Norbert Elgert: Der Talentschmied wird 60

Auch an seinem 60. Geburtstag macht Norbert Elgert keine Ausnahme. Wenn der U19-Coach am Freitag (13.1.) seinen runden Ehrentag begeht, wird er nicht daheim bei Kaffee und Kuchen sitzen.

So ziemlich jeder im königsblauen Kosmos kennt heutzutage den Namen Norbert Elgert. Der Talent-Ausbilder und Erfolgsarchitekten der Knappenschmiede genießt sogar europaweit einen hervorragenden Ruf: Seit seinem Amtsantritt 1996, unterbrochen nur von einer kurzen Periode als Co-Trainer der S04-Profis (2002-2003), trainiert er die A-Junioren der Königsblauen. Mit ihnen gewinnt er drei Deutsche Meisterschaften (2006, 2012, 2015) und zweimal den DFB-Pokal (2002, 2005). In der 2013 begründeten U19-Königsklasse Youth League setzt er mit seine Teams mehrfach internationale Ausrufezeichen. Wer auf westdeutscher Ebene erfolgreich sein will, muss letztlich an Elgerts Elf vorbei.

Auch an seinem 60. Geburtstag macht Norbert Elgert keine Ausnahme. Wenn der U19-Coach am Freitag (13.1.) seinen runden Ehrentag begeht, wird er am späten Nachmittag nicht daheim bei Kaffee und Kuchen sitzen. Elgert wird wie immer den Wagen mit all den Hütchen und Stangen, den Leibchen und dem Taktikboard runter zum Platz schieben. Er wird alles akribisch aufbauen. Und dann wird er seine Mannschaft trainieren. Ganz so, wie er es in den vergangenen knapp 20 Jahren hier auf Schalke immer getan hat.

Doch vor allem erfüllt er Jahr für Jahr das große, sehnsüchtige Versprechen der professionellen Nachwuchsförderung: Elgert formt unzählige junge Talente zu gestandenen Profis – darunter mit Benedikt Höwedes, Manuel Neuer, Mesut Özil und Julian Draxler gleich vier deutsche Weltmeister. Mit Elgert ist der national wie international respektierte Aufstieg der Jugendakademie der Knappen und die hohe Durchlässigkeit von den Junioren nach oben in den Lizenzspielerkader eng verknüpft. 2014 wählen ihn die Mitglieder des FC Schalke 04 für sein kontinuierliches Wirken in die Ehrenkabine des Vereins, Im gleichen Jahr wird er DFB-Trainer des Jahres.

Doch die Elgert-Schule ist nicht nur an Daten, Zahlen, Titeln oder kreativen Trainingsformen und findigen taktischen Manövern zu messen. Elgert, der gläubige Christ („Ich bin ein Fan von Jesus Christus“) betont stets, wie wichtig für ihn die Vermittlung von Werten, wie wichtig die Persönlichkeitsentwicklung seiner Spieler ist. Für ihn sind das essentielle Facetten einer ganzheitlichen Ausbildung junger Fußballer und vor allem Menschen. Demut, Respekt, Dankbarkeit, Teamfähigkeit, Disziplin – der Fußballlehrer lehrt auch diese Ideale. In Zeiten des schnellen Hypes und des großen Geldes mahnt er immer wieder zu Vernunft und Verhältnismäßigkeit: „Wer privilegiert ist, sollte sich auch bewusst sein, dass er ein Glückskind ist. Nur weil er mehr verdient als alle in seiner Familie vor ihm, ist er kein besserer Mensch.“

Elgert ist ein Schalker, nicht nur qua Arbeitsvertrag. Er wird 1957 in Gelsenkirchen geboren und wächst in einer Bergbausiedlung auf. In den Straßen Ückendorfs lernt er das Fußballspielen und das Durchbeißen. Seine Familie zieht aus beruflichen Gründen früh in die Nähe von Osnabrück, genauer gesagt nach Westerkappeln. Dort lernt er auch seine spätere Frau Conny kennen. Doch Elgert kehrt ins Ruhrgebiet zurück und erfüllt sich seinen Traum: Profi beim S04, trotz einer schweren Nierenkrankheit übrigens. In der Saison 1975/76 sowie von 1978 bis 1982 trägt der Angreifer insgesamt 57-mal in der Bundesliga (12 Tore) und 20-mal in der Zweiten Liga (5 Tore) das königsblaue Trikot. Später dann 20 Jahre lang Trainer in Gelsenkirchen. 2016 erhält er auf Schalke einen unbefristeten Vertrag. Blau und Weiß ein Leben lang, es deutet viel darauf hin.

1975-1976 FC Schalke 04
1976-1977 Westfalia Herne
1978-1982 FC Schalke 04
1982 VfL Osnabrück
1982-1985 SG Wattenscheid 09

Nun also der 60. Geburtstag. Doch kürzer treten? Zur Ruhe setzen? Rente gar? Eher nicht. Der Trainer ist hochprofessionell, detailgenau, ehrgeizig, fordert stets 100 Prozent. Er ist besessen und beseelt von diesem Spiel und seiner Aufgabe; im positiven Sinne natürlich. Er verschlingt Bücher, bildet sich fort, besucht Seminare. Angelehnt an die US-amerikanische Basketballtrainerlegende John Wooden zitiert er eine Art Lebensmantra: „Sei jeden Tag der Beste, der Du sein kannst.“ Und die Freude auf Schalke auf dem Platz zu stehen, sei ungebrochen groß. Elgert betont, dass er als Erster bei den Verantwortlichen im Büro stünde, sollte er merken, dass das Feuer in ihm nicht mehr lodert. Er lächelt: „Das ist aber noch lange nicht der Fall.“

1990-1992 SV Schermbeck1993 SuS Dinslaken
1993-1995 SG Wattenscheid 09
1995-1996 FC Rhade
1996-2002 FC Schalke 04 U19
2002-2003 FC Schalke 04 (Co-Trainer)
seit 2003 FC Schalke 04 U19

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