Peter Knäbel: Wissen, was wir tun müssen

In seiner Rede zum Bereich Sport wagte Vorstandsmitglied Peter Knäbel auf der Mitgliederversammlung am Samstag (17.6.) sowohl einen Rück- als auch den Ausblick. Er sprach über zwei Schlüsselentscheidungen in den vergangenen Tagen, die Rolle des Bereichs Sport im Gesamtkonzept des Vereins sowie einen großen persönlichen Wunsch.

Peter Knäbel

Zu Beginn seines Berichts ließ Peter Knäbel noch einmal die Minuten nach dem Abpfiff in Leipzig Revue passieren. Trotz des bitteren Abstiegs zollten die Fans der Mannschaft großen Respekt für die vergangenen Wochen und Monate: „Das, was wir dort erleben durften, sollen alle fühlen, mitnehmen, einschließen und gut aufbewahren: Das war größte Solidarität. Respekt. Und vor allem gemeinsam gelebte Liebe zu unserem Verein“, sagte der 56-Jährige. „Von ganzem Herzen – und ich spreche sicherlich im Namen aller – Danke für diesen Moment. Danke für die großartige Unterstützung, die uns bis zum letzten Spiel im Rennen gehalten hat, während der gesamten Saison.“

Dafür haben wir, gerade im Sport, die Verantwortung zu tragen.

Peter Knäbel

Dennoch machte er auch deutlich, wie bitter der Tag für Schalke 04 war: „Wir – der FC Schalke 04 – wir sind abgestiegen. Das ist traurige Tatsache. Damit haben wir unser großes Saisonziel, den Klassenerhalt, verpasst – und dafür haben wir, gerade im Sport, die Verantwortung zu tragen. Und auch wenn wir vergangenes Jahr an dieser Stelle immer wieder betont haben, dass es schwierig werden kann: Es schmerzt und tut immer noch richtig weh, weil dieser Verein nicht in die 2. Liga gehört. Und weil dieses Team an das Wunder geglaubt hat, immer wieder zurückgekommen ist und alles, wirklich alles, auf dem Platz gelassen hat.“

Dieser Abstieg sei vermeidbar gewesen, das sei keine Frage. „Am verfügbaren Etat, das möchte ich an dieser Stelle festhalten, hat es nicht gelegen. Wir haben 40 Millionen Euro für den Personalaufwand Lizenz ausgegeben. Das ist nicht das Budget eines typischen Aufsteigers. Uns ist es leider zu spät gelungen, die Qualität der Mannschaft auf den Platz zu bringen. Erst der Wechsel auf der Chef-Trainer-Position zu Thomas Reis und die Transfers im Winter haben das möglich gemacht.“

Gemeinsam und geschlossen

Am Schluss hätte es „perfekt laufen müssen, um sich gegen eine ganz, ganz starke und widerstandsfähige Konkurrenz durchzusetzen“. Dennoch fühle es sich ungerecht und „beschissen“ an, weil der Verein seit der WM-Pause „vieles richtig“ gemacht habe und vor allem erfolgreich gewesen sei. Sein Resümee: „Der 8. Tabellenplatz in der Rückrunde und ein Abstieg wollen einfach immer noch nicht zusammenpassen. Dafür können wir uns jetzt und für die Zukunft aber nichts kaufen. Außer der Überzeugung, dass wir miteinander, gemeinsam und geschlossen zu außergewöhnlichen Leistungen fähig sind.“

Ein Geschenk, für das ich an dieser Stelle noch einmal Danke sagen möchte.

