Andre Breitenreiter: Dann werden alle Spaß haben

Mit der Leistungsdiagnostik am Mittwoch (1.7.) und der ersten öffentlichen Einheit tags darauf hat die Vorbereitung auf die kommende Saison endgültig angefangen. So auch für Andre Breitenreiter, der auf der Mitgliederversammlung erste Eindrücke vom zweitgrößten Sportverein Deutschlands gewinnen konnte. Auf schalke04.de spricht der neue Chef-Trainer über die Vorbereitung, seinen Kader und seine Spielphilosophie.

Andre Breitenreiter über …

… das Ende der Sommerpause:

Wir sind alle froh, dass es endlich losgeht. Ich war schon ein paar Mal hier, zur Eröffnungs-Pressekonferenz, zur Mitgliederversammlung und habe auch vorab Gespräche geführt. Es war endlich an der Zeit, auf den Platz zu gehen. Das erste Training war super: sehr viele Zuschauer, heißes Wetter, Spieler, die sehr motiviert sind – endlich hat das Warten ein Ende. Wir haben direkt sehr viel Zuspruch von den Fans bekommen. Da macht es gleich mehr Spaß, die Saison vorzubereiten und Gas zu geben. Es war insgesamt ein runder erster Tag. Wir brennen alle, haben richtig Lust. Jetzt freuen wir uns auf eine hoffentlich verletzungsfreie und erfolgreiche Vorbereitung.

… die sportmedizinische Untersuchung:

Die Leistungstests haben gezeigt, dass die Jungs im Urlaub gearbeitet haben. Das ist auf jeden Fall eine gute Basis. Es wird allerdings nichts daran ändern, dass wir hart und intensiv arbeiten werden. Dennoch haben die Spieler gezeigt, dass sie eine hohe Eigenmotivation mitgebracht und sich gut vorbereitet haben, sodass wir auch die Bälle mit ins Trainingslager nehmen können (lacht).

… die Nähe zu den Fans:

Wir sind Personen, die sehr offen sind, im Umgang eine hohe Kommunikation pflegen, geerdet und bodenständig sind. Es ist ganz wichtig, dass wir einen engen Draht zu den Fans haben. Wir sitzen alle in einem Boot und sind letztendlich voneinander abhängig. Wir brauchen die Anhänger und ihre Unterstützung. Im Umkehrschluss brauchen sie die Leistung von uns.

… öffentliche Einheiten:

Wenn wir sagen, dass wir die Nähe zu den Fans zulassen möchten, sind sie natürlich herzlich willkommen. Nichtsdestotrotz werden wir uns auch auf Gegner vorbereiten müssen und Automatismen einstudieren. Da benötigen wir dann auch unsere volle Konzentration. Deswegen wird es auch Einheiten unter Ausschluss der Öffentlichkeit geben. Dennoch werden die Fans genügend Zugang zur Mannschaft haben.

… seine ersten Eindrücke von Schalke:

Allein die Mitgliederversammlung war schon sehr beeindruckend für uns. Da waren fast so viele Zuschauer wie damals in Paderborn bei ausverkauften Heimspielen, ohne das abwertend zu meinen. Ich habe mich sehr über die Zustimmung und den positiven Empfang gefreut. Die Stimmung ist direkt ins Positive umgeschwenkt, obwohl wir noch nicht einmal trainiert hatten. So soll es sein. Es macht richtig Bock, hier zu arbeiten und sich mit den Jungs auf eine hoffentlich erfolgreiche Saison vorzubereiten.

… die ersten Tage mit der Mannschaft:

Mit den Spielern habe ich schon einige kurze Gespräche geführt. Wichtig ist aber, dass wir uns erst einmal kennenlernen. Wir müssen zunächst schauen, wie das Auftreten auf dem Platz ist und wie der einzelne Spieler funktioniert, um uns dann auch länger mit jedem auseinanderzusetzen. Das macht meiner Meinung nach mehr Sinn.

… die erste Einheit auf dem Rasen:

Das erste Training war so zusammengestellt, dass wir dem gesamten Trainerteam die Möglichkeit gegeben haben, Übungen zu präsentieren. Das ist für mich ganz wichtig. Ich bin kein Trainer, der ein Alleinunterhalter ist. Ich versuche, die anderen Trainer immer mitzunehmen, ihre Meinung ist mir sehr wichtig. Wir arbeiten als Team hervorragend zusammen. Auf dem Platz sollten sich die Spieler erst einmal wieder an den Ball und an den Platz gewöhnen.

