Weston McKennie: Einfach ein geiler Verein!

Vor einem Jahr war Weston McKennie noch U19-Spieler. Mittlerweile stehen 17 Partien im deutschen Profifußball in seiner Vita, zudem feierte er sein Debüt in der US-amerikanischen Nationalelf. Im Interview mit schalke04.de blickt der Mittelfeldmann auf die Ereignisse der vergangenen zwölf Monate zurück. Zudem spricht er über einen großen Förderer, dessen Meinung ihm sehr viel bedeutet.

Weston McKennie in Benidorm

Weston, wie hast du die kurze Winterpause verbracht?
Ich war in den USA. Zunächst ein paar Tage in Orlando. Heiligabend bin ich dann nach Dallas gefahren. Dort lebt meine Familie. Der große Tag in Amerika ist anders als in Deutschland der 25. Dezember. Es gab gutes Essen, wir alle haben die gemeinsame Zeit sehr genossen. An Silvester habe ich eine Comedy-Show mit meinen Eltern sowie meinem Bruder und meiner Schwester besucht. Anschließend haben wir uns dann noch das Feuerwerk angeschaut.

Hast du die freien Tage auch dazu genutzt, um die vergangenen Monate noch einmal Revue passieren zu lassen? Vor einem Jahr warst du noch U19-Spieler. Nun hast du 14 Bundesligaspiele und drei Einsätze im DFB-Pokal absolviert, dazu das Debüt in der US-amerikanischen Nationalmannschaft, garniert mit dem ersten Treffer!
Manchmal muss ich mich selbst kneifen, um zu begreifen, was passiert ist. Aber ich verfalle deshalb nicht in zu große Euphorie. Ich will immer weiter an mir arbeiten. Ich habe schon als Kind gelernt, dass es wichtig ist, mit beiden Füßen auf dem Boden zu bleiben und nicht abzuheben. Ich weiß, dass ich noch viel verbessern muss. Meine Familie, meine Mitspieler, der Trainerstab und auch viele andere Menschen auf Schalke sind mir auf meinem Weg behilflich, dafür bin ich sehr dankbar.

Ich bin ein positiver Typ, der gerne und viel lacht.

Weston McKennie

Es gibt kaum eine Sekunde, in der du nicht lachst. Ist die Lockerheit eines deiner Erfolgsgeheimnisse?
Ein bisschen schon. Ich bin ein positiver Typ, der gerne und viel lacht. Aber das bedeutet nicht, dass ich nicht konzentriert bin. In der U19 hat unser Trainer Norbert Elgert zu den anderen Jungs immer gesagt, dass sie es nicht so machen sollen wie ich (grinst). Ich kann nämlich blitzschnell umschalten. Wenn ich seriös und ernst sein muss, bin ich das auch. Norbert Elgert hatte vielleicht die Befürchtung, dass manch anderer Spieler das nicht vom einen auf den anderen Augenblick kann (lacht).

Welchen Anteil hat Norbert Elgert an deinem Weg aus der Knappenschmiede in die Bundesliga?
Er war und ist entscheidend für meine bisherige Laufbahn. Als ich vor zwei Jahren aus Dallas nach Deutschland gekommen bin und mich bei einem Probetraining sowie einem Testspiel gegen Rot-Weiß Oberhausen in Billerbeck vorstellen durfte, habe ich danach gedacht, dass es das für mich gewesen ist, bevor es überhaupt beginnt. Denn nach meiner eigenen Einschätzung hatte ich einen nicht so guten Tag erwischt. Vielleicht auch, weil ich etwas aufgeregt war. Norbert Elgert hat aber etwas in mir gesehen. Er hat mir gesagt, dass wir Zeit haben, um mich zu entwickeln. Das war ein überragendes Gefühl und hat mir viel Kraft gegeben. Ich bin ihm sehr, sehr dankbar!

Habt ihr noch regelmäßig Kontakt?
Natürlich. Norbert Elgert ist für mich weiterhin ein sehr wichtiger Ratgeber. Wenn ich das Gefühl habe, dass ich gerade etwas falsch mache oder mir über gewisse Dinge den Kopf zerbreche, kann ich ihn immer anrufen. Er spricht mir dann Mut zu und gibt mir wichtige Ratschläge. Das hilft mir sehr. Sein Feedback bedeutet mir extrem viel. Zudem treffen wir uns häufiger, um uns auszutauschen. Die Wege auf dem Vereinsgelände sind zum Glück kurz.

Das regelmäßige Feedback von Norbert Elgert bedeutet mir extrem viel.

Weston McKennie

Dein Kumpel Haji Wright hat im Sommer gemeinsam mit dir den Sprung aus der U19 in den Profibereich geschafft. Momentan ist er an den SV Sandhausen verliehen, um Spielpraxis zu sammeln. Wie geht es ihm?
Sehr gut, auch wenn er immer sagt, dass es in Sandhausen sehr ruhig ist (lacht). Leider können wir uns momentan nicht regelmäßig sehen. Drei Stunden Autofahrt sind zwar nicht die ganz große Entfernung, aber für einen Abend an der PlayStation oder einen Kaffee zwischendurch ist es dann doch zu weit. Aber wir schreiben und telefonieren häufig. Haji verfolgt unseren Weg ganz genau und ist stolz auf die Mannschaft. Für ihn ist es wichtig, dass er in Sandhausen seine Einsätze bekommt. Ich finde, er macht es richtig gut. Ich bin überzeugt davon, dass ihm diese Zeit hilft und er auf Schalke in Zukunft eine Chance hat.

Du hast deinen Vertrag vor wenigen Monaten vorzeitig bis zum 30. Juni 2022 verlängert. Wie lange musstest du überlegen, bevor du den neuen Kontrakt unterschrieben hast?
Keine einzige Sekunde! Schalke ist einfach ein geiler Verein. Die Fans, das Stadion, die Historie des Clubs und natürlich meine Mitspieler und das Trainerteam. Domenico Tedesco vertraut mir, er macht mich ebenso wie zuvor Norbert Elgert besser. Ich fühle mich pudelwohl und freue mich jeden Tag aufs Neue, wenn ich auf das Vereinsgelände komme. Warum hätte ich mich für einen anderen Weg entscheiden sollen, wenn ich genau weiß, wie gut Schalke zu mir passt.

Wie verfolgt deine Familie unsere Spiele in den USA?
Meine Eltern stehen häufig nachts auf, um nichts zu verpassen. Und zusätzlich nehmen sie jedes Spiel auf und schauen sich die Partien wegen der Zeitverschiebung manchmal auch einige Stunden später an. Je nachdem, wie es passt. Meine Mutter und mein Vater waren aber zuletzt auch auf Schalke zu Besuch und haben unseren Sieg gegen den Hamburger SV in der VELTINS-Arena live miterlebt. Und beim Derby waren sie auch. Sie waren von diesem verrückten Spiel völlig fasziniert.

In Benidorm bereitet ihr euch derzeit auf die Rückrunde vor. Welche Ziele hast du dir gesetzt? Mit der Mannschaft und auch persönlich.
Ich hoffe, dass wir weiter fleißig punkten und als Mannschaft überzeugen. Dazu möchte ich meinen Teil beitragen. Der Teamgeist ist überragend. Ich denke, das spüren die Fans auch. Mein persönliches Ziel ist ganz klar, jeden Tag ein bisschen besser zu werden. Dafür arbeite ich hart.

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