Was macht eigentlich ... Dios-Mios-Fußballgott?

Als Pablo Antonio Di Ospeo eroberte Schauspieler Oscar Ortega Sánchez im Film „Fußball ist unser Leben“ vor fast 20 Jahren die Herzen vieler Schalke-Fans. Im Interview mit schalke04.de spricht „Dios-Mios-Fußballgott“ unter anderem über seine Verbundenheit zu den Königsblauen, schmerzhafte Dreharbeiten und eine innige Freundschaft, die während des Filmes entstand und noch bis heute anhält.

Dios-Mios-Fußballgott

Oscar, wo erwischen wir dich gerade?
In Berlin. Ich bin vor fünf Jahren in die Hauptstadt gezogen, habe zuvor 30 Jahre lang in Hamburg gewohnt. Meine Freundin hatte sich aber gewünscht, einmal woanders zu leben. Zunächst war ich von der Idee nicht begeistert, habe es aber ihr zuliebe probiert. Wir haben in Berlin eine schöne Wohnung gefunden und ich muss sagen, dass ich Hamburg nicht wirklich arg vermisse, weil ich mich hier sehr wohlfühle, tolle Nachbarn und sehr gute Freunde kennengelernt habe.

Deine Fans haben dich zuletzt vor allem in der Rolle des Mustafa Tombul in der ARD-Krimireihe Mordkommission Istanbul gesehen, dort bist du aber 2018 – nach zehn Jahren – ausgestiegen. Verrätst du uns die Gründe?
Ich hatte eine schöne Zeit, in der ich viele spannende Dinge erlebt habe. Ich bin viel gereist, habe die Türkei sehr gut kennenlernen dürfen und in Istanbul Freunde gefunden, mit denen ich weiterhin sehr engen Kontakt habe. Die Zeit möchte ich nicht missen, aber nach zehn Jahren dachte ich mir, dass ich meine Komfortzone verlassen muss, um neue Aufgaben anzugehen.

Du bist Spanier, der im hessischen Lampertheim geboren wurde und im Alter von drei Jahren nach Mannheim gezogen ist. Wie viel spanisches Blut fließt in dir?
Manchmal bin ich schon ein wenig aufbrausend und emotional. Beispielsweise wenn ich Sport gucke, kann es passieren, dass ich vom Sessel hochspringe und einen Schreianfall bekomme. Ich mag das gar nicht an mir, sondern wäre lieber etwas besonnener.

Und wenn Deutschland im nächsten EM-Finale auf Spanien treffen sollte, dann bist du für?
Dann bin ich schon für Spanien. Aber wenn bestimmte Vereine aus diesen Nationen beispielsweise in der Champions League gegeneinander spielen, dann kommt es durchaus vor, dass ich für die deutsche Mannschaft bin. Früher war ich Fan von Real Madrid, das hat sich mittlerweile etwas geändert. Ich bin vom Verein enttäuscht worden. Es sind in den vergangenen Jahren ein paar Dinge vorgefallen, durch die ich das Ganze neu überdacht habe.

Raúl hat dem Verein und den Fans solch wunderbare Momente geschenkt, da kann man nur stolz drauf sein.

Oscar Ortega Sánchez

Ein Sieg muss für einen Real-Fan schön herausgespielt werden, damit er besonders wertvoll ist, hast du einmal in einem Interview gesagt.
Das ist ein Anspruch, den sich natürlich nur absolute Top-Vereine leisten können. Wenn man so viel Geld in die besten Spieler der Welt investiert, solch eine große Tradition hat, so erfolgsverwöhnt ist, dann hat man als Fan von Real Madrid berechtigterweise den Anspruch, dass eine gewisse Ästhetik im Spiel ist.

Mit Raúl hat eine Real-Legende für den S04 gespielt. Wie hast du seine Zeit auf Schalke verfolgt?
Es war der Höhepunkt meiner Sympathie für diesen Verein. Als Spanier war ich darauf richtig stolz. Von außen hatte man den Eindruck, dass er der Mannschaft sehr gutgetan hat, dass er sich um die jungen Spieler gekümmert hat und sie viel von ihm gelernt haben. Raúl hat dem Verein und den Fans solch wunderbare Momente geschenkt, da kann man nur stolz drauf sein.

Oscar Ortega Sanchez

Kommen wir von Raúl zum nächsten Weltstar: Pablo Antonio Di Ospeo. Fast jeder Fan kennt ihn, auch wenn er nie wirklich für den S04 gespielt hat. Wie stolz bist du darauf?
Unheimlich! Und beruflich gesehen ist es das schönste Geschenk, das ich je erhalten habe. Als Schauspieler wünscht man sich es oft, aber es gelingt selten, dass man mit einer Figur in den Herzen so vieler Zuschauer bleibt. Viel mehr kann man nicht erreichen. Wenn ich irgendwann einmal im hohen Alter auf meine Karriere zurückblicken werde, dann wird es mit hoher Wahrscheinlichkeit so sein, dass diese Rolle den absoluten Höhepunkt meines beruflichen Lebens darstellt.

