Ibrahima Cissé: Auf diesem Kompliment darf ich mich nicht ausruhen

In den Testspielen vor der Weihnachtspause wusste Ibrahima Cissé mit einer starken Zweikampfquote zu überzeugen. Zudem erzielte der Innenverteidiger, der eine Vergangenheit als Stürmer hat, sein erstes Tor im Trikot der S04-Profis. Im Interview mit schalke04.de spricht der 21-Jährige über sein erstes halbes Jahr in Deutschland, eine Verletzung zu einem ungünstigen Zeitpunkt, einen Vergleich von Thomas Reis und seine Ziele.

Ibrahima Cissé

Ibrahima, wir befinden uns seit 04 Tagen im Trainingslager in Belek. Wenn man eure Einheiten von der Tribüne aus beobachtet, fallen zwei Dinge direkt auf: Die Intensität ist sehr hoch. Und die Stimmung in der Mannschaft ist sehr gut. Wie nimmst du das Training auf dem Platz wahr?
Wir sind hier, um Gas zu geben. Das machen wir. Und ich denke, die Fans sehen das auch. Bei der harten Arbeit darf der Spaß aber nicht zu kurz kommen. Wir verstehen uns als Gruppe sehr gut und wollen gemeinsam einen erfolgreichen zweiten Saisonteil spielen. Den Grundstein dafür legen wir im Trainingslager. Gerade die Tests gegen Zürich und Nürnberg sowie dann zu Hause gegen Bremen sind wichtig, damit wir gut vorbereitet ins erste Pflichtspiel gehen.

Bist du jemand, der Trainingslager mag? Oder bist du eher der Typ, der nach den Einheiten lieber nach Hause fährt?
Grundsätzlich bin ich abends gerne zu Hause. Aber trotzdem mag ich Trainingslager. Denn hier sind wir als Gruppe über einen längeren Zeitraum zusammen. Das ist extrem wichtig, da der Teamgeist sich nochmals weiterentwickelt, weil man auch abseits der Trainingseinheiten viel Zeit miteinander verbringt. In unserer Mannschaft herrscht ein guter Spirit. Und genau den benötigen wir auch, um unser gemeinsames Ziel, den Klassenerhalt, zu erreichen.

Ibrahima Cissé

Du bist im vergangenen Sommer von der KAA Gent aus Belgien zum FC Schalke 04 gewechselt. Dein Debüt in der Bundesliga durftest du bislang aber noch nicht feiern. Wann ist es soweit?
Ich hoffe bald. Jeden Tag arbeite ich hart, um mich zu verbessern. Ich will mich empfehlen und dem Trainerteam zeigen, dass ich bereit bin, um der Mannschaft zu helfen. Vielleicht hätte ich noch im ersten Saisonteil die Chance bekommen, meine ersten Minuten in der Bundesliga zu sammeln. Aber leider hat mich eine Muskelverletzung gestoppt.

Das war Ende September. Was ist dir in dem Moment durch den Kopf gegangen? Denn zu diesem Zeitpunkt hattest du dich gerade durch gute Leistungen im Trikot der U23 in den Fokus gespielt: In sechs Spielen hintereinander wusstest du in der Regionalliga West nicht nur in deiner Funktion als Innenverteidiger zu überzeugen, sondern tratst auch zweimal als Torschütze in Erscheinung.
Verletzungen und die damit verbundene Ausfallzeit sind immer hart. Ich war in einem guten Rhythmus und hatte das Gefühl, dass ich nah dran bin. Und dann das. Hinzu kamen dann auch noch die Verletzungen von Sepp van den Berg und Leo Greiml, und auch Marcin Kaminski hatte bereits gefehlt. Also vier Innenverteidiger auf einen Schlag. Zum Glück sind Marcin und ich wieder komplett fit. Und auch bei Sepp sehe ich jeden Tag in Belek, dass er Schritte nach vorne macht.