… die kommenden Wochen:

Wir werden jetzt die Leistungstests genau analysieren und dann die Ausrichtung für das Trainingslager wählen. Insbesondere werden wir zu Beginn an der Fitness arbeiten, um unser laufintensives Spiel beherzt umzusetzen. Das ist für mich sehr wichtig. Ich möchte, dass wir hohes Pressing spielen, jedem verlorenen Ball nachgehen und bei Ballgewinn die Fitness haben, offensiv umzuschalten. Wir wollen schnell auf das gegnerische Tor spielen. Das ist eine Art von Fußball, die die Fans begeistert und meiner Meinung auch die, die zum Erfolg führt. Das ist mit diesem Kader auf Schalke auch möglich. Dementsprechend werden wir auch trainieren. Wir haben in der nächsten Zeit den kompletten Kader noch nicht zusammen. Das macht die Sache nicht leichter. Trotzdem wollen wir neben der Fitnessarbeit das Spiel bei Ballbesitz verfeinern, damit wir Richtung Tor effektiv werden. Wenn dann alle da sind, wird es verstärkt um taktische Inhalte gehen. Anschließend wird es vermehrt um das Spiel gegen den Ball gehen.

… ein weiteres Trainingslager:

Das ziehen wir noch in Erwägung und sind in den Planungen auch schon relativ weit. So haben wir alle Spieler über drei, vier Tage noch einmal zusammen, können unseren taktischen Plan gemeinsam ausarbeiten und der Mannschaft vermitteln. Dadurch haben die Spieler, die neu beziehungsweise später dazukommen, die Chance, uns besser kennenzulernen.

… seine Spielphilosophie:

Ich möchte, dass wir schnell zum Torabschluss kommen und viele Tore erzielen. Ob das immer gelingt, ist etwas anderes. Ich bin aber kein Freund davon, den Ball hinten 28 Mal rumschieben zu lassen. Wir wollen schnell nach vorne agieren, weil wir in der Offensive hervorragende Spieler haben.

… mögliche Veränderungen im Kader:

Wir müssen uns in den ersten Tagen erst einmal kennenlernen. Dann werden wir schauen, wo wir noch Handlungsbedarf sehen. Klar ist, dass wir noch nach einem Stürmer Ausschau halten. Eventuell verpflichten wir noch einen rechten Außenverteidiger. Da sind wir uns aber noch nicht sicher. Es hängt davon ab, wie die ärztlichen Prognosen zum Heilungsverlauf von Atsuto Uchida sind. Insgesamt schauen wir uns erst einmal alles an und haben Augen und Ohren offen.

… Johannes Geis:

Er ist trotz seines jungen Alters einer der Top-Sechser in Deutschland. Johannes hat in Mainz bereits Verantwortung als Kapitän übernommen. In diesem Alter eine Führungsrolle zu übernehmen, ist schon großartig. Die Aufgabe hat er gut erfüllt. Johannes ist sehr ruhig am Ball, hat eine gute Technik und ist einer starker Spieleröffner. Das passt perfekt in meine Spielphilosophie. Er spielt sehr gute Diagonalbälle und ist zudem einer der besten Standardschützen in der Bundesliga. Das ist eine Waffe. Spieler, die einen großen Wert haben, müssen Waffen haben. Und die hat er. Er hat trotzdem noch Luft nach oben. Es gibt noch Punkte, die er verbessern kann. Auf diesem Weg wollen wir ihm helfen, damit er auch seine persönlichen Ziele erreichen kann.

… Junior Caicara:

Junior ist am Mittwoch bei der Leistungsdiagnostik zur Mannschaft gestoßen. Er hat eine total positive Ausstrahlung. Als ich am Abend die Werte bekommen habe, habe ich erst einmal gestaunt. Ich habe noch nie zuvor einen besseren Wert gesehen als bei Junior. Er ist eine Maschine. Ich habe ihm gesagt, dass es für ihn eigentlich direkt losgehen könnte. Körperlich ist er topfit. Er bringt alles mit und hat im Urlaub sehr gut gearbeitet. Er muss sich jetzt erstmal an die Mannschaft und den Fußball in der Bundesliga gewöhnen. Die Zeit werden wir ihm geben. Aber ich bin mir sicher, dass er hervorragende Veranlagungen hat, um viel Dampf über die Außenposition zu entwickeln und so für viel Gefahr vor dem Tor zu sorgen.

… Saisonziele:

Wir halten den Ball erstmal flach. Wir möchten die positive Stimmung mitnehmen, die wir gerade spüren. Nichtsdestotrotz geht es zunächst darum, eine Einheit zu werden. Wir müssen als Team wieder zusammenwachsen. Das ist ein Prozess, der nicht von heute auf morgen funktioniert. Die Jungs brauchen ihre Zeit, um zu verstehen, wie wir als Trainer ticken und müssen unsere Spielidee verinnerlichen. Wenn uns das gelingt, werden wir marschieren. Davon bin ich überzeugt, und dann wird es auch allen Spaß machen.

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