Bernd Schröder: Wir sind und bleiben die Fußballmarke des Ruhrgebiets

Nach seiner ersten kompletten Saison als Vorsitzender des Vorstands des FC Schalke 04 begrüßte Bernd Schröder die Mitglieder am Samstag (17.6.) zu „einem der wichtigsten Tage im eingetragenen Verein“. Die Mitgliederversammlung sei ein Anlass, das Jahr Revue passieren zu lassen, Meinungen auszutauschen, wichtige Wahlen durchzuführen und einen Ausblick in die Zukunft zu wagen, so Schröder.

Bernd Schröder

Zunächst einmal blickte er in seiner Rede vor den Mitgliedern auf die vergangene Saison zurück: Der Abstieg in die Zweite Liga sei bitter gewesen. „Das hatten wir uns alle miteinander auf der vergangenen Mitgliederversammlung anders vorgestellt und gewünscht.“ Der Klassenerhalt sei das klare Ziel gewesen, man habe aber auch betont, dass es nicht leicht werde.

Selbstkritisch merkte Schröder an: „Wir – und damit meine ich ausdrücklich uns alle zusammen, die in der Verantwortung standen und stehen – haben Fehler gemacht. Da brauchen wir nicht drumherum zu reden.“ Entscheidend in Schröders Augen: „Wir haben diese Fehler aufgearbeitet und wichtige Schlüsse gezogen und daraus für die Zukunft gelernt.“ Die ersten Ergebnisse seien bereits in den vergangenen sechs Monaten klar erkennbar gewesen: „Die Mannschaft mit unserem Chef-Trainer Thomas Reis ist Achter in der Rückrundentabelle geworden.“

Daraufhin dankte der Vorstandsvorsitzende den anwesenden Mitgliedern und allen Fans: „Einen wesentlichen Anteil daran, dass wir den Ausgang der Saison bis zum letzten Spieltag offen gestalten konnten, hattet ihr. Ihr habt Schalke erstklassig präsentiert und die Mission, dass Schalke Menschen begeistert, vorgelebt.“

Langfristige Ziele, um Schalke zu verbessern

Auf den Rückblick folgten Schröders Ausführungen zum Stand in den vier zentralen Bereichen des Vereins: Sport, Finanzen, Außendarstellung und gesellschaftliche Verantwortung. Sportlich spielt der Verein ab dem 1. Juli in der 2. Bundesliga, der aktuelle Kaderwert im Vertragsbestand beträgt rund 30 Millionen Euro. Finanziell liegen die Verbindlichkeiten bei rund 180 Millionen Euro und das Eigenkapital ist negativ bei 115 Millionen Euro.

Zur Außendarstellung des Vereins bemerkte Schröder, dass die Wahrnehmung über die Grenzen des Ruhrgebiets hinaus wahrscheinlich so positiv wie lange nicht mehr sei. Den vierten Bereich, die gesellschaftliche Verantwortung, lebe der Verein täglich in vielen Projekten vor, oft unbemerkt von Kameras und Berichterstattungen. „Darüber hinaus haben wir unsere erste umfassende Nachhaltigkeitsstrategie präsentiert.“ Zusammenfassend stellte der Vorstandsvorsitzende fest: „In einigen Bereichen sind wir gut unterwegs, in anderen Bereichen sind wir von den Ansprüchen, die wir als einer der größten Vereine in Deutschland haben, noch zu weit entfernt.“

Um in den vier Bereichen besser zu werden, hätten Aufsichtsrat, Vorstand und Mitarbeitende im vergangenen Jahr langfristige, umfassende Ziele ausgearbeitet und daraus konkrete Strategien abgeleitet.

Für den Bereich Sport lautet das Ziel, langfristig wieder in der Lage zu sein, um die Top sechs der Bundesliga zu konkurrieren. Auch wenn der Abstieg ein Rückschlag sei, betonte Schröder: „Deswegen werfen wir doch nicht unsere langfristigen Ziele und Strategien über Bord. Wir werden Kurs halten und richten unsere Entscheidungen nicht ausschließlich an kurzfristigen Parametern aus, sondern insbesondere am langfristigen, nachhaltigen Nutzen für Schalke 04.“ Auf diesem Weg sei es nun wichtig, den Wiederaufstieg anzugehen und die nachhaltige Erhöhung des Kaderwerts als zentrale Messgröße anzulegen.

