U16-Coach Stephan Schmidt: Geprägt von der Identität des S04

Die Saison ist noch jung für die königsblaue U16. Ihr neuer Trainer Stephan Schmidt ist aber bereits voll und ganz auf Schalke angekommen. Im Interview mit knappenschmiede.de spricht der gebürtige Berliner über sein Team, seine Aufgabe und seine Spielphilosophie.

Stephan Schmidt, Sie sind mit Ihrer Mannschaft seit ein paar Tagen im Training. Wie sind die ersten Eindrücke?

Durchweg positiv, weil alle Spieler bislang eine hohe Leistungsbereitschaft mitbringen. Dabei profitieren wir von der geleisteten Arbeit des U15-Trainerteams der letzten Saison. Wir haben von Beginn an das Gefühl entwickelt, ein Team werden zu wollen. Es ist unser Ziel innerhalb der Vorbereitung, dass wir zusammenwachsen, die Neuzugänge integrieren und uns finden wollen. Darüber hinaus werden wir die Zeit nutzen, um uns auf die einzelnen Phasen des Spiels so vorzubereiten, dass wir am ersten Spieltag voll da sind.

Wie kam es dazu, dass Sie sich für ein Engagement bei Schalke 04 entschieden haben?

Die Knappenschmiede ist ein Top-Nachwuchsleistungszentrum in Deutschland. Nicht nur aufgrund der diesjährigen Deutschen Meisterschaft der U19, sondern sie ist insgesamt eine Institution, ein Gütesiegel für Qualität. Unter diesen hervorragenden Bedingungen als Trainer arbeiten zu dürfen, ist etwas Besonderes. Deswegen freue ich mich auf die neue Aufgabe.

Wie ist der Kontakt zustande gekommen?

Über Oliver Ruhnert. Wir kennen uns aus dem Jugend-Leistungsbereich und haben den Austausch in den vergangenen Monaten intensiviert. Ich habe mich natürlich über die Anfrage gefreut und bin dann zu dem Entschluss gekommen, nach meiner letzten Station im Profi-Bereich wieder einen Schritt zur Seite zu gehen, um im Jugend-Bereich wirken zu können.

Wie würden Sie die Unterschiede für sich als Trainer beschreiben?

Wichtig ist, dass ich es erst einmal kennengelernt habe. Ich bin ja noch relativ jung als Trainer, habe aber trotzdem seit 2003 schon im Jugend-Fußball gearbeitet und verschiedene Abläufe in unterschiedlichen Leistungszentren erlebt. Natürlich gibt es immense Unterschiede zum Profi-Bereich. Es ist sicherlich kein Nachteil, zu wissen, wie beide Seiten funktionieren. Gerade in der Vorbereitung dessen, was die Ausbildung der Spieler betrifft, welche Schwerpunkte man setzt, um sie bestmöglich auf den Profi-Fußball vorzubereiten.

Was steht inhaltlich im Vordergrund?

Man muss differenzieren. Im Profi-Bereich steht das aktuelle Tagesgeschäft, nämlich das Spiel am kommenden Wochenende zu gewinnen, weitaus mehr im Vordergrund. Natürlich möchten wir auch in der Jugend Erfolgserlebnisse erzielen. Dennoch liegt in der Ausbildung hingegen der Fokus auf der Art und Weise, wie man Fußball spielt. Hinzu kommt die individuelle Ausbildung des Einzelnen. Das vorrangige Ziel im Jugend-Fußball ist es, die Durchlässigkeit zu gewährleisten und nachhaltig zu arbeiten. Wenn man die Entwicklung des Einzelnen mit dem mannschaftlichen Erfolg verbinden kann, wäre dies der Idealfall.

In Wolfsburg waren Sie mit der U19 sehr erfolgreich, sind Deutscher Meister geworden. Wo sehen Sie die Unterschiede zwischen einer U16 und einer U19?

Ein U19-Spieler ist technisch-taktisch, von der Physis und der Persönlichkeit weiter als ein U16-Spieler. Vom Kopf her sind die Spieler schon darauf vorbereitet, dass der nächste Schritt die U23 bzw. der Profifußball sein könnte. Das ist bei unseren Jungs in der U16 noch anders. Da ist die Zukunft erst einmal der Schritt in die U17, obwohl natürlich Träume existieren. Wir wollen auch, dass die Jungs diese Träume haben, aber das Wesentliche ist zunächst ein Nahziel – und das ist die U17. Dementsprechend werden wir die Grundlagen ausbauen. Wir bewegen uns im Leistungs-Fußball, trotzdem möchten wir zunächst im individuellen und im gruppentaktischen Bereich arbeiten, um die Spieler bestmöglich auf die nächste Altersstufe vorzubereiten.

Es ist noch sehr früh, aber kann man dennoch über Ziele sprechen?

Wir haben ein oberstes Ziel und das ist der nächste Trainingstag. Der nächste Trainingstag bedeutet für uns, dass wir 100 Prozent geben, um zu lernen und um Fehler zu machen. Fehler führen dazu, dass wir uns verbessern können und die Spieler aus ihnen lernen. Das möchten wir jeden Tag ermöglichen. Inhaltlich sollen die Spieler ein Gefühl dafür entwickeln, was wir von unserer Konzeption her wollen. Das möchten wir nach und nach festigen. Dementsprechend werden wir immer den nächsten Tag ansteuern und nicht irgendwelche Fernziele formulieren. Wir wollen das Bestmögliche in den sechs Wochen Vorbereitung erreichen.

Was für ein Trainertyp sind Sie?

Ich möchte genauso sein, wie meine Spieler: Ich möchte lernfähig sein. Ich möchte mich jeden Tag weiterentwickeln, als Person, wie auch als Trainer. Daher habe ich die vergangenen Monate genutzt, mich in unterschiedlichen Bereichen weiterzubilden. Darüber hinaus haben wir als Trainerteam klare Vorstellungen, was unser Spiel und die einzelnen Phasen des Spiels betrifft. Durch das Training, aber auch durch theoretische Einheiten möchten wir die Umsetzung auf dem Platz ermöglichen. Die Spieler müssen sehr viel leisten, um in den nächsten Bereich zu kommen, müssen alles geben, um ihren Traum zu verwirklichen. Das ist ein sehr weiter Weg. Daher macht es Sinn, von Tag zu Tag zu denken und sich keine Gedanken darüber zu machen, was in drei Jahren ist. Das ist unwichtig und lenkt von den wahren Zielen ab. Daher ist es unsere Aufgabe, als Trainerteam, auch pädagogische Arbeit zu leisten, dem Team Stabilität zu geben und jedem Einzelnen das Gefühl zu vermitteln, dass er nicht nur Teil der Mannschaft ist, sondern vor allem Teil des Vereins.

Welchen Fußball dürfen wir erwarten?

Unser Spielstil wird geprägt sein sind von der Identität unseres Vereins. Wir wollen einen strukturierten, aktiven Fußball spielen, wo wir unter höchstem Gegner-, Raum- und Zeitdruck Lösungen finden wollen und in den einzelnen Spielphasen höchstes Tempo gehen. Dazu gehört Herzblut, Fleiß, eine Gemeinschaft zu bilden und als Team zu fungieren, in dem sich jeder für den anderen aufopfert. Das sind unsere Grundtugenden, die für Schalke 04 stehen. Und diese Identität muss ein grundlegender Baustein unserer Gesamtkonzeption sein.