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Yusuf Kabadayi: Mit schlechter Laune verschenkst du Energie
Nach auskuriertem Muskelfaserriss ist Yusuf Kabadayi zuletzt nicht nur ins Mannschaftstraining zurückgekehrt - gegen den Hamburger SV stand er am Samstag (20.1.) bereits wieder im Kader und feierte in den Schlussminuten sein Comeback. Im Interview mit schalke04.de spricht der deutsche U20-Nationalspieler über seine Rückkehr, sein erstes halbes Jahr als Knappe, ein kleines Privat-Duell mit Kumpel Bryan Lasme und seine Ziele für die Rückrunde.
Yusuf, wenn man dir über den Weg läuft, versprühst du stets gute Laune. Auch, als du zuletzt wegen eines Muskelfaserrisses nicht mit der Mannschaft trainieren konntest. Täuscht der Eindruck?
Nein, das ist einfach mein Naturell. Wenn du schlechte Laune hast, verschenkst du in meinen Augen Energie – und das möchte ich vermeiden. Aber klar, es gibt auch Situationen, in denen ich etwas down bin. Nach einem verlorenen Spiel zum Beispiel. Oder wenn mich im Privatleben schlechte Nachrichten erreichen. Generell bin ich aber ein lebensfroher Mensch und versuche stets, auch diese Momente positiv anzugehen. Das hilft mir und auch meinen Mitmenschen am meisten.
Hat dir diese Einstellung auch in deiner Verletzungspause geholfen?
Auf jeden Fall. Natürlich war es schmerzhaft, als feststand, dass ich einige Wochen aussetzen muss. Aber ich habe dann schnell den Schalter umgelegt und mir gesagt, dass ich die Zeit optimal nutze und noch stärker zurückkommen werde.
Hat es dir gutgetan, den letzten Teil deines Aufbauprogramms während des Trainingslagers in Albufeira im Kreis deiner Mitspieler zu absolvieren?
Im Team ist es immer besser, denn so bist du nicht außen vor, sondern mittendrin. Gerade in einem Trainingslager. Das gilt im Übrigen nicht nur für mich. Ich hatte ja noch Glück im Unglück, es waren nur ein paar Wochen Zwangspause. Aber Leo Greiml zum Beispiel, der schuftet seit Monaten in der Reha. Da ist es schon hilfreich, auch für den Kopf, wenn du das nicht allein machst, sondern deine Mannschaft bei dir hast.
Mein Spiel lebt von vielen Sprints, vielen Tempowechseln und schnellen Bewegungen.
In Portugal war zu beobachten, dass du sehr viele Läufe sowie ein ausgiebiges Programm im Fitnessraum absolviert hast …
… und das ist auch genau richtig gewesen. Ich musste meinen Muskel stärken, da mein Spiel von vielen Sprints, vielen Tempowechseln und schnellen Bewegungen lebt. Jetzt fühle ich mich bereit und freue mich, dass ich wieder mit der Mannschaft auf dem Platz stehe. Das habe ich sehr vermisst.
Du bist im vergangenen Sommer auf Leihbasis von Bayern München zum FC Schalke 04 gewechselt. Wie bewertest du dein erstes Halbjahr bei den Knappen?
Es gab Höhen und Tiefen. Als Mannschaft waren wir leider nicht so erfolgreich. Das hatten wir uns anders vorgestellt, mit dem bislang Erreichten können wir definitiv nicht zufrieden sein. Aber ich sehe eine stetige Weiterentwicklung bei uns, wir sind hungrig auf mehr. Das trifft auch auf mich persönlich zu.
Was war bislang dein schönster Moment?
Ich bin stolz darauf, mein Profidebüt gefeiert zu haben. Leider haben wir bei meinem ersten Einsatz verloren (0:1 in Braunschweig am 3. Spieltag, Anm. der Redaktion). Auch mein erster Treffer war am Ende nur Ergebniskosmetik (das 1:3 in Paderborn am 8. Spieltag, Anm. der Redaktion). Wenn ich einen Moment auswählen muss, ist es sicherlich mein Tor gegen Hertha BSC am 9. Spieltag. Wenn 60.000 Fans in der VELTINS-Arena deinen Namen rufen, dann ist das etwas ganz Besonderes und auch eine Belohnung für all das, was man sich in den vergangenen Jahren erarbeitet hat. Nach meinem Anschlusstreffer zum 1:2 ist nochmal ein Ruck durch die Mannschaft gegangen, die Fans haben uns in der Schlussphase nach vorne gepeitscht und wir alle zusammen haben daran geglaubt, dass der Ausgleich noch fallen wird. Der ist uns dann aber leider nicht gelungen. Von daher hoffe ich nicht nur, sondern bin auch überzeugt davon, dass mein schönster Moment auf Schalke noch vor mir liegt.
Was gefällt dir auf Schalke besonders gut?
Ganz klar, die Fans. Sie sind unbeschreiblich. Wir haben phasenweise wirklich schlechte Auftritte hingelegt. Und trotzdem ist die VELTINS-Arena nahezu immer ausverkauft. Und das auch bei Anstoßzeiten wie freitags um 18.30 Uhr. Da sind 60.000 Schalker da und unterstützen dich. Nicht wenige haben sicherlich eine etwas weitere Anreise, müssen sich also einen halben oder sogar einen ganzen Tag Urlaub nehmen, um beim Spiel dabei sein zu können. Und auch auswärts ist der Block immer voll. Das imponiert mir und ist gleichzeitig eine Verpflichtung für uns, in jedem Spiel an die Leistungsgrenze zu gehen.
Kenan gibt mir immer wieder wichtige Tipps. Da er einige Jahre älter ist als ich und in seiner Karriere schon viel erlebt hat, kann ich viel von ihm lernen.
Wer hat dir bei der Eingewöhnung in der neuen Umgebung geholfen?
Als ich hierhergekommen bin, kannte ich aus der Mannschaft nur Keke (beide sind seit mehreren Jahren deutsche Junioren-Nationalspieler, Anm. der Redaktion) und Lino. Er kommt wie ich aus München, wir haben beide dieselbe Schule besucht. Er war aber ein paar Jahrgänge über mir, daher hatten wir damals nicht allzu viel miteinander zu tun. Außerdem Mike Büskens. Er war vor einigen Jahren Co-Trainer in den U-Nationalteams, mit ihm hatte ich vor meinem Wechsel bereits Kontakt. Sie alle haben mir in den ersten Tagen und Wochen geholfen, dazu auch Kenan Karaman, der ebenso wie ich türkische Wurzeln hat.
Mit Kenan Karaman hast du dir auch das Zimmer im Trainingslager geteilt.
Das war eine gute Kombination. Kenan gibt mir immer wieder wichtige Tipps. Da er einige Jahre älter ist als ich und in seiner Karriere schon viel erlebt hat, kann ich viel von ihm lernen. Ich schaue mir aber auch bei vielen anderen Mitspielern etwas ab und versuche einfach, jeden Tag etwas für meine weitere Laufbahn mitzunehmen. Wir haben einen guten Zusammenhalt in der Mannschaft. Wenn du Fragen oder ein Anliegen hast, dann wird dir geholfen. Wie in jeder Gruppe sprichst du natürlich mit dem einen etwas mehr, mit dem anderen etwas weniger. Das ist ganz normal. Ich würde über mich selbst sagen, dass ich mit jedem Einzelnen gut klarkomme. Abseits des Platzes verbringe ich am meisten Zeit mit Assan, Blendi, Bryan und Kenan.
Du zählst zu den schnellsten Spielern im Kader. Kennst du deinen Topspeed?
Der müsste bei 35,37 km/h liegen (ligaweit liegt Kabadayi damit auf Platz 14 aller Spieler, Anm. der Redaktion).
An der mannschaftsinternen Spitze liegt noch ein Spieler vor dir: Bryan Lasme. Wirst du ihn irgendwann einholen?
Bei ihm wurden in dieser Saison schon einmal 35,97 km/h gemessen. Aber ganz ehrlich: Ich bin schneller als Bryan, das sage ich ihm auch immer wieder, auch wenn er das nicht hören möchte (schmunzelt). Bei einem langen Sprint packe ich ihn. Seinen Topspeed zu knacken ist mein Ziel (lacht).
Abgesehen davon: Welche Ziele hast du dir sonst noch für den zweiten Saisonteil gesteckt?
Ich möchte so viele Einsatzminuten wie möglich sammeln. Da ich Offensivspieler bin, ist es natürlich mein Anspruch, Tore vorzubereiten und selbst das eine oder andere Mal zu treffen. Damit möchte ich der Mannschaft helfen. Am Ende geht es um Kontinuität – für mich persönlich und für die Leistungen des Teams.