Peter Knäbel: Nicht jammern, sondern anpacken

Eine unvergleichliche Saison 2019/2020 liegt hinter der Knappenschmiede. Die Corona-Krise setzte Mitte März dem Spiel- und Trainingsbetrieb ein jähes Ende und stellte alle Beteiligten vor nie dagewesene Herausforderungen. Aus sportlicher Sicht wurde an einigen Stellschrauben gedreht, und das eine oder andere Nachwuchstalent schnupperte Bundesliga-Luft. Im Interview mit knappenschmiede.de zieht Peter Knäbel, Technischer Direktor Knappenschmiede und Entwicklung, eine erste Bilanz.

Peter Knäbel, die vergangene Saison war alles andere als normal. Wie fällt Ihr Fazit dieser Spielzeit aus?
Die Saison 2019/2020 wird vor allem durch ihr ungewöhnliches Ende in Erinnerung bleiben – aber nicht nur. Es war für uns auch eine Spielzeit der Innovationen und des Übergangs. Bereits zu Beginn der Saison haben wir vor allem im Grundlagenbereich viele gute Dinge angestoßen und erfolgreich umgesetzt. Es wurden Aspekte wie Spielform, Spielzeit, Kadergröße und Anfahrtsdistanzen analysiert und entsprechende Änderungen vorgenommen. Das neue Konzept kommt sehr gut an, hat bereits erste kleine Erfolge gezeigt. Inzwischen gibt es sogar einige Nachahmer – wir haben uns also zu einer Art Trendsetter entwickelt. Hier ist aber noch lange nicht Schluss. So haben wir in diesem Jahr den Aufbaubereich genau analysiert und Anpassungen vorgenommen. Wir sind auf dem Weg – aber wir sind noch lange nicht angekommen.

Mit der Corona-Krise stand und steht man aktuell einem nie dagewesenen Gegner gegenüber. Wie lautet der Fahrplan in dieser schwierigen Zeit?
Die Herausforderung war und ist die Krise als Chance zu verstehen und zu nutzen. Dabei lautet unsere Devise: Nicht jammern, sondern anpacken! Das ist uns meiner Meinung nach bisher hervorragend gelungen. Wir haben es unter diesen erschwerten Bedingungen geschafft, mit den Spielern, Trainern und Mitarbeitern in Kontakt zu bleiben. Auch zwischen den Trainern und den Mannschaften lief der Austausch auf Distanz dank moderner Kommunikationsmittel reibungslos. Dafür müssen wir uns bei der IT-Abteilung bedanken, die uns das alles erst ermöglicht hat. Auch die Eltern haben während der Zeit des Lockdowns einen großen Beitrag dazu geleistet, dass alles so gut funktionierte.

Die Pandemie hat uns zusammengeschweißt.

Peter Knäbel

Wie haben Sie und Ihre Mitarbeiter die spiel- und trainingsfreie Zeit genutzt?
Während des Lockdowns haben wir versucht produktiv zu bleiben, was uns sehr gut gelungen ist. Die Pandemie hat uns zusammengeschweißt. Ich habe das Gefühl, ich bin den Trainern und Mitarbeitern näher als je zuvor. Wir haben gemeinsam Pläne und Konzepte entwickelt und Dinge umgesetzt, die im laufenden Betrieb sonst nur langsam hätten abgearbeitet werden können. Zwischen Gesprächen über Scouting, athletische Parameter, Saisonplanung, Talentprofile und Datenbanken kam ich mir manchmal vor wie in einer Entwicklungsabteilung – einer echten Ideenschmiede! Jetzt freue ich mich aber auch, dass diese Zeit vorbei ist. Denn am Ende aller Planung bleibt die Frage, ob man den Unterschied auch auf dem Platz sieht.

Mit Can Bozdogan, Malick Thiaw, Timo Becker und Jonas Hofmann feierten gleich vier Spieler aus der Knappenschmiede in dieser Saison ihr Bundesliga-Debüt. Sind Sie zufrieden?

Die Quote ist gut. Wir haben das erfüllt, was von uns verlangt wird: Talente auszubilden, die im Spiel- und Trainingsbetrieb der ersten Mannschaft nicht abfallen und trotz höherer Belastung Leistung bringen. Dass in diesem Jahr gleich vier Jungs der Knappenschmiede ihr Bundesliga-Debüt feiern durften, liegt in Teilen auch an der hohen Verletztenquote im Profi-Kader. Das dürfen wir nicht außer Acht lassen. Aber in diesen sportlich schwierigen Zeiten ist es für junge Spieler schwer sich durchzusetzen und dem Druck standzuhalten. Das haben alle vier Jungs gut gemeistert und sich im Profi-Kader behauptet. Aber es geht immer noch ein bisschen besser. Wir wollen weiter an der Qualitätsschraube drehen.

Man kann also sagen, dass die Knappenschmiede ihr Ziel zumindest in Sachen Talente-Nachschub erreicht hat?

Für mich persönlich ist die Anzahl der Spieler, die den Sprung zu den Profis geschafft oder diese anderweitig unterstützt haben, mit Sicherheit ein wichtiger Bestandteil unserer Arbeit. Aber auch der Verkauf junger Talente ist enorm wichtig für die Knappenschmiede und den Gesamtverein. Beispielsweise war der Transfer von Lennart Czyborra ein wichtiger Schritt und eine gute Einnahmequelle. Das beweist einmal mehr, dass unsere Spieler auch auf dem internationalen Markt gefragt sind.

Welche Erwartungen und Ziele haben Sie für die verbleibenden Monate des Jahres 2020?
Wir wollen besser sein und besser werden. Wir erhoffen uns, dass wir durch die Umsetzung der bereits angesprochenen Konzepte maßgebliche Resultate erzielen werden und uns stetig weiterentwickeln. Unsere Strategie wird sich an der Frage ausrichten, was wir jetzt tun müssen, um am Ende des Jahres sagen zu können, dass die Corona-Krise nicht nur Herausforderung, sondern auch eine Chance war, die wir erfolgreich genutzt haben.

Wie genau wird das aussehen?
Wir wollen die Arbeit im Grundlagenbereich weiter ausbauen und effektiver gestalten. Aber auch der Aufbaubereich wird in der kommenden Saison klar im Fokus liegen. Hier müssen wir uns trauen anders zu sein, um uns von der Masse abzuheben. Das soll aber nicht mit Gewalt, sondern aus Überzeugung passieren. Auch werden wir im Scouting nochmal verstärkt auf Regionalität achten. Wir wollen langfristig eine gezielte Scouting-Strategie verfolgen, um ressourcen- und erfolgsorientiert arbeiten zu können.