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Ein Leben lang
Am 13. August 2001 eröffnen die Knappen ihr neues Zuhause: als weiße Landmarke thront die Arena AufSchalke im Berger Feld neben dem Parkstadion. Sie kombiniert modernste Techniken, wie das fahrbare Fußballfeld oder das Schiebedach, das je nach Veranstaltungsart geschlossen werden kann. Den Großteil der rund 60.000 Plätze wandelt der Verein in Dauerkarten um, die von der ersten Stunde an restlos ausverkauft sind.
Schalke feiert in dieser Spielzeit noch eine Premiere: der Club spielt erstmals in der Champions League, doch der erste Auftritt findet unter tragischen Vorzeichen statt. Ausgerechnet am 11. September 2001 gastiert Panathinaikos Athen in der Arena. Die Königsblauen verlieren mit 0:2 – niemand denkt wenige Stunden nach den verheerenden Terroranschlägen an Fußball.
Zum Saisonausklang verteidigen die Knappen ihren Titel im DFB-Pokal durch ein 4:2 im Endspiel gegen Bayer Leverkusen. Anschließend verlässt nach sechsjähriger Amtszeit Huub Stevens auf eigenen Wunsch den Verein. Länger als er blieb bislang keiner auf Schalke.
Anlässlich seines 100. Geburtstags lässt der Verein es richtig krachen. Am 4. Mai – ein Dienstag, ein Arbeitstag – wird der Mythos auf dem Vereinsgelände lebendig. Ohne besondere Einladung machen sich 40.000 Schalker auf den Weg, um Königsblau zu gratulieren. Auf dem Parkplatz an der Geschäftsstelle schenken Vorstand und Spieler Bier und Bratwürste aus. Gemeinsam mit den Fans geben sie Hits aus dem Schalke-Repertoire zum Besten.
In den Sommermonaten des Jubiläumsjahrs reisen die Knappen durch die Republik und feiern an 100 Orten mit ihren Fans. Gemeinsam mit dem Musiktheater im Revier bringt der Verein das Schalke-Musical „Nullvier – Keiner kommt an Gott vorbei“ auf die Bühne. Und eine große Jubiläumsgala in der Arena bei der Gerald Asamoah seine Sangeskünste beweist, darf natürlich nicht fehlen. Fußballerisches Highlight im Jahr 2004 ist das Champions-League-Finale zwischen dem FC Porto und AS Monaco. Die Generalprobe für Deutschlands Vorzeigearena für die Weltmeisterschaft 2006.
In der ersten Dekade des neuen Jahrtausends setzt sich Schalke dauerhaft in der Spitze der Bundesliga fest. Achtmal in Folge nimmt der Club am Europapokal teil. Dreimal qualifizieren sich die Knappen für die europäische Königsklasse. 2005 und 2007 werden sie Vizemeister. Zudem stößt der Club in neue Dimensionen des Sponsorings vor: 2005 verkauft Schalke das Namensrecht der Arena an Veltins.
Sportlich mischen die Knappen weiterhin oben mit. Unter der Führung von Felix Magath, der als Trainer und Vorstandsmitglied in Personalunion amtiert, wird der Club 2010 erneut Tabellenzweiter. Ihm gelingt ein Transfer-Coup: der spanische Weltstar Raul trägt fortan das königsblaue Trikot. Aufgrund diverser Meinungsverschiedenheiten sowie der unterschiedlichen Auffassung über die Ausrichtung des Vereins trennt sich der S04 im März 2011 allerdings von Magath.
Ihn löst im Vorstand Horst Heldt und auf der Trainerbank Ralf Rangnick ab. Mit Rangnick erleben die Schalker das „Wunder von San Siro“ – im Viertelfinale der Champions League schlägt der S04 Inter Mailand souverän mit 5:2 und erreicht nach dem 2:1 im Rückspiel zum ersten Mal in seiner Historie das Halbfinale der Königsklasse. Auch wenn gegen Manchester United Endstation ist – die Knappen belohnen sich am 21. Mai 2011 gegen den MSV Duisburg mit dem fünften Triumph im DFB-Pokal seit 1937 für eine starke Saison.
Bei der Jahreshauptversammlung 2012 verabschieden die Mitglieder mit nur einer Gegenstimme ein Leitbild, das die Werte, auf denen der Club gründet, als bindend für alle Schalker formuliert. Alexander Jobst, neuer Marketing-Vorstand, entwickelt die Überschrift des neuen Leitbilds: FC Schalke 04. Wir leben dich.
Auf internationalem Top-Niveau ist die Ausbildung der Schalker Nachwuchsspieler, die seit 2011 unter dem Begriff „Knappenschmiede“ firmiert. Zahlreiche Talente schaffen unter der Regie von U19-Trainer Norbert Elgert den Sprung in den Profi-Kader. Zum erfolgreichen WM-Kader 2014, der in Brasilien triumphiert, zählen mit Benedikt Höwedes, Manuel Neuer, Julian Draxler und Mesut Özil gleich vier Akteure, die auf Schalke zu Profis reiften. Ihnen folgt unter anderem Leroy Sané, der im Sommer 2016 bei seinem Wechsel zu Manchester City die Schalker Höchstmarke bisheriger Transfererlöse knackt. Die Engländer zahlen mehr als 50 Millionen Euro für den Flügelflitzer.
Ein Meilenstein in der Vereinsgeschichte ist der 1. Juli 2019. An diesem Tag ist die VELTINS-Arena bis auf den letzten Cent abbezahlt. Auch die Adresse des Stadions ändert sich – allerdings aus einem traurigen Grund. Rudi Assauer verstirbt wenige Monate zuvor im Alter von 74 Jahren. Ihm zu Ehren steht das Stadion der Königsblauen, das Lebenswerk des legendären Managers, fortan am Rudi-Assauer-Platz 1.
Zu diesem Zeitpunkt läuft es seit mehreren Jahren sportlich durchwachsen. In einigen Spielzeiten werden die gesteckten Ziele erreicht, der Verein löst das Ticket für den Europapokal und feiert 2018 sogar die Vize-Meisterschaft. Andere Male hingegen wird Königsblau seinen eigenen Ansprüchen auf dem Platz nicht gerecht. Die Folge: nicht nur einmal wird der Trainer gewechselt. Auch auf der Position des Sportvorstands wird rotiert. Christian Heidel, zuvor viele Jahre beim 1. FSV Mainz 05 tätig, löst im Sommer 2016 Horst Heldt ab. Nach nicht einmal drei Jahren tritt er zurück. Auch sein Nachfolger Jochen Schneider bleibt lediglich knapp zwei Jahre im Amt.
Im Frühjahr 2019 muss der S04 lange um den Klassenerhalt bangen. Jahrhunderttrainer Huub Stevens, der kurzfristig das Amt von Domenico Tedesco übernimmt, gelingt mit einem spektakulären 4:2-Erfolg im Derby aber die Rettung. Noch mehr Schlagzeilen schreibt das Derby in der Saison zuvor, in dem die Knappen – unter Tedescos Regie – einen 0:4-Rückstand egalisieren. Naldo macht sich dabei mit seinem Kopfballtreffer zum 4:4-Endstand in der Nachspielzeit unsterblich.
Auf ein Revierderby müssen die Fans in der Saison 2021/2022 verzichten. Denn im Spieljahr zuvor geht auf Schalke nahezu alles schief. Am Ende einer denkwürdigen Serie, die durch die Corona-Pandemie und den andauernden sportlichen Misserfolg geprägt ist, müssen die Königsblauen als Tabellenschlusslicht den schweren Gang in die Zweite Liga antreten. Die Folge ist ein zuvor nie dagewesener Kaderumbruch. Mit mehr als 45 Zu- und Abgängen gibt der neue Sportdirektor Rouven Schröder der Mannschaft gemeinsam mit dem neuen Vorstand Peter Knäbel und Christina Rühl-Hamers ein völlig neues Gesicht – und das unter erschwerten Bedingungen nach dem Abstieg und finanziellen Einbußen aufgrund der Geisterspiele in der Corona-Pandemie.
Ein neues Gesicht auf Schalke ist auch Dr. Bernd Schröder, der am 1. Januar 2022 das Amt des Vorsitzenden am Ernst-Kuzorra-Weg antritt und damit den Vorstand um Peter Knäbel und Christina Rühl-Hamers komplettiert. Der promovierte Volkswirt war zuvor von einer Findungskommission des neuen Aufsichtsrates, angeführt von Axel Hefer, ausgewählt worden. Axel Hefer selbst ist seit Juli 2021 Vorsitzender des Gremiums, aus dem der langjährige Vorsitzende Clemens Tönnies im Sommer 2020 ausgeschieden war.
Vorstand und Aufsichtsrat treffen schnell erste kluge und vor allem wichtige Entscheidungen. Nach dem Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine ist GAZPROM nicht länger Hauptsponsor des FC Schalke 04, das in Gelsenkirchen ansässige Wohnungsunternehmen VIVAWEST kann als neuer Partner gewonnen werden und ziert die Brust im Saisonendspurt, der äußerst erfolgreich verläuft. Auch Verträge mit weiteren wichtigen Partnern werden verlängert oder neu geschlossen.
Unter Interimstrainer Mike Büskens, der nach einer 3:4-Heimniederlage gegen Hansa Rostock bis zum Saisonende die Nachfolge von Dimitrios Grammozis antritt, eilen die Knappen von Sieg zu Sieg. Acht der letzten neun Spiele werden gewonnen, besonders emotional sind dabei ein Last-Minute-Sieg am 32. Spieltag in Sandhausen, bei dem mehr als 10.000 Schalker auf den Tribünen für Heimspiel-Atmosