Lars Unnerstall: Der Derby-Hut bekommt einen ganz besonderen Platz

Wenn der FC Twente am Wochenende zum „Testspiel unter Freunden“ in der VELTINS-Arena antritt, wird bei den Niederländern ein Ex-Schalker zwischen den Pfosten stehen. Im Interview mit schalke04.de spricht Lars Unnerstall, der am Donnerstag (20.7.) seinen 33. Geburtstag feiert, über die Rückkehr an seine alte Wirkungsstätte, Erinnerungen an sechs Jahre als Königsblauer, die besondere Verbindung zwischen den Knappen und den Tukkers sowie die aktuelle Situation beim FC Twente.

Lars Unnerstall nach dem Derbysieg 2012

Lars, am Samstag kehrst du in die VELTINS-Arena zurück. Wie sehr freust du dich auf das Testspiel mit dem FC Twente in deinem alten Wohnzimmer?
Das wird schon etwas Besonderes, schließlich habe ich insgesamt sechs Spielzeiten lang das S04-Trikot getragen. Hier bin ich Profi geworden, habe mein erstes Bundesligaspiel gemacht, war Teil der Mannschaft, die 2011 den DFB-Pokal gewonnen hat – und ich durfte in der Champions League zwischen den Pfosten stehen. Da gibt es einige Momente, die ich mein Leben lang nicht vergessen werde. Dazu das Stadion, die Fans, die Menschen – es wird für mich definitiv mehr als „nur“ ein Testspiel …

Du hast insgesamt 47 Pflichtspiele für die Lizenzmannschaft des FC Schalke 04 bestritten. An welche Partie erinnerst du dich besonders gerne zurück?
Darf ich auch zwei nennen?

Na klar!
Da ist zum einen der Derbysieg am 20. Oktober 2012 im Stadion der Schwarz-Gelben. Das Ding ist 2:1 für uns ausgegangen, ein Wahnsinnsspiel (Unnerstall hielt mit mehreren starken Paraden in der Schlussphase den Sieg fest, Anm. der Redaktion). Gerade die Minuten nach dem Abpfiff mit unseren Fans waren überragend. Alle Schalker in der Kurve haben damals weiße Fischerhüte getragen. Am Zaun hat ein Fan mir dann einen dieser Hüte geschenkt, zudem bekam ich das Megaphon in die Hand gedrückt. Und dann ging die Party los …

Da gibt es einige Momente, die ich mein Leben lang nicht vergessen werde. Dazu das Stadion, die Fans, die Menschen – es wird für mich definitiv mehr als „nur“ ein Testspiel.

Lars Unnerstall

Ist der Hut noch in deinem Besitz?
Selbstverständlich. Auch wenn er nicht mehr wie neu aussieht (lacht). Einige Löcher sind drin, aber er hält noch zusammen und ist fest mit diesem besonderen Tag verbunden. Ich habe mehrere Boxen mit gesammelten Erinnerungsstücken aus meiner bisherigen Karriere. Die werde ich bald zu Hause aufhängen. Meine Frau und ich haben vor nicht allzu langer Zeit in Uffeln, meiner Heimat, gebaut. Die meisten Zimmer sind bereits eingerichtet. Das Highlight, meinen Fußball-Raum, habe ich mir für den Schluss aufbewahrt (schmunzelt).

Damit haben wir das erste Highlight abgehakt. Welches Spiel hat außerdem einen hohen Stellenwert für dich?
Vier Tage nach dem Derbysieg haben wir in der Champions-League-Gruppenphase beim FC Arsenal gespielt. Die Londoner waren im Emirates Stadium der Favorit. Aber unsere beiden Niederländer haben in der Schlussphase geknipst: Klaas-Jan Huntelaar in der 76. Minute zum 1:0, Ibrahim Afellay zehn Minuten später zum 2:0-Endstand.

Die Knappen feiern den Derbysieg 2012

Chef-Trainer war damals Huub Stevens, der sicherlich hochzufrieden war, dass die Null stand …
… es war insgesamt eine starke Mannschaftsleistung. Ein toller Abend. Am Ende der Vorrunde sind wir mit zwölf Punkten vor dem FC Arsenal Gruppensieger geworden.

In den vergangenen Jahren warst du immer wieder bei Spielen in Gelsenkirchen zu Gast. Trifft auf dich der Spruch „Einmal Schalker, immer Schalker“ voll und ganz zu?
Wenn du bei einem Verein groß wirst, dann macht das etwas mit dir. Der S04 ist definitiv kein x-beliebiger Club. Ich werde Königsblau immer im Herzen tragen und freue mich deshalb am Samstag auch auf das eine oder andere bekannte Gesicht. Aus dem damaligen Kader ist aber nur noch Ralf Fährmann dabei. Mein Wechsel nach Düsseldorf liegt mittlerweile ja auch neun Jahre zurück. Aber Zeugwart Enrico Heil ist zum Beispiel immer noch dabei, dazu weitere Mitglieder im Staff. Wir werden sicherlich kurz über die alten Zeiten plaudern.

