Klaas-Jan Huntelaar: Auch mal bei der Ernte helfen

Als Spieler werden die Fans der Königsblauen den Hunter nicht mehr im S04-Trikot sehen können. Aber vielleicht irgendwann als Zuschauer im Blauen Salon, wenn sein Sohn in der VELTINS-Arena aufläuft. Möglicherweise kümmert er sich aber zunächst auch darum, dass zu Hause gesundes Essen auf den Tisch kommt. Im zweiten Teil des Abschiedsinterviews spricht Klaas-Jan Huntelaar über seine Zeit nach Schalke.

Klaas-Jan Huntelaar, Sie haben sich auf Schalke nicht nur als Torjäger, sondern auch als Stimmungskanone einen Namen gemacht.

Habe ich das (grinst)?!

Man sagt Ihnen zum Beispiel neben Ihren Späßen in der Kabine eine besondere Beziehung zu Maskottchen Erwin nach.

Wir kennen uns ja jetzt schon ein paar Jahre, selbst wenn er in dieser Zeit nie etwas gesagt hat. Erwin ist ja so was von cool. Die Aktion mit der Roten Karte nach dem Derby war einfach lustig – bei allem Respekt vor dem Unparteiischen. Dass dann auch noch die ganze Nordkurve „Erwin Hooligan“ singt, war sensationell. So etwas gibt es nur auf Schalke. Total geil!

Sie sollen zudem Verhandlungsführer sein, wenn es um die Ausgehzeit der Mannschaft geht.

Wer hat das verraten? Bestimmt Sead Kolasinac, oder?

Der Informantenschutz ist uns ein hohes Gut.

Als erfahrener Spieler muss man eben auch diese Aufgaben übernehmen. Die Jungen wollen natürlich ab und zu feiern, trauen sich aber bei solchen brisanten Themen nicht, den Trainer darauf anzusprechen. Wir Älteren müssen es dann eben richten und die harten Verhandlungen führen. Das sind keine leichten Gespräche, kann ich berichten.

Hört sich sehr uneigennützig an. Man sagt den Niederländern der Bundesliga aber doch nach, dass sie zu Feierbiestern mutieren können …

Hat das wieder jemand aus der Mannschaft über mich verraten?

Auch dazu äußern wir uns nicht.

Verstehe. Zum Abschluss haben alle noch mal über mich ausgepackt, da sie mich ja bald nicht mehr zum Verhandeln brauchen (lacht). Also: Zum richtigen Anlass feiere ich gerne, keine Frage. Wenn du etwas erreicht hast, musst du es auch mal auskosten.

Wie wird Klaas-Jan Huntelaar seine Zeit nach Schalke auskosten?

Ich habe noch keine konkreten Pläne. Ich lasse mich nicht zu irgendetwas drängen, sondern werde in aller Ruhe eine Entscheidung treffen.

Welche Prioritäten stehen im Mittelpunkt?

Es ist doch klar, dass meine Familie eine große Rolle spielt. Ich habe vier Kinder, die ich nicht aus ihrem gewohnten Umfeld reißen möchte. Mal schauen, wohin mich die Reise führt. Ich will auf jeden Fall noch einige Zeit auf gutem Niveau spielen.

Erlauben Sie uns einen Blick in die Glaskugel, da jede aktive Karriere natürlich ihr Ende hat. Schmieden Sie bereits Pläne für die Zeit danach?

Keine konkreten. Aber ich weiß, dass ich mir auf jeden Fall mal ein paar Monate Auszeit gönnen möchte, wenn es soweit ist, in denen ich mich um Sachen kümmern kann, für die jetzt so wenig Zeit ist.

Als da wären …

Da fallen mir viele Sachen ein. Zum Beispiel baue ich seit einiger Zeit mit Freunden eigenes Obst und Gemüse an. Darum kümmern sich momentan größtenteils die Jungs, weil ich wenig Zeit habe. Aber dann könnte ich auch mal bei der Ernte helfen.

Der Hunter als Obst und Gemüse-Bauer?

Klingt nicht schlecht, oder (lacht)? Das wird bestimmt nicht meine Hauptaufgabe sein, aber es macht einfach Spaß, mit Freunden ein gemeinsames Projekt zu betreiben. Zudem weiß ich so, was bei uns auf den Teller kommt.

Was bauen Sie an?

Am Anfang viel Obst. Äpfel, Birnen, Kirschen, Waldbeeren, Pflaumen. Und seit einiger Zeit Kartoffeln und Spargel. Allerdings dauert es nach dem Sähen erst einmal drei Jahre, bis wir den Spargel ernten können.

Wir hören den Fachmann in Ihnen. Neulich lasen wir außerdem ein Zitat über Ihre ganz besondere Sammelleidenschaft, die Sie ausbauen könnten.

Ich weiß, worauf Sie anspielen. Es geht darum, dass ich Kinder sammele …

… genau. Wie viele dürfen es denn noch werden?

Das müssen Sie besser meine Frau fragen. Ich glaube, die ist ganz glücklich mit den Vieren zu Hause. Da herrscht 24 Stunden am Tag Chaos. Wenn wir an einem Ende aufräumen, stürzt am anderen schon wieder etwas zusammen. Wir können es nicht stoppen. Aber wenn es nach mir geht, könnten trotzdem noch weitere folgen, es gibt einfach nichts Schöneres auf der Welt als Kinder.

Zeichnet sich schon ab, wer aus dem Quartett am ehesten das Zeug zum „Mini-Hunter“ hat?

Sie sind alle noch sehr jung, aber Seb, unser Ältester (8 Jahre, Anm. d. Red.), hat auf jeden Fall etwas vom Torjäger-Gen geerbt. Wenn ich ihn beobachte, sehe ich meine eigene Kindheit. Er ist wahnsinnig interessiert, fragt mich nach jedem Spiel über alles aus. Nach dem Tor gegen Leipzig wollte er wissen, ob ich das Abseits im Auge hatte, als ich mich im Rücken der Abwehr davongestohlen habe. Er achtet mittlerweile einfach auf alles und will das dann für sein Spiel benutzen.

Mir ist es wichtig, dass meine Kinder ihren eigenen Weg finden und gehen, unabhängig von meinem.

Klingt vielversprechend. Also sollte die Knappenschmiede ihre Scouts am besten schon mal losschicken?

Er wurde neulich von zwei Vereinen gescoutet, aber nach Gelsenkirchen wäre es dann doch ein bisschen weit in dem Alter.

In ein paar Jahren könnten Sie aber die Rolle Ihres Vaters übernehmen und ihn fahren …

Das wäre wirklich eine Geschichte, wenn ich Sebs Partien aus dem Blauen Salon verfolgen könnte. Aber bei allem Spaß: Mir ist es wichtig, dass meine Kinder ihren eigenen Weg finden und gehen, unabhängig von meinem. Dabei will ich sie unterstützen.

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Frikandel!

Warum?

Die Frikandel ist leichter für den Magen als die scharfe Soße von der Currywurst.