Was macht eigentlich … Edi Glieder?

Edi Glieder trug zwar nur ein Jahr das königsblaue Trikot, dennoch erinnern sich viele Fans, die den Stürmer in der Saison 2003/2004 auf Schalke spielen sahen, noch immer gerne an den sympathischen Österreicher.

Edi Glieder

Im Interview mit schalke04.de spricht der heute 50-Jährige unter anderem über seine Zeit im Revier, die Umstände seiner Verpflichtung am 31. August 2003 und die Auftritte der Knappen in der jüngeren Vergangenheit. Zudem kündigt er an, wie bereits in den Jahren zuvor im Trainingslager Mittersill vorbeizuschauen.

Edi, wo erreichen wir dich gerade?
Im Auto, ich bin auf dem Weg zu einem Termin in meiner Funktion als Spielerberater. Seit einigen Jahren bin ich für die Agentur „More Than Sport“ tätig. Wir agieren weltweit – es ist ein richtig spannender Job, der mir viel Spaß und Freude bereitet.

Nach dem Ende deiner aktiven Laufbahn warst du zunächst als Trainer tätig.
Das stimmt. Auch das war spannend. Von 2012 bis 2015 war ich beim SV Grödig Co-Trainer an der Seite von Adi Hütter, dem heutigen Coach von Eintracht Frankfurt. Wir sind damals in die österreichische Bundesliga aufgestiegen und haben es direkt geschafft, uns für das europäische Geschäft zu qualifizieren. Das war schon eine kleine Sensation, die auch den Verantwortlichen von Red Bull nicht verborgen geblieben ist. Sie haben Adi Hütter deshalb 2015 aus Grödig nach Salzburg gelotst. Einen Co-Trainer durfte Adi aber nicht mitbringen, die Salzburger haben ihm jemanden zur Seite gestellt. Ich habe mich dann dazu entschieden, einen anderen beruflichen Weg einzuschlagen.

Lass uns über deine aktive Laufbahn sprechen. Was ist deine schönste Erinnerung an die Zeit auf Schalke?
Da gab es einige. Zum Beispiel die Feier zum 100-jährigen Jubiläum. Wir als Mannschaft waren auf verschiedenen Bühnen unterwegs und hatten den gesamten Tag über direkten Kontakt zu den Fans. Ich weiß nicht mehr genau, wie viele Menschen vor Ort waren – es waren auf jeden Fall tausende. Da habe ich gemerkt, dass Schalke eine andere Nummer ist als meine bisherigen Vereine in Österreich. Gespürt habe ich dies auch stets in den letzten Minuten vor einem Heimspiel. Wenn du von der Kabine durch den Tunnel Richtung Spielfeld gelaufen bist, hat es dich umgehauen. Die Stimmung war immer einmalig.

Edi Glieder

Es heißt, du seist dem damaligen Manager Rudi Assauer aufgefallen im Abschlusstraining vor dem UI-Cup Finale, in welchem du mit dem SV Pasching gegen Schalke gespielt hast. Hättest du damals gedacht, dass du wenig später selbst ein Knappe bist?
Nein, schließlich war ich damals bereits 34 Jahre alt. Aber ich war gut drauf und hatte kurz zuvor im Halbfinale des Wettbewerbs gegen Werder Bremen zwei Treffer erzielt. Valerien Ismael (Verteidiger von Werder Bremen, Anm. der Redaktion) konnte mich nicht stoppen. Diese Leistung wurde auf Schalke registriert. Ob Rudi Assauer tatsächlich beim Abschlusstraining war, weiß ich gar nicht genau. Wenn er vor Ort war, hat er sicherlich sehr viele Torabschlüsse von mir gesehen. Mein Metier war immer der Strafraum. Und auch mit 34 Jahren war ich noch sehr ehrgeizig und habe in jeder Einheit immer versucht, mich noch weiter zu verbessern.

Verpflichtet hat dich Königsblau kurz vor dem Ende der Transferperiode. Kannst du dich noch an den 31. August 2003 erinnern?
Ich wusste zuvor schon einige Tage, dass loses Interesse aus Gelsenkirchen bestand. Das Ganze hatte ich aber gar nicht so ernst genommen. In einer Transferphase wird ja immer viel spekuliert. Nach dem Vormittagstraining hat mich dann unser damaliger Manager abgefangen und gesagt, dass die Kacke am dampfen sei, denn Schalke wolle jetzt ganz schnell Nägel mit Köpfen machen. Und Zeit hätten wir nicht wirklich, da die Transferliste bald schließe. Für mich war das eine ganz große Geschichte. Ich habe dann kurz mit Rudi Assauer telefoniert, um die letzten Details zu besprechen. Die Einigung hat nicht lange gedauert. Und dann war ich ein Schalker!