Ihr habt damals in der Saison 1998/1999 für den Film „Fußball ist unser Leben“ bei den Heimspielen gegen den 1. FC Kaiserslautern und gegen Eintracht Frankfurt gedreht. Bei der Partie gegen Frankfurt hast du den richtigen Instinkt bewiesen. Erläutere doch mal.
Oliver Held hatte damals für Schalke das 1:0 erzielt – und ich habe diesen Treffer irgendwie gerochen. Ich habe mir beim Pfiff des Freistoßes, der zum Tor führte, sofort zwei Komparsen und den Kameramann geschnappt und bin mit ihnen zur Nordkurve gelaufen. Den Komparsen habe ich umgehend nach dem Tor gesagt, dass sie mich auf ihre Schultern nehmen sollen. Der Kameramann hat es super aufgenommen, wie ich direkt am Zaun die Arme hochreiße. Die Zuschauer müssen mich für komplett verrückt gehalten haben und dachten sich bestimmt, was das denn für ein Idiot da unten ist (lacht). Wenn wir diesen Jubelmoment hätten inszenieren müssen, hätten wir Tausende Statisten benötigt, was sehr teuer geworden wäre. So hatten wir schöne Bilder für relativ wenig Geld.

Man kann das nicht wirklich nachvollziehen, wenn man diese Bedingungslosigkeit und Leidenschaft der Schalke-Fans nicht selbst erlebt. Eine ganze Stadt steht geschlossen hinter ihrem Verein.

Oscar Ortega Sánchez

Wir haben gelesen, dass das Siegtor, dass du im Film geköpft hast, sehr schmerzhaft gewesen sein soll.
So ist es. Ich bin in Wirklichkeit ein mittelmäßig begabter Fußballer gewesen, obwohl ich schon ein paar Tricks auf Lager hatte. An dem Tag, als wir die Szene drehten, hat es stark geregnet, wodurch sich der Ball mit Wasser vollgesogen hat und sehr schwer wurde. Die Szene beinhaltete eine Flanke samt Flugkopfball meinerseits. Es hat sehr lange gedauert, bis es einigermaßen geklappt hat. Nach jedem Kopfball hat mir dermaßen der Schädel wehgetan, da ich nicht die Technik hatte, den Ball korrekt mit der Stirn zu treffen.

Ihr seid, bevor ihr den Film angefangen habt zu drehen, in vielen Kneipen in Gelsenkirchen gewesen, um ein Gefühl für Stadt und Leute zu bekommen. Wie hast du die Liebe der Fans zu Schalke damals wahrgenommen?
Diese Erfahrung hat uns für den Film extrem geholfen, um uns in unsere Rollen noch besser hineinzuversetzen. Man kann das nicht wirklich nachvollziehen, wenn man diese Bedingungslosigkeit und Leidenschaft der Schalke-Fans nicht selbst erlebt. Eine ganze Stadt steht geschlossen hinter ihrem Verein. Wenn man an Spieltagen aus dem Hotel auf die Straße gegangen ist, hat man es förmlich in der Luft gespürt, wie die Anspannung gestiegen ist.

Wie war die Zusammenarbeit am Set mit Uwe Ochsenknecht und Ralf Richter, zwei „echten Typen“ im Filmgeschäft?
Den Ralf kannte ich bereits aus einer vorherigen Produktion, da wusste ich also schon, was auf mich zukommt – im positiven Sinne (lacht). Was sehr schön ist: Durch diesen Film ist meine Freundschaft zum Uwe entstanden, ich kannte ihn bis dahin nur als Schauspieler. Wir haben uns dann persönlich kennengelernt und festgestellt, dass wir im gleichen Stadtteil aufgewachsen sind. Das war der Beginn einer Freundschaft, die bis heute noch sehr eng anhält.

Die Meldung über Rudi Assauers Tod hat mich sehr mitgenommen.

Oscar Ortega Sánchez

Du hast bei den Dreharbeiten damals unter anderem Rudi Assauer kennenlernen dürfen. Wie war das für dich?
Es war ein richtiges Ereignis, als ich Rudi Assauer getroffen habe. Wir haben sogar ein paar Abende miteinander verbracht, das war einfach beeindruckend. Es war schwierig, wenn man mal zu Wort kommen wollte (lacht). Rudi hatte viel zu erzählen. Die Meldung über seinen Tod hat mich sehr mitgenommen. Aber nicht nur die, sondern auch schon als seine Krankheit öffentlich wurde und man gesehen hat, wie solch ein gutaussehender Mann voller Witz, Tatendrang und Energie so abbaut. Das gibt einem zu denken.

Wie ist deine Verbindung heute zum S04?
Ich würde mich nicht als Schalke-Fan bezeichnen, aus dem einfachen Grund, weil ich diese Leidenschaft zu diesem Club nicht in der gleichen Konsequenz lebe, wie es die Anhängerschaft dieses Vereins macht – mit Leib und Seele. Es gehört als Schalke-Fan dazu, dass man für diesen Club Herzblut fließen lässt. Das heißt aber nicht, dass ich nicht voller Sympathien für Schalke bin – und das wird auch immer so sein. Ich freue mich über jeden Erfolg und ärgere mich über jeden Misserfolg.

Du hast Ende 2016 in einem Interview mit „Reviersport“ gesagt, dass du planst, im folgenden Jahr zu einem Schalke-Spiel zu kommen. Hast du diesen Plan in die Tat umgesetzt?
Nein, ich hatte es vor, aber es hat leider nicht geklappt.

Vielleicht in dieser Saison? Wir laden dich gerne ins Stadion ein.
Sehr gerne, ich komme auf jeden Fall!