Neustart

1946
1962

Der Zweite Weltkrieg bringt die Zäsur. Die zur Wehrmacht eingezogenen Meisterspieler Ala Urban und Bernhard Füller fallen an der Front. Am 21. Oktober 1944 absolvieren die Knappen ihr vorläufig letztes Pflichtspiel gegen Alemannia Gelsenkirchen. Am 6. November zerstört ein Bombenangriff der Alliierten die Geschäftsstelle am Schalker Markt, auch die Glückauf-Kampfbahn ist unbespielbar.
Das erste Fußballspiel nach dem Krieg bestreitet Schalke am 22. Juli 1945 gegen eine Stadtauswahl aus Wanne. Zahlreiche sogenannte Kartoffelspiele folgen, in denen die Knappen als Siegprämie Lebensmittel mit nach Hause bringen. Im März 1946 rollt dann auch der Ball in der neu gegründeten Landesliga Westfalen. Doch die wichtigste Aufgabe des Jahres ist für die Mitglieder des S04 die Instandsetzung der Glückauf-Kampfbahn. Am 7. Juli – pünktlich zum Start der Rückrunde, die Saison war erst im März gestartet – ist es endlich soweit: Der S04 tritt vor heimischer Kulisse gegen Westfalia Herne an und siegt mit 5:0. Viele Zuschauer haben nach der Partie Glückstränen in den Augen.

Eingangsportal Glückauf-Kampfbahn 1946

Doch so souverän der Neustart in der alten Wirkungsstätte auch scheinen mag: Spätestens in der kommenden Spielzeit kündigt sich das Ende der Schalker Vormachtstellung im Ruhrrevier an. Am 18. Mai 1947 steht Schalke als vermeintlicher Favorit im Endspiel um die Westfalenmeisterschaft. Doch wider aller Erwartungen heißt anschließend der neue Westfalenmeister Borussia Dortmund.

Ende der Vormachtstellung 1947

Mit dieser Niederlage im Gepäck startet der S04 in die neu gegründete Oberliga West. Schon am Ende der zweiten Spielzeit droht Schalke der Abstieg. Der Beinbruch von Altmeister Otto Tibulsky zum Ende der Hinrunde, der dessen Karriereende bedeutet, scheint da wie ein böses Omen. Nur die Aufstockung von 13 auf 16 Vereine sowie Siege in den beiden Relegationsspielen verhindern 1949 den Abstieg. Die gute Nachricht dieser Tage: Walter Zwickhofer und Hermann Eppenhoff kehren aus der Kriegsgefangenschaft zurück und unterstützen die Knappen in den entscheidenden Spielen um den Klassenerhalt.
Die folgenden Spielzeiten verlaufen zwar besser, doch mit der Dominanz der Schalker im Fußball-Westen ist es vorbei. Die Knappen werden nur zweimal Westdeutscher Meister (1951, 1958), dreimal Vize und erreichen 1955 das DFB-Pokalfinale, das sie jedoch in den letzten Spielminuten unglücklich aus der Hand geben.

1958 gelingt ihnen jedoch noch einmal der große Triumph: Ohne Punktverlust absolvieren die Knappen die Gruppenspiele und stehen schließlich im Finale der Deutschen Meisterschaft. Im Niedersachsen-Stadion in Hannover trifft das Team von Trainer Edi Frühwirth auf den Hamburger SV. Der hat jedoch gegen in Hochform spielende Schalker keine Chance, Endergebnis für Königblau: 3:0. Kapitän Berni Klodt, Weltmeister von 1954, nimmt die Meisterschale für den S04 in Empfang. Dank des Meistertitels nimmt Schalke 04 erstmals am Europapokal der Landesmeister teil. Die Knappen schaffen es bis ins Viertelfinale, hier scheiden sie gegen Atletico Madrid aus.

1961 erschüttert ein weiterer Skandal um illegale Zahlungen an Spieler, Steuerhinterziehung und Finanztricks beim Kauf den Neuzugängen den Verein. Was Schalke macht, ist in der Branche Usus. Doch nur die Schalker liefern sich gegenseitig ans Messer. In zahlreichen Gerichtsverhandlungen beteuern die Schalker Funktionäre, dass sie ohne Handgelder und Prämien keinen Spieler mehr hätten halten können. Das Urteil, das das Landesgericht erst 1964 spricht, ist vergleichsweise milde. Trotz der zahlreichen Anklagepunkte hätten die Angeklagten sich niemals persönlich bereichert, sondern alles nur für den FC Schalke 04 getan.
Zum Glück spielt das Gerichtsverfahren bei der Qualifikation für die Bundesliga, die ab Sommer 1963 an den Start geht, keine Rolle: Der FC Schalke 04 gehört aufgrund seiner Oberliga-Platzierungen und seiner wirtschaftlichen Leistungskraft zu den neun Clubs, die sich Gründungsmitglieder der neuen nationalen Liga nennen dürfen.