Ein Stürmer holt sich sein Selbstvertrauen vor allem über Tore, ein Verteidiger über eine gute Defensivleistung.

Ibrahima Cissé

In den Testspielen vor der Weihnachtspause hast du immer wieder angedeutet, dass du auch offensiv für Gefahr sorgen kannst – gerade bei Standardsituationen. So war es auch ein Freistoß, der deinen Treffer zum 2:2-Endstand in Osnabrück eingeleitet hat. Trainierst du solche Situationen regelmäßig?
Ich war früher Stürmer und weiß noch, wo das Tor steht (schmunzelt). Innenverteidiger bin ich erst seit vier Jahren. Natürlich ist es immer ein schönes Gefühl, wenn man ein Tor erzielt. Aber meine primäre Aufgabe ist es, dass wir kein Gegentor kassieren. Mit meiner Körpergröße bin ich bei Standardsituationen aber sicherlich immer wieder einer der Spieler, die vorne für Gefahr sorgen können.

Thomas Reis hat dich nach dem Spiel bei Hajduk Split gelobt und deine Anlagen mit denen seines ehemaligen Spielers Armel Bella-Kotchap verglichen. Hast du das mitbekommen?
Ja. Ich habe dann direkt gegoogelt und mich etwas ausführlicher über seinen Werdegang informiert. Mittlerweile ist Armel Bella-Kotchap ja sogar deutscher Nationalspieler. Diese Aussage hat mir auch noch einmal gezeigt, dass Thomas Reis an mich glaubt. Aber klar, auf diesem Kompliment darf ich mich nicht ausruhen. Ich muss jeden Tag hart arbeiten, um ein besserer Spieler zu werden.

Ibrahima Cissé

In Split hast du keinen einzigen Zweikampf verloren, in Osnabrück eine Woche später ein Tor erzielt. Geben dir solche persönlichen Erfolgserlebnisse noch einmal zusätzliches Selbstvertrauen?
Die Statistik aus Split hat mich tatsächlich sehr gefreut. Ein Stürmer holt sich sein Selbstvertrauen vor allem über Tore, ein Verteidiger über eine gute Defensivleistung. Wichtig ist, dass die gute Zweikampfquote keine Eintagsfliege bleibt. Mein Ziel muss es sein, in jedem Spiel möglichst viele direkte Duelle auf dem Platz zu gewinnen.

Wie hast du dich in deinem ersten halben Jahr in Deutschland eingelebt?
Die Mannschaft hat mich von Anfang an gut aufgenommen. Das war wichtig für mich. Denn wenn du dich nicht willkommen fühlst, kannst du auch keine gute Leistung bringen. Natürlich war die Sprachbarriere am Anfang schwierig, aber ich versuche so gut es geht, mich zu integrieren.

Lernst du Deutsch?
Ja, ich habe zweimal pro Woche Sprachunterricht auf Schalke.

Hast du ein deutsches Lieblingswort?
Zusammen! Das passt auch zu einer Fußball-Mannschaft. Dort müssen alle Spieler zusammenhalten, um erfolgreich zu sein.

Ich muss jeden Tag hart arbeiten, um ein besserer Spieler zu werden.

Ibrahima Cissé

Hast du schon etwas von Gelsenkirchen und der Umgebung sehen können?
In den vergangenen Monaten habe ich die trainingsfreien Tage genutzt, um mir einige weitere Städte in der Region anzuschauen. Duisburg, Bochum, Düsseldorf, Köln – und natürlich auch Gelsenkirchen. Denn das ist schließlich die Stadt, für deren Fußballclub ich auflaufen darf. Wenn mich meine Familie oder Freunde besuchen, machen wir immer wieder kleine Ausflüge. Ich verbringe aber auch gerne Zeit zu Hause.

Was sind deine Hobbys?
Sport. Wenn ich nicht trainiere oder selbst ein Spiel habe, schaue ich mir gerne Basketball und Fußball im Fernsehen an. Auch da kann ich immer etwas lernen.

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