentaleb: Neu entdeckter Torriecher

Oft sprechen Trainer und Verantwortliche eines Vereins bei einem Neuzugang von Anlaufzeit – gerade wenn dieser aus einer anderen Liga und einem anderen Land kommt. Oft brauchen Spieler eben jene Anlaufzeit, um sich der neuen Umgebung, dem neuen Team und der Liga anzupassen. Auf Nabil Bentaleb trifft das eher weniger zu.

Neue Position – neue Qualitäten

Nach dem missglückten Saisonstart wechselte Chef-Trainer Markus Weinzierl das System – und so veränderte sich auch Bentalebs Position. Im 3-5-2-System agiert der algerische Auswahlkicker im zentralen Mittelfeld offensiver. Diese Umstellung trug umgehend Früchte. Erst sein traumhafter Debüttreffer in Augsburg, dann der Doppelpack gegen Mainz. Plötzlich wusste Bentaleb auch mit Toren zu gefallen. „Ich wusste, dass ich offensiv mehr kann“, erklärt er. „Der Trainer traut mir zu, weiter vorne zu spielen. Ich denke, ich habe das ganz gut gemacht. Glücklicherweise konnte ich auch ein paar Tore schießen.“

Der 21-Jährige, erst Ende August aus dem Norden Londons nach Gelsenkirchen gekommen, überzeugte schnell. Bis auf die Auftaktbegegnung in Frankfurt – Bentaleb war erst 24 Stunden zuvor verpflichtet worden – stand er in jedem Bundesligaspiel in der Startelf. Beim jüngsten 3:1-Erfolg gegen Werder Bremen wurde der Algerier erstmals ausgewechselt.

Trotz der spielerisch weitestgehend überzeugenden Darbietungen schlichen sich bei Bentaleb zu Beginn der Spielzeit aber auch Patzer ein. Wie etwa in Berlin oder in Hoffenheim. Doch das lässt ihn kalt, versichert er. „Wenn ich einen Fehler mache, spiele ich trotzdem weiter. Ich gebe niemals auf. Das ist meine Mentalität und die Mentalität unserer Mannschaft. Auch wenn wir Fehler machen, werden wir bis zum Ende kämpfen.“

Inzwischen stehen fünf Pflichtspieltreffer auf seinem Konto. Diese gelangen Bentaleb alleine in den vergangenen sechs Partien. Zum Vergleich: In Tottenham knipste die Nummer 10 der Knappen in 46 Premier-League-Spielen kein einziges Mal.

Auch er profitiert also vom guten Lauf in den letzten Wochen. Nach fünf Auftaktpleiten ist Königsblau inzwischen neun Pflichtspiele in Serie ungeschlagen, überwintert im DFB-Pokal und als Gruppenerster in der Europa League. Ein Schlüssel zum Erfolg sind für Bentaleb auch die S04-Anhänger: „Wir waren immer zuversichtlich, wir hatten nur einen schlechten Start. Unsere Fans waren sehr geduldig, sie haben uns Zeit gegeben und das wissen wir zu schätzen. Wir haben im Training weiter hart gearbeitet und daran geglaubt, dass die Ergebnisse kommen. Wir haben das verdient.“

In der nun anstehenden Länderspielpause trifft Bentaleb mit der Auswahl Algeriens auf Nigeria, anschließend wartet in der Bundesliga das Gastspiel beim VfL Wolfsburg. Besondere Ziele bis zur Winterpause verfolgt Bentaleb nicht, denn „wir konzentrieren uns immer nur auf das nächste Spiel. Wir sollten nicht über die Tabelle nachdenken, sondern über unsere Leistung als Team. Nach neun ungeschlagenen Spielen kann man sagen, dass es momentan ganz gut läuft.“