Wenn du bei einem Verein groß wirst, dann macht das etwas mit dir. Der S04 ist definitiv kein x-beliebiger Club. Ich werde Königsblau immer im Herzen tragen.

Lars Unnerstall

Wann bist du das letzte Mal in der VELTINS-Arena gewesen?
Das ist tatsächlich schon etwas her. Vor der Corona-Pandemie war das – beim Champions-League-Spiel gegen Galatasaray Istanbul. Wenn du selbst Profi bist, ist es schwierig, am Wochenende in anderen Stadien zu sein und ein Spiel zu schauen. Aber das heißt nicht, dass ich den FC Schalke 04 nicht mehr verfolge. Ganz im Gegenteil: Wenn es passt, schaue ich die Spiele live im Fernsehen an. Und wenn nicht, dann immer die Zusammenfassungen.

Deinen ehemaligen und deinen aktuellen Verein verbindet seit Jahren eine große Freundschaft. Was bekommst du davon mit?
In „De Grolsch Veste“, unserem Stadion, siehst du immer wieder Schalke-Fans. Fahnen, Schals, Banner – es ist überragend, dass sich beide Fanlager so gut verstehen und häufig auch die Spiele des jeweils anderen Clubs besuchen. Manchmal sprechen mich nach Spielen in Enschede auch Fans an und sagen, dass sie Schalker sind.

Mit dem FC Twente hast du zuletzt eine sehr erfolgreiche Saison gespielt. Du hast lediglich 27 Gegentore kassiert und warst damit ein Garant für euren Einzug in den Europapokal. War die vergangene Spielzeit die persönlich beste in deiner Laufbahn?
Wenn man rein auf die Zahlen schaut, dann war das sicherlich so. Wir haben die beste Abwehr gestellt, gleich 17-mal zu Null gespielt. Aber auch im Jahr davor lief es für mich persönlich gut. Ebenso zuvor bei der VVV-Venlo und zeitweise bei der PSV Eindhoven. Je mehr Spiele du machst und je mehr der Trainer sowie die Mannschaft dir vertrauen, desto besser läuft es. Und im Moment läuft es beim FC Twente richtig gut!

Lars Unnerstall im Trikot des FC Twente

Ihr seid Tabellenfünfter geworden und habt damit das Ticket für die Conference League gelöst. Auf dem Weg in die Gruppenphase steht euch in der kommenden Woche Hammarby IF aus Schweden gegenüber. Seid ihr gut vorbereitet?
Wir haben in der vergangenen Woche ein Trainingslager in De Lutte, einem kleinen Ort an der deutschen Grenze, absolviert und zum Abschluss ein Testspiel gegen Odense BK aus Dänemark bestritten. Beim Abpfiff stand es 7:1 für uns, vieles lief schon sehr gut. Aber wir werden dieses Ergebnis nicht überbewerten. Es war ein Testspiel, mehr nicht. Wichtig ist, dass wir da sind, wenn es um Punkte in der Liga oder das Weiterkommen in den K.o.-Wettbewerben geht.

Ist das Spiel gegen den FC Schalke 04 daher auch für euch eine wichtige Generalprobe?
Auf jeden Fall. Wir haben uns die Teilnahme an der Conference League in der vergangenen Saison erarbeitet. Jetzt wollen wir auch das Ticket für die Gruppenphase lösen.

Königsblau startet in der Woche nach dem Duell mit euch in die Zweitliga-Saison. Was ist drin für den S04 in der anstehenden Spielzeit?
Ich drücke beide Daumen, dass in der VELTINS-Arena in der Saison 2024/2025 wieder Erstliga-Fußball gespielt wird. Ein Verein wie Schalke 04 gehört einfach in die Bundesliga. Ein Selbstläufer wird der Aufstieg sicherlich nicht, aber ich habe ein gutes Gefühl. Ein guter Start wird sicherlich nicht unwichtig sein. Mit dem Auftakt beim Hamburger SV und dem ersten Heimspiel gegen den 1. FC Kaiserslautern ist das schon knackig.

Im Jahr 2030 kann Olaf Thon mich gerne anrufen.

Lars Unnerstall

Du bist gerade 33 Jahre alt geworden. Wie lange möchtest du noch auf höchstem Niveau spielen?
33 ist für einen Torwart noch kein Alter. Ein paar Jahre sollen es auf jeden Fall noch sein. Wenn ich fit bleibe, weiterhin meine Leistung bringe und jeden Tag mit Freude zum Training fahre, kann ich mir schon vorstellen, noch mit 39 oder 40 in der Kiste zu stehen.

Und dann? Darf Olaf Thon sich in einigen Jahren bei dir melden und dich zum Training der Traditionsmannschaft einladen?
Im Jahr 2030 kann er mich gerne anrufen (lacht). Und dann schauen wir mal.

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