FCSA: Young Coach-Ausbildung bringt Schutz vor Gewalt und unterstützt die Integration von Kindern in Kolumbien

Internationale Zusammenarbeit: Vom 11. bis 15. Juli ist der FC Schalke 04 gemeinsam mit Vereinen der Football Club Social Alliance nach Kolumbien gereist, um dort junge Fußballtrainer zu sogenannten Young Coaches auszubilden. Der S04 ist bereits seit 2017 Mitglied der Allianz.

Die „Young Coach-Ausbildung Kolumbien 2022“ bezweckt, Kindern in gewaltgeprägten Dörfern durch Fußball ein sicheres Umfeld zu schaffen und vertriebene und geflüchtete Kinder in ihrer Integration zu unterstützen. Dazu bildet die Football Club Social Alliance (FCSA), in Zusammenarbeit mit den lokalen Hauptpartnern, dem UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) und Fútbol con Corazón (FCC) 45 junge Personen zu Young Coaches – Vorbildern und Kinderfußballtrainerinnen und -trainer – aus.

Die kolumbianischen und venezolanischen Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind sehr engagiert und arbeiten bereits mit vulnerablen Kindern in konfliktgeprägten Regionen des Landes. Mit der Ausbildung erhalten sie Werkzeuge an die Hand, mit welchen sie über den Fußball Akzeptanz und Toleranz in einem sicheren Rahmen vermitteln und dabei das friedliche Zusammenleben in ihren Gemeinschaften fördern können.

Für das erste Ausbildungsmodul reisten vier FCSA-Instruktoren gemeinsam mit Scort nach Kolumbien: Kai Brock und Mahdi Hamzei vom FC Schalke 04, Markus Fila vom SV Werder Bremen und Robert Urbanek vom FK Austria Wien. In den fünf Ausbildungstagen in der Küstenstadt Barranquilla brachten sie den aus allen Landesteilen hergereisten Young Coaches nicht nur die Grundlagen des Kinderfußballs bei, sondern auch, wie sie Spiele nutzen können, um soziale Inhalte wie Integration und Toleranz zu vermitteln.

„Unsere Expertise aus den professionellen Akademien hilft den Young Coaches, mehr Sicherheit zu gewinnen in den Aktivitäten mit den Kindern. Wir zeigen ihnen mehr Variation, mehr Auswahlmöglichkeiten von Formen, Methoden, Abläufen, die dann einfach das Arbeiten in dieser konfliktgeprägten Situation, in den Communities erleichtert“, berichtet Kai Brock, Koordinator Methodik der Schalker Knappenschmiede.

Die Ausbildung wurde durch Workshops der lokalen Projektpartnerinnen UNHCR und Fútbol con Corazón über Kinderschutz und Führungskompetenzen ergänzt.

Das zweite Ausbildungsmodul findet online statt und dauert drei Monate. Im eigenen Lerntempo eignen sich die Young Coaches neues Wissen aus verschiedenen Themenbereichen des Sports und der Persönlichkeitsentwicklung an. Gleichzeitig führen die Young Coaches ihre Aktivitäten in ihren Communities fort und setzen das Gelernte um. Nach dem Online-Modul treffen sich die Young Coaches und die Instruktorinnen und Instruktoren für den letzten Teil der Ausbildung im Oktober in Medellín, Kolumbien.

„In Europa ist historisch gesehen eine gute, organisierte Struktur mit geregelten Abläufen gewachsen, welche wir hier vermitteln können. Wir können den Young Coaches Impulse geben, um ihre eigene Fußballstruktur und Fußballtrainingsideen weiterzuentwickeln. Das ist im lokalen Kontext mit Flüchtlingen wichtig. Wir können helfen, Strukturen zu schaffen, um mit den Kindern besser umgehen zu können, die aus einer Kultur gerissen wurden und hier eine neue Heimat und Gemeinschaft finden müssen. Fußball kann dies natürlich beschleunigen,“ resümiert Brock.

Über den Standort:

Die Liste der Herausforderungen, die Kolumbien lösen muss, ist lang: Armut, Gewalt, Inflation und Einwanderung aus Venezuela sind nur einige der immensen Probleme, vor denen das südamerikanische Land steht.

Mit der Pandemie haben sich Armut und soziale Ungleichheit in Kolumbien verschärft und lösten 2021 landesweite Proteste aus. Heute steht das Land vor einer der höchsten Inflationsraten der vergangenen 25 Jahre und lässt die Anzahl Kolumbianerinnen und Kolumbianer, die ihre Grundbedürfnisse nicht mehr decken können, schnell wachsen.

Zudem hat Kolumbien weiterhin mit bewaffneter Gewalt in verschiedenen Regionen zu kämpfen. Dies, obwohl ein Friedensabkommen den 50 Jahre andauernden, blutigen Konflikt zwischen bewaffneten Gruppen, Drogenkartellen und dem kolumbianischen Militär 2016 offiziell beendet hatte. Die Gewaltausbrüche treiben weiterhin tausende Menschen innerhalb des eigenen Landes in die Flucht. Kinder, Jugendliche und insbesondere die afro-kolumbianische und indigene Bevölkerung leiden am meisten darunter.

Kolumbien ist jedoch nicht nur mit dem Leiden der Binnenvertriebenen konfrontiert, sondern auch mit der humanitären Notlage der rund 1.8 Millionen venezolanischen Geflüchteten. Diese fliehen vor anhaltender Unsicherheit, Gewalt und Verfolgung, und hoffen auf eine bessere Zukunft in ihrem Nachbarsland. Die lokalen Umstände im Land in Kombination mit dem großen Influx an Schutzsuchenden zehren an den Ressourcen und der Hilfsbereitschaft der kolumbianischen Bevölkerung. Dies wiederum macht es den vertriebenen oder geflüchteten Menschen schwer, Traumata zu verarbeiten, sich in den „Host Communities“ (Gastgemeinden) zu integrieren und ein neues Leben aufzubauen.

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