Peter Knäbel

Als außergewöhnlich hob Knäbel auch die Einweihung des Flutlichtmasts vor 3.000 Fans im Parkstadion am 28. Januar hervor. Ein Gänsehautmoment: „Ein Geschenk. Ein Meilenstein für den weiteren Saisonverlauf. Ein Geschenk, das ihr uns gemacht habt. Ein Geschenk, für das ich an dieser Stelle noch einmal von ganzem Herzen Danke sagen möchte. Aber auch ein Geschenk, das unser frisch verstärktes Team auf seine Art geschätzt und gewürdigt hat: durch unbändigen Einsatz, Willen und einem Bekenntnis zu unseren Werten, wie ich es in dieser Form, Intensität und Geschwindigkeit noch nirgends erlebt habe.“

Zwei Schlüsselentscheidungen in den vergangenen Tagen

Dann richtete er seinen Blick nach vorn auf die kommende Saison: „Selbstverständlich waren wir vorbereitet, haben seit dem Saisonbeginn in engster Abstimmung mit dem Bereich Finanzen immer zweigleisig geplant. Trotzdem kostet es unmittelbar nach dem Moment der Enttäuschung Energie, um die Pläne anzupacken, die man am liebsten in der Schublade gelassen hätte. Aber: Ich habe auf meinen vielfältigen Stationen gelernt: genau in diesen Momenten steckt auch sehr viel Kraft, Kraft für den positiven Wandel und den Aufbruch.“

Exemplarisch dafür stehen zwei Schlüsselentscheidungen der vergangenen Tage. „Zum einen die Beförderung von André Hechelmann zum Sportdirektor. Wieso dauert etwas so lange, werden viele von euch gedacht haben? Ganz einfach: Weil wir uns Zeit genommen haben. Zeit, um zu vergleichen. Zeit, um zu sehen, wie gut die neue, interne Konstellation funktioniert. Und wir wären wirklich schlecht beraten, wenn wir unseren eigenen Leuten den Weg nicht frei machen würden, wenn sie sich bewähren.“ Im Bereich Finanzen habe es mit Christina Rühl-Hamers schon einmal sehr gut funktioniert.

„Die zweite Schlüsselentscheidung ist die Geschichte, die noch nicht zu Ende erzählt ist: Simon Terodde. Voller Stolz brachte er diesmal seinen Vater mit zur Vertragsunterschrift, weil Simon auch ihn erst am Vormittag informiert hatte. Und genau mit diesem Stolz, den er für FC Schalke 04 empfindet, mit seiner einzigartigen Mentalität wird Simon dafür sorgen, dass wir wieder aufsteigen werden“, machte das Mitglied des Vorstands deutlich.

Das Gerüst der Mannschaft stünde bereits. „Wenn wir müssten, könnten wir heute spielen. Das Team Transfers – André Hechelmann, Thomas Reis, René Grotus und ich – wir arbeiten nun daran, die Lücken und Potenziale, die noch da sind, zu schließen.“ Die Mannschaft gehe mit einem klaren Ziel in die Saison: dem „sofortigen Wiederaufstieg“. Die Eindrücke der Bundesliga „sind noch so frisch und die Sehnsucht danach so stark, dass wir alle wieder dorthin zurückkehren wollen.“

100 Prozent Identifikation

Ihm sei bewusst, dass die Mitglieder die vielen Gerüchte um mögliche Wechsel, die es momentan gibt, beschäftigen. „Ich möchte an dieser Stelle nur so viel dazu sagen: Wir brauchen für die Mission Aufstieg Spieler, die sich zu 100 Prozent zu Schalke 04 bekennen. Ist das nicht so, werden wir gemeinsam Lösungen finden – und die werden für die anderen Vereine nicht günstig sein.“

Ich bin überzeugt, der FC Schalke 04 hat einen gefunden, der hundertprozentig zum Verein, zur Region und zu den Menschen im Pott passt: Thomas Reis.

Peter Knäbel

Jede Expedition brauche auch einen Anführer. „Und ich bin überzeugt, der FC Schalke 04 hat einen gefunden, der hundertprozentig zum Verein, zur Region und zu den Menschen im Pott passt: Thomas Reis. Schon nach der Flutlichtmastaktion kam er zu mir und sagte: ‚Peter, allein dieser Moment war es wert, Schalke-Trainer zu werden.‘ Ich bin mir sicher, dass es sich für ihn, sein Trainerteam und für uns alle in der kommenden Saison noch mehr lohnen wird, der Trainer des FC Schalke 04 zu sein.“

Und wenn man einmal den richtigen gefunden habe, sei vieles danach einfacher, wenn auch noch lange nicht leicht. „Aus der klaren Spielphilosophie, natürlich angepasst auf unsere Rolle in der 2. Liga, entstehen klare Spielerprofile, die bestmöglich zum bestehenden Kader passen. Und wenn man die passenden Spieler verpflichten kann, entwickelt sich daraus eine Teamstruktur mit der dazu passenden Hierarchie und einer Spielweise, die uns am Ende zum Wiederaufstieg führen soll und wird.“

Fester, gemeinsamer Plan

Das klinge sehr theoretisch, „ist aber unser fester, gemeinsamer Plan“. Selbstverständlich sehe sich der Bereich des Sports als Teil des großen Ganzen. „Innerhalb der von Bernd aufgezeigten Gesamtstrategie wollen auch wir, will auch der Sport dabei helfen, Altlasten abzubauen, aktiv die finanzielle Konsolidierung unseres Vereins unterstützen und Zukunft gestalten. Sportlicher Erfolg und nachhaltiges Wirtschaften, da gebe ich Christina recht, das geht zusammen. Diesen Auftrag des Vereins nehmen wir gerne an.“

Wenn wir diese beiden Dinge konsequent gut und richtig machen, dann werden wir kurz- und mittelfristig unsere sportlichen Ziele mit Sicherheit erreichen.

Peter Knäbel

Die dafür zur Steuerung definierte, zentrale Messgröße sei der Kaderwert. Er messe mittel- und langfristig die Qualität und den Wert der Entscheidungen. Deshalb müsse der Verein zwei Dinge tun: „Das richtige Personal, vor allem Spieler, verpflichten und im bestmöglichen Moment mit Gewinn verkaufen.“ Und das Personal während der Zeit auf Schalke jeden Tag besser machen und entwickeln.

„Wenn wir diese beiden Dinge konsequent gut und richtig machen, dann werden wir kurz- und mittelfristig unsere sportlichen Ziele mit Sicherheit erreichen. Und deshalb spricht für mich auch alles dafür, dass wir in der aktuellen personellen Entscheider-Konstellation trotz des großen, sportlichen Rückschlags erfolgreich sein werden. Ja, wir müssen noch einmal Anlauf nehmen. Ja, es wird schwierig und ist kein Selbstläufer. Ja, wir haben keine heimlichen oder unheimlichen Investoren im Rücken. Aber: Wir haben uns! Wir haben eine funktionierende Kabine, ein eingespieltes Trainerteam und wir wissen, was wir tun müssen, um uns den Weg zurück in die erste Liga zu verdienen.“

Die langfristigen Ziele des auf mehrere Jahre angelegten Plans – Top 6 der Bundesliga und einen Kaderwert von 200 Millionen – sollen deshalb auch nicht nach unten angepasst werden.

Personenunabhängiges Sportkonzept

Doch ein solcher Plan brauche ein inhaltliches, ein strategisches Konzept. Das verlange das Leitbild vom Sport auf Schalke schon seit mehr als einem Jahrzehnt. „Ich habe euch an dieser Stelle im vergangenen Jahr gesagt, dass ich von der Notwendigkeit solch eines Konzepts absolut überzeugt bin und habe mich mit meinem Team an die Umsetzung gemacht. Warum? Weil es den Sport mit all seinen Facetten in den verdienten Mittelpunkt stellt. Wir sind als Verein ein ganz gewichtiger, gesellschaftlicher Teil unserer Stadt und unserer Region, aber im Kern – das hat die Abstimmung zu Beginn gezeigt – sind und bleiben wir ein Fußballverein, der in erster Linie erfolgreich sein will. Weil das Konzept dem Sport gleichzeitig den Glamour nimmt. Weil wir uns wie alle anderen Abteilungen auch an Prinzipien, Regeln und verabschiedete Rahmenbedingungen halten müssen, insbesondere im finanziellen Bereich. Und weil wir eine starke – Nachwuchs- und Profi übergreifende – inhaltliche Basis haben müssen, um unser wichtigstes Ziel zu erreichen: Spieler besser zu machen. Jeden Tag. Mit Spielern, die bei uns besser werden, finden wir in die Erfolgsspur zurück.“

Deshalb haben dies alle Sportexperten im Verein mitgestaltet und nach der gestrigen Genehmigung durch den Aufsichtsrat konnte Peter Knäbel das erste Exemplar auch physisch zeigen: „Hier ist das erste personenunabhängige Sportkonzept des FC Schalke 04! Wir werden dies in den kommenden Wochen im Vereinsheim freischalten und anlässlich eines MitGEredet gerne mit euch diskutieren. Mein persönlich großer Wunsch ist es, dass diese erste Version dazu animiert, die inhaltliche Geschichte des Sports auf Schalke personenunabhängig regelmäßig weiter fortzuschreiben.“

Erfolgreiche Direktion Fußball Frauen

Peter Knäbel nahm sich zudem Zeit, um auch einen Blick in die anderen sportlichen Bereiche zu werfen: „Seit 2021 arbeiten wir daran, der traditionsreichen Geschichte unseres Vereins ein wichtiges Kapitel hinzuzufügen. Von Null in unseren Sportabteilungen gestartet, zählen inzwischen 180 Mädchen und junge Frauen und fünf Teams zur neu gegründeten Direktion Fußball Frauen. Mit dem Team U13, das in der kommenden Saison hinzukommen wird, und der U15 in der darauffolgenden Saison verfügt Schalke 04 ab 2024 über eine komplette Struktur von der U11 bis zu den Seniorinnen. Unsere erste Frauenmannschaft strebt in der kommenden Saison den Aufstieg aus der Landesliga in die Westfalenliga an.“

Leiter Boris Liebing und seinen Trainerteams sei das gelungen, was ebenfalls zu den Kernaufgaben des Vereins gehöre: Verantwortung für die Region zu übernehmen. Ohne ihn und seine Mitstreiter, ohne Schalke 04 sei der Fußball der Frauen in und um Gelsenkirchen deutlich unterrepräsentiert und viel zu wenig sichtbar.

Lob für die Knappenschmiede

Der 56-Jährige hob auch Knappenschmiede hervor. „Für die Knappenschmiede war der Saisonhöhepunkt sicherlich das DFB-Pokalendspiel der U19, das wir erstmals seit neun Jahren wieder erreichen konnten. Die knappe und spektakuläre 3:4-Niederlage war zwar in ihrer Entstehung und ihrem Verlauf bitter, aber das Spiel war beste Werbung für den Juniorenfußball allgemein und unsere Knappenschmiede im Besonderen“, sagte Peter Knäbel. Bestes Beispiel dafür sei die deutsche U17 Europameistermannschaft bei der EM in Ungarn gewesen. „In Unterzahl über das Elfmeterschießen ins Halbfinale, im Finale mit dem letzten Schuss in die Verlängerung des Elfmeterschießens und dann der erlösende, entscheidende Elfmeter. Und zwei der letzten drei Elfmeter vor den Augen unseres Chef-Trainers Thomas Reis, ausgerechnet durch zwei Schalker, Taylan Bulut und Assan Ouéadraogo.“

Damit holen wir uns unseren Platz in der Bundesliga wieder zurück.

Peter Knäbel

Nach der Ehrung schloss Peter Knäbel seinen Bericht: „Liebe Schalker, solche Momente haben Strahlkraft und stärken die innere Überzeugung: der Sport auf Schalke ist stabil, der Sport auf Schalke besitzt großes Potenzial und der Sport auf Schalke hat einen Plan – in allen Direktionen. Wenn Schalke zusammenhält, ist vieles – fast alles möglich. Und mit dieser Gewissheit, mit den Bildern und Emotionen aus Mainz und zu Hause gegen Werder Bremen gehen wir – gut vorbereitet und mit dem gebotenen Respekt – in diese Zweitligasaison. Dafür arbeiten wir seit Tag eins nach Leipzig, davon bin ich persönlich zu einhundert Prozent überzeugt und damit holen wir uns unseren Platz in der Bundesliga wieder zurück.“

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