Simon Henzler: Die Jungs pushen sich jeden Tag

Simon Henzler arbeitet beinahe täglich mit den S04-Torhütern Ralf Fährmann, Alexander Nübel und Michael Langer zusammen. Im Interview mit schalke04.de spricht der Torwart-Trainer der Königsblauen über den Zusammenhalt des Trios, Fährmanns starke Elfmeter-Bilanz und sein Leiden während der 90 Minuten.

Simon Henzler

Simon, du trainierst fast jeden Tag mit unserem Torwart-Trio. Wie bewertest du die Arbeit mit den Jungs?
Wir sind ein verschworener Haufen. Dadurch, dass wir viel separat trainieren, verbringen wir in unserer kleinen Truppe viel Zeit miteinander. Deswegen ist es wichtig, dass wir gut harmonieren und dass ein gutes Klima herrscht. Die Jungs pushen sich jeden Tag und es gibt keine Rivalitäten. Dank der klaren Hierarchie sind wir sehr gut aufgestellt. Ralf Fährmann ist die Nummer eins, Alexander Nübel der junge Herausforderer dahinter und Michael Langer der routinierte Backup. Sie sind alle ein wenig unterschiedliche Typen. Ralf ist der positiv Verrückte, Alex ist eher introvertiert, haut aber doch mal einen Spruch raus und Michael ist immer gut gelaunt und ein echtes Mentalitätsmonster – das passt einfach.

Wie bewertest du die Entwicklung von Alexander Nübel?
Wir sind froh, dass er in der U21 spielen kann und dort auf sich aufmerksam macht. Er wird durch seine Auftritte dort noch selbstbewusster und er hat insgesamt unheimlich dazugelernt und sich stetig weiterentwickelt. Alex ist fußballerisch unheimlich stark, er muss aber noch besser abwägen, wie viel Risiko er in manchen Situationen gehen soll.

Wie wichtig ist unsere Nummer drei Michael Langer für das Team?
Er gibt jeden Tag 100 Prozent, obwohl er in einer schwierigen Situation ist. Auch wenn er im Vorfeld bereits weiß, dass er sehr wahrscheinlich nicht im Kader ist, bleibt er immer positiv – und das rechne ich ihm sehr hoch an. Er schafft ein gutes Klima, ist für das Team wichtig, das sehen auch Domenico Tedesco und Peter Perchtold so. Auch deswegen ist Michael bei den Champions-League-Spielen immer dabei.

Ralf hat eine überragende Mentalität.

Simon Henzler

Ralf Fährmann stand allein in der Bundesliga 117 Mal in Folge in der Startelf. Wie wichtig ist diese Konstanz auf der Position?
Er ist die unumstrittene Nummer eins und ich hoffe, dass er diese Serie noch lange weiter ausbauen wird. Ralf will sich jeden Tag weiterentwickeln. Ich habe schon mit vielen Torhütern zusammengearbeitet und ich habe noch nie einen Keeper gesehen, der so trainingsbesessen ist. Dass er in dieser Woche wegen der Belastungssteuerung nicht auf dem Platz stehen konnte, ist der Horror für ihn. Ralf hat eine überragende Mentalität und wenn er körperlich fit bleibt, dann sehe ich keinen Grund, warum er in den nächsten Jahren nicht mehr spielen sollte.

Ralf Fährmann hat in der Bundesliga bereits elf Strafstöße pariert, war auch gegen Porto in der Champions League zur Stelle. Wie bereitet ihr euch auf die gegnerischen Elfmeterschützen vor?
Wir gucken uns diese genau an und diskutieren in unserer kleinen Torwartgruppe, wo der Gegner hinschießen könnte. Es gibt gewisse Statistiken, die wir durchgehen, entscheiden aber manchmal auch aus dem Bauch heraus. Bislang funktioniert das ganz gut.

Das Torhüterspiel ist sehr komplex – wie gewichtest du die Trainingsinhalte?
Heutzutage muss ein Torwart alles beherrschen. Im Vordergrund sollte immer noch die Verteidigung des eigenen Tores stehen, denn daran wird ein Keeper hauptsächlich gemessen. Es wird aber natürlich noch mehr trainiert, beispielsweise die Raumverteidigung und die Spieleröffnung. Letztere wird immer wichtiger. Wir versuchen, alles in einen Kontext zu bringen und jede Woche alle Schwerpunkte zu trainieren.

Wie sehr fieberst du in den 90 Minuten mit deinem Keeper mit?
Das ist schlimmer als selbst zu spielen. Du bist machtlos und hoffst die ganze Zeit, dass alles gut geht. Ich leide bei jedem Gegentor und freue mich bei jeder Parade – es ist ab und zu nicht so einfach und ich bin froh, wenn ich die 90 Minuten überstanden habe.

Seite teilen