Vor deiner Verpflichtung hielten sich die Gerüchte, dass Fernando Morientes oder Milan Baros zu Schalke wechseln könnten. Hast du deshalb einen besonderen Druck verspürt?
Nein, überhaupt nicht. Ich habe es als Belohnung für meine Leistung angesehen und wollte einfach alles aufsaugen, jeden Moment genießen und einfach mein Bestes geben. Ich habe zwar nur zwei Tore geschossen. Trotzdem haben die Fans schnell gemerkt, dass ich immer malocht habe. Das hat ihnen gefallen!

Die Fans haben schnell gemerkt, dass ich immer malocht habe. Das hat ihnen gefallen!

Edi Glieder

Gab es vor deiner Zeit auf Schalke schon einmal Anfragen aus dem Ausland? Du warst immerhin mehrfach Meister in Österreich und dabei stets einer der treffsichersten Stürmer der österreichischen Bundesliga.
Nachdem ich 1999 im Trikot von Austria Salzburg Torschützenkönig geworden war, hatten drei Vereine aus England konkretes Interesse an mir. Für damalige Verhältnisse hat Salzburg aber eine sehr hohe Ablösesumme gefordert, sodass ein Wechsel nicht zustande kam. Ein Jahr später wurde ich dann zum FC Tirol Innsbruck transferiert – und das zu einem deutlich geringeren Kurs. Sportlich hat sich der Wechsel damals auf jeden Fall für mich gelohnt, denn ich bin dreimal in Folge mit Innsbruck österreichischer Meister geworden.

Apropos Österreich: Schalke war zuletzt mehrfach in Mittersill im Trainingslager. Du hast dort auch vorbeigeschaut und bist von den königsblauen Anhängern erkannt worden.
Es ist ein schönes Gefühl, wenn man spürt, dass die Fans noch heute wissen, wer ich bin. Beim Testspiel gegen den FC Bologna vor drei Jahren stand ich mit meinem Kompagnon am Platz, als plötzlich hunderte Fans immer wieder meinen Namen gerufen und gesungen haben. Mein Kompagnon wollte dann wissen, was ich den Jungs im Vorfeld dafür gezahlt hätte. Als dann aber wenig später auch viele Fans auf mich zugekommen sind, wusste er, dass das nicht inszeniert war (lacht). Auch in diesem Jahr habe ich geplant, wieder in Mittersill vorbeizuschauen.

Spruchband zu Edi Glieder

Kennst du es von anderen Clubs, dass so viele Fans mit ins Trainingslager reisen?
Was den Zusammenhalt und die Unterstützung angeht, sind die Schalke-Fans schon einmalig. Gerade deshalb ist die Partnerschaft mit dem Verein für die Ferienregion Nationalpark Hohe Tauern ja auch so attraktiv. Wenn Schalke kommt, ist immer etwas los. Andersherum profitiert auch Schalke von der Partnerschaft.

Verfolgst du die Spiele der Königsblauen noch regelmäßig?
Natürlich. Leider lief es zuletzt sportlich nicht so gut. Und ich muss ehrlich sagen, dass mir der Fußball, den Schalke gezeigt hat, in der jüngeren Vergangenheit auch nicht immer so gut gefallen hat. Ich hätte mir manchmal gewünscht, dass die Mannschaft mutiger und auch offensiver agiert, in etwa so, wie es die Frankfurter in vielen Spielen gemacht haben.

Hast du noch Kontakt zu ehemaligen Mitspielern oder Mitarbeitern rund um die Mannschaft?
Seit damals hat sich viel verändert. Enrico Heil, der Zeugwart, ist aber immer noch dabei. Unser Kontakt ist in den vergangenen Jahren nie abgerissen, wir telefonieren immer mal wieder. Und wenn wir uns sehen, ist die Freude auf beiden Seiten riesengroß. Ich denke, in Mittersill wird es wieder ein Treffen geben.

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