Für den Bereich Finanzen stellte Schröder fest: „Die Basis ist ein stabileres finanzielles Fundament.“ Langfristig müsse das Eigenkapital wieder positiv sein. Außerdem sei es wichtig, die Verbindlichkeiten auf unter 100 Millionen Euro zu senken. Wichtig sei dabei die enge Zusammenarbeit der Ressorts Sport und Finanzen.

Schalke hat eine unglaubliche Anziehung und Stärke – unabhängig von der Tabelle und der Liga.

Bernd Schröder

Schröder untermauerte die Anziehungskraft des Vereins mit beeindruckenden Zahlen. Seit der vergangenen Mitgliederversammlung hat der Verein über 10.000 neue Mitglieder dazu gewonnen. Besonders bemerkenswert: „In einer Abstiegssaison sind wir zum zweitgrößten Verein in Deutschland mit über 170.000 Mitgliedern geworden.“ Auch die TV-Quoten-Tabelle (Platz drei), die Zahl der Auswärtsfahrer (Platz eins) sowie die Auslastung der Heimbereiche und Logen in der VELTINS-Arena nannte Schröder als Beispiele. „Schalke hat eine unglaubliche Anziehung und Stärke – unabhängig von der Tabelle und der Liga. Und das hat gerade in der zurückliegenden Saison und zum jetzigen Zeitpunkt eine deutliche Botschaft gesendet.“ Schalker, das sei man „ein Leben lang”, so Schröder.

Schalke habe seine Ecken und Kanten, sei jedoch einmalig und unverwechselbar. Schröder: „Wir sind und bleiben die Fußballmarke des Ruhrgebiets, der Kultclub aus dem Revier, der besser als kein anderer für Gemeinschaft, für die Menschen steht.“ Gleichzeitig komme es darauf an, eine Balance aus Tradition und Innovation zu schaffen, die Schalke nach vorne bringt. Ausgerichtet würden Entscheidungen dabei an den vier Werten des Vereins: mutig, emotional, selbstbestimmt und traditionell. Als konkrete Beispiele, an denen der Verein zurzeit arbeite, nannte Schröder die Mitfahrbörse, neue Kollektionen im Fanshop, Video-Formate und die geplante zweite Auflage des Mitgliederkongresses am 18. November.

Schröder leitete anschließend zum vierten Bereich, der gesellschaftlichen Verantwortung, über. Diese sei zentral für das Schalker Selbstverständnis: „Wir helfen anderen, wir packen mit an, wir machen selber, wir gehen voran – egal ob früher unter Tage oder heute, wenn es anderen Menschen schlechter geht als uns selbst oder es gilt, Herausforderungen unserer Zeit zu bewältigen.“

Die neue Nachhaltigkeitsstrategie zahle mit ihren drei Dimensionen der ökologischen, der sozialen und der ökonomischen Nachhaltigkeit darauf ein. „In der ökologischen Nachhaltigkeit ist die Verantwortung unserer Zeit selber ressourcenschonender zu agieren, da die Folgen des Klimawandels deutlicher werden“, sagte Schröder. Wegweisend sei hierbei die Zukunftsschmiede 04, in der sich 13 Unternehmen aus der Region über Fragen der Nachhaltigkeit austauschen und zusammen mit und für Schalke Projekte vorantreiben. Als erste Schritte würden Einwegbecher aus der Arena verbannt und bald zwei Trinkwasserbrunnen auf dem Gelände errichtet. Zudem arbeite der Verein an der Photovoltaikanlage auf dem Parkhaus.

In sozialer Hinsicht sei sich der FC Schalke 04 seit jeher seiner Verantwortung bewusst – gerade für die Stadt Gelsenkirchen und die Menschen hier. Schröder: „Schalke hilft! ist dabei der zentrale Baustein für die soziale Nachhaltigkeit. Als ich zu Schalke kam, war dies eines der ersten Dinge, die mir deutlich geworden sind. Wie wichtig Schalke für diese Stadt ist, wie viel der Verein für die Menschen hier tut – und wie dringend so viele hier diese Hilfe leider benötigen. Wir wollen mit unseren Mitteln helfen, diese Region zu stärken.“

Um den Rahmen der Mitgliederversammlung nicht zu sprengen, beließ es Schröder bei diesen Ausführungen zur Strategie. Stattdessen seien zu verschiedenen Schwerpunktthemen mitGEredet-Formate geplant.

Ergebnisse der Sonderumfrage ein klarer Auftrag

Nach seinen Ausführungen zu den Zielen des Vereins bedankte sich Bernd Schröder bei den Mitgliedern für die rege Teilnahme an der Sonderumfrage, in der sie unter anderem zu diesen Zielen befragt wurden. Schröder: „Über 30.000 Mitglieder haben mitgemacht – was für eine überragende Zahl.“ Das repräsentative Ergebnis auf eine der Kernfragen der Umfrage sei eindeutig gewesen. „Über zwei Drittel unterstützen den eingeschlagenen Weg, aus eigener Kraft die gesetzten Ziele zu erreichen. Für uns im Vorstand ist das ein klarer Auftrag, jeden Tag weiter daran zu arbeiten, diesen Plan in die Tat umzusetzen.“

Auch beim Thema Hauptsponsor kam Schröder schnell zum Punkt: „Wir haben aktuell noch keinen unterschriebenen Vertrag, sind aber in sehr aussichtsreichen Gesprächen. Mein Team und ich arbeiten jeden Tag daran, möglichst zügig unseren neuen Hauptsponsor zu präsentieren.“ Er blickte optimistisch nach vorn, schließlich sei die Marke Schalke nach wie vor stark und attraktiv, unabhängig von der Liga.

Nach wie vor stark und attraktiv.

Bernd Schröder

Anschließend blickte der Vorstandsvorsitzende auf die Diskussionen zu einem Investor für die Deutsche Fußball Liga (DFL). Aus Schröders Sicht gebe es große Probleme in einem System, in dem das Interesse der Fans nur drei Prozent der Verteilung ausmache. Erfolg müsse bei der Verteilung von Geldern zwar weiter ausreichend belohnt werden; Fußball sei schließlich Ergebnissport. Und trotzdem sei Fußball noch so viel mehr als das, wie diese Saison eindrucksvoll gezeigt habe. Schröder zu den Mitgliedern: „Die Würdigung für all das, was Schalke 04, was ihr dem deutschen Fußball gebt, die fehlt in diesem System.“ Als Schalke 04 arbeite man gerne an Lösungen mit. Dabei gelte es eine wichtige Grundsatzfrage zu klären: „Wofür will die Bundesliga stehen? Meine Antwort ist eindeutig: für volle Stadien, pure Emotionen und viel Gemeinsinn!“

Über eine Million Fans bei den 17 Heimspielen seien für den FC Schalke 04 eine grandiose Zahl, die den Wert und die Stärke des Vereins eindrucksvoll unterstreichen. Nirgendwo in Europa sei der Fußball so stark in der Gesellschaft verankert wie in Deutschland; mehr als die Hälfte der Bevölkerung verfolge den Fußball und die Bundesliga regelmäßig. Schröder: „Das heißt für mich, dass wir die neue Rechteperiode einen neuen Verteilerschlüssel für die Fernsehgelder brauchen. Neben dem sportlichen Erfolg und dem Solidaritätsprinzip muss die Attraktivität mit deutlich mehr als drei Prozent vergütet werden.“ Ein Ansatz zur Diskussion könne sein, 50 Prozent solidarisch, 25 Prozent nach sportlichem Wettbewerb und 25 Prozent nach Attraktivität zu verteilen. Es seien schließlich die Vereine mit vielen Fans und großer Reichweite, die die Ligen und damit die Attraktivität des deutschen Fußballs prägten. Dafür, dass diese Vereine mehr Geld bekommen, werde der FC Schalke 04 kämpfen.

Am Ende stellte Schröder klar, dass er als Vorstandsvorsitzender die Ziele und die Umsetzung der Strategien überwachen, anleiten und wenn nötig korrigieren werde. Der erste große Schritt dabei sei die Rückkehr in die Bundesliga. Schröder: „Wir gehen mit dem notwendigen Respekt, aber auch mit Freude und Angriffslust an diese Aufgabe. Und ich bin davon überzeugt, dass wir sie gemeinsam meistern werden. Wir kehren zurück in die Bundesliga. Zusammen, denn Schalke ist erstklassig. Ein Leben lang!“

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