27. Mai: Knappen tun den Schwarz-Gelben einen großen Gefallen

Viel ist vor dem Schalker Heimspiel gegen Werder Bremen am 27. Mai 1995 spekuliert worden. Vor allem darüber, dass die Blau-Weißen den Nachbarn in Schwarz-Gelb keinen Gefallen tun werden. Die Dortmunder sind nämlich auf die Mithilfe der Knappen angewiesen, wollen sie doch noch Deutscher Meister werden. Aber die Schalker enttäuschen den Revierrivalen nicht und gewinnen 4:2 (2:0).

Olaf Thon

1995: Schalke hilft BVB mit Sieg gegen Werder im Meisterrennen

Das Team von Trainer Jörg Berger, das schon längst gerettet ist und die Saison locker ausklingen lassen könnte, bietet dem Tabellenführer einen begeisternden Kampf. Von der ersten Minute an ist spürbar, dass sich die Schalker Profis für die 1:2-Niederlage in Dresden rehabilitieren wollen. Und nach dem frühen Führungstor von Ingo Anderbrügge (8.) spielen die Akteure auf dem Rasen mit denen auf der Tribüne Doppelpass.

„Das Publikum war heute sehr wichtig“, sagt Coach Berger. „Sie standen von der ersten Minute hinter uns und haben uns sehr geholfen.“ Werders Otto Rehhagel lobt nach der schwachen Vorstellung seiner Elf: „Schalke hat heute wie eine Mannschaft gespielt, die Meister werden will – wir höchstens wie ein UEFA-Pokal-Anwärter.“

Matchwinner ist ausgerechnet ein ehemaliger Bremer. Stefan Kohn, der mit den Norddeutschen 1992 den Europapokal der Pokalsieger sowie 1993 die Deutsche Meisterschaft gewinnt, aber danach zum 1. FC Köln abgeschoben wird, versetzt seinem ehemaligen Arbeitgeber einen empfindlichen Schlag im Kampf um den Titel. Der Angreifer erzielt nach Vorarbeit von Youri Mulder das 2:0 (24.) und erhöht in der 48. Minute auf Vorlage von Hendrik Herzog auf 3:0. Der vierte Treffer ist dem Dreh- und Angelpunkt des Schalker Spiels an diesem Tag vorbehalten. Jiri Nemec, der große Schweiger aus Tschechien, trifft nach gut einer Stunde zum 4:0.

Etwas redseliger ist hinterher Mario Basler. Zwar lässt er die Journalisten mit einem „Ich habe keine Zeit!“ stehen, doch die Mitarbeiter der TV-Stationen ARD und SAT 1 bekommen ein paar Nettigkeiten zu hören. „Macht endlich die sch… Kamera aus“, faucht der Nationalspieler. Basler ist stocksauer über die verpasste Meisterschaftschance, durch die Niederlage von Werder im Parkstadion kommen die Dortmunder noch einmal heran. Am letzten Spieltag schließlich zieht die Elf von Ottmar Hitzfeld an den Bremern vorbei, die beim FC Bayern verlieren, während der BVB gegen Hamburg gewinnt. Doch ohne die Schützenhilfe der Königsblauen wäre es mit der Dortmunder Meisterschaft 1995 vermutlich nichts geworden.

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