15. Januar: Ein Hauch von Wembley an der Weser

Hannes Bongartz ist richtig sauer: "Der Schiedsrichter hat uns um 1000 Mark Siegprämie gebracht. Der Ball war drin." Das sieht Schiri Haselberger allerdings anders. Im Gegensatz zu seinem Linienrichter, der nach Schalker Ansicht nach dem Kopfstoß des Mittelfeldregisseurs im Spiel bei Werder Bremen am 15. Januar 1977 auf Tor entscheiden will.

Hannes Bongartz

1977: Schalke wird in Bremen um ein Tor gebracht

Damit sind die Rollen anders verteilt als 1966 im WM-Finale von Wembley. Damals will Schiri Dienst aus der Schweiz eigentlich weiterspielen lassen, doch der russische Linienrichter Tefik Bachramow zeigt seinem Kollegen an, dass er den Ball des Engländers Geoff Hurst hinter der Linie gesehen habe. Es ist das 3:2 für die Gastgeber in der Verlängerung. Deutschland verliert am Ende mit 2:4, und die Engländer dürfen sich zum ersten Mal über den Jules-Rimet-Pokal freuen.

Genau wie damals im Wembleystadion wird auch im Weserstadion über eine Szene besonders hitzig diskutiert. Es passiert in der 64. Minute: Branko Oblak schlägt einen Freistoß in den Strafraum, wo Hannes Bongartz zur Stelle ist. Der Kopfball prallt erst gegen den Pfosten, tickt dann auf dem mit Schnee bedeckten Boden auf und springt schließlich Werder-Keeper Dieter Burdenski in die Arme.

Für Bongartz ist der Fall eindeutig: „Mein Kopfball hat die hintere Kante der Latte gestreift und das Netz berührt. Der Ball fiel wie ein Stein zu Boden. Der Linienrichter zeigte ja auch sofort mit der Fahne zu Mitte.“

Eine Darstellung, die der Unparteiische nicht teilt. „Ich habe dem Linienrichter mit einer Handbewegung angedeutet: weitermachen“, so Referee Haselberger aus Reutlingen, dem die Gäste ansonsten eine starke Leistung bescheinigen. „Darauf hat dieser reagiert. Die Schalker haben das falsch verstanden.“ Allerdings sind sie nicht die Einzigen, die auf Tor entschieden hätten. Knappen-Coach Friedel Rausch: „Sogar der Bremer Hiller hat es zugegeben – es war ein Tor!“

Natürlich bleiben die ganzen Proteste ohne Folgen. Das Ergebnis von 1:1 steht als bittere Tatsache auf dem Spielberichtsbogen. Das Spiel ist jedoch der Auftakt für eine tolle Rückrunde, in der die Knappen nur zwei Spiele verlieren, am Ende Vizemeister werden und in den UEFA-Cup einziehen.

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