12. März: S04-Trio feiert Tor-Premiere

Die Vorzeichen für das Bundesligaspiel der Schalker gegen den TSV 1860 München am 12. März 1995 sind denkbar schlecht. Nicht nur, dass Trainer Jörg Berger auf zwei Stammkräfte (Müller und Anderbrügge) verzichten muss, seinem Team steckt zu allem Überfluss das unglückliche 2:3 im Pokal-Viertelfinale gegen Borussia Mönchengladbach unter der Woche in den Knochen. Glücklicherweise treffen in dieser Situation gleich drei Schalker zum ersten Mal für ihren Verein in der Bundesliga.

Stefan Kohn

1995: Kohn, Nemec und Lehmann erzielen erstes Bundesliga-Tor für den S04

Den Anfang macht Stefan Kohn, der in der Winterpause vom 1. FC Köln ausgeliehen wird. In seinem vierten Spiel für den neuen Arbeitgeber schlägt er nach 27 Minuten zu und wiederholt das Erfolgserlebnis kurz vor der Pause. „Endlich ist der Knoten geplatzt“, freut sich der 29-Jährige. „Ich habe immer an mich geglaubt.“

Auch Trainer Jörg Berger ist überglücklich. Mit dem Tor endet die schwarze Serie von 531 Minuten ohne Stürmertor. Der Coach ist sich sicher, „Stefan wird noch mehr Tore für uns erzielen“. Damit soll er recht behalten. Kohn hat am Ende der Saison fünf Treffer bei zwölf Einsätzen auf seinem Konto. Doch dabei bleibt es. Er kehrt im Sommer in die Domstadt zurück.

Jiri Nemec hingegen bleibt nach der Saison noch sieben Jahre bei den Knappen. Aber genau wie Kohn feiert er an diesem Sonntag gegen die Löwen eine Premiere. In seinem 54. Bundesligaspiel erzielt er sein erstes Liga-Tor. In der 78. Minute ist er nach einem Doppelpass mit Youri Mulder erfolgreich. Der Holländer flachst hinterher: „Ich war eigentlich sicher, dass Jiri noch abspielt …“

Für Novum Nummer drei sorgt Torhüter Jens Lehmann. Sechs Minuten vor dem Ende wird Radoslav Latal von Alexander Kutschera im Strafraum gefoult. Ingo Anderbrügge fehlt wegen einer Grippe, Olaf Thon muss nach knapp einer halben Stunde den Platz wegen Leistenbeschwerden verlassen – wer soll schießen? Als sich Uwe Scheer den Ball zurechtlegt, schaltet sich das Publikum ein.

Lautstark fordern die Anhänger Jens Lehmann. „In der Jugend habe ich schon einmal einen Strafstoß verwandelt“, erinnert sich der Torwart später. „Doch dieses Ding jetzt – für mich ein ganz irres Gefühl und für die Fans eine Super-Show. Beim Stand von 5:1 durfte ich nicht kneifen.“ Lehmann schnappt sich den Ball und hämmert sich stellvertretend für die ganze Mannschaft den Pokalfrust von der Seele. Mit dem rechten Fuß drischt er das Leder ins rechte Eck – keine Chance für Löwen-Keeper Rainer Berg.