Marco und der älteste Balljunge auf Schalke - Vater und Sohn trainieren die S04-Nachwuchstorhüter

Familien- und Herzensangelegenheit: Seit 2014 kümmert sich Marco Schröder um die Ausbildung der Torhüter in den jüngsten Knappenschmiede-Jahrgängen. Stetig an seiner Seite: Vater Heinz, der längst mehr als ein typischer Betreuer geworden ist - wie die beiden im Schalker Kreisel erzählen.

Wie vieles im Leben liegt auch die Wurzel dieser Geschichte im Zufall, als Marco Schröder im Jahr 2014 von einem Kollegen angesprochen wird. Schröder hatte jüngst die Fußballschuhe nebst Handschuhen an den Nagel gehängt, als sich der Kumpel Tipps fürs Training mit jungen Torhütern erbittet. Es geht um die Fußballschule der Knappen, die zu diesem Zeitpunkt startet. „Ihm fehlte ein wenig der richtige Dreh, also bin ich einfach mal unverbindlich vorbeigekommen und habe mir das Training angeschaut“, erklärt der heute 53-Jährige.

Anschließend haben sie mich gefragt, ob ich Lust hätte, als Torwarttrainer einzusteigen.

Marco Schröder

Es ist die Phase, in der Marco Fladrich und Sam Farokhi die Fußballschule so richtig auf Touren bringen – und ihnen fällt der Trainingsgast auf, der engagiert von der Seite eingreift, hilft und unterstützt. „Anschließend haben sie mich gefragt, ob ich Lust hätte, als Torwarttrainer einzusteigen“, erinnert sich Schröder. Der Startschuss für die Arbeit als königsblauer Minijobber, dem 2016 der Wechsel als Coach der Schlussmänner im Grundlagenbereich bis zur U12 folgt.

Hinter dem einstigen Torhüter liegen diverse Stationen bei Amateurclubs in der Umgebung, etwa bei Teutonia Schalke, dem SC Hassel und zuletzt bis 2013 bei Viktoria Resse. Er hütet nicht nur den Kasten, er übernimmt auch die Schulung jüngerer Keeper, trainiert teils ganze Jugendmannschaften bei der Viktoria, beim Erler SV 08 und coacht in Resse zwischenzeitlich auch das Damenteam. „Anfangs habe ich bloß ausgeholfen, irgendwann hat es mich dann aber gepackt“, gesteht er.

Als gebürtigen Gelsenkirchener packt ihn von klein auf auch der Mythos. Erstmals in Berührung mit dem S04 kommt er 1975, als Norbert Nigbur sich vor den Augen des Knirpses im Training in die Ecken wirft. „Nach der WM 1974 wollten alle Kids auf einmal Fußball spielen, und weil es auf Schalke kein Scouting, sondern bloß hoffnungslos überfüllte Anmeldelisten für den Nachwuchs gab, bin ich nebenan bei Teutonia gelandet.“ Schon damals immer dabei: Vater Heinz, der sich an die Anfänge genauestens erinnern kann: „Einmal hat Dieter Burdenski ihm beim Training einen Ball zugerollt. Das hat Marco so gefreut, dass er anschließend aus allen möglichen Materialien kleine Bälle geformt hat, mit denen ich auf sein ,Tor‘ im Türrahmen unserer Wohnung schießen sollte.“

Ich habe immer gesagt, dass er nie ,nein‘ antworten darf, wenn sich der S04 irgendwann bei ihm meldet.

Heinz Schröder

Über Jahrzehnte verfolgt er die Leistungen seines Sohns im westfälischen Amateurfußball, geht 2009 in Rente und hat nun viel Zeit, den großen Torhütern und deren Trainern auf Schalke zuzusehen. „Ich habe immer gesagt, dass er nie ,nein‘ antworten darf, wenn sich der S04 irgendwann bei ihm meldet“, betont der 77-Jährige und lacht. 2014 folgt also das Ja-Wort – so geht 2018 auch für Heinz ein kleiner Traum in Erfüllung. Denn weil Marco sich an der Schulter verletzt und nur eingeschränkt aktiv sein kann, bittet er die königsblaue Führungsebene darum, dass sein alter Herr ihn unterstützen darf. Von Vereinsseite gibt es keinerlei Einwände, seither kümmern sich zwei Schröders um die Nachwuchskeeper. „Ich nenne ihn seitdem Schalkes ältesten Balljungen“, erklärt Marco und lacht.

Da nimmt er mir viele Dinge ab, die mich zusätzlich binden würden.

Marco Schröder

Dabei gibt es klare Arbeitsteilungen: Für die Trainingsgestaltung ist einzig Trainer Marco verantwortlich. „An diesem Punkt ist mein Vater raus, dafür unterstützt er mich organisatorisch an allen Ecken und Enden.“ Hütchen und Bälle einsammeln, Dummies aufpumpen oder den Kids auch mal die Schuhe schnüren und Handschuhe anziehen. „Da nimmt er mir viele Dinge ab, die mich zusätzlich binden würden“, sagt der 53-Jährige.

Ein Vollzeit-Job ist Schalke für ihn trotz sechs bis sieben Action-Tagen in der Woche nicht. Morgens um drei Uhr geht es zur Arbeit, bis mittags ist er für einen Heiz- und Sanitärgroßhandel mit dem Lkw unterwegs. Die zweite Tageshälfte ab 14 Uhr gehört dann ausschließlich der Nebentätigkeit für Königsblau. Und wenn mal ein Torhüter als Trainingspartner ausfällt, fliegt er selbst hin und wieder noch durch den Strafraum. „Umso wichtiger ist es für mich, dass mein Assistent fit bleibt und mich weiterhin so großartig unterstützt“, unterstreicht Marco Schröder.

Ärger hat der 77-Jährige trotz seiner täglichen Ausflüge zu Hause nicht zu erwarten. „Meine Frau ist noch Schalke-verrückter als ich“, staunt Heinz Schröder. Ihr Vater spielte in jungen Jahren in Bremen, sie selbst besitzt wie Mann und Sohn seit Parkstadion-Zeiten eine Dauerkarte für den S04. „Ihr perfektes Wochenende bedeutet: Schalke siegen sehen – und wenn es bei den Profis nicht klappt, kommt sie mit zu unseren Partien mit den Nachwuchsteams“, erklärt der Torwarttrainer. „Schalke ist daheim das Hauptthema.“

Das Duo will sich noch lange um die königsblauen Schlussmänner kümmern. Und: Die ersten Kandidaten werden alsbald flügge: „Faaris Yusufu und Luca Podlech, die jetzt in der U17 spielen, waren unsere ersten Keeper“, resümiert der Coach und zeigt mit dem Finger in Richtung VELTINS-Arena. „Vielleicht spielt einer unserer Schützlinge ja irgendwann mal dort.“ Bei diesem ehrgeizigen Ziel wollen Marco und Heinz Schröder auch künftig die bestmögliche Ausbildung für die Jüngsten bieten – der eine als Trainer, der andere als Assistent in sämtlichen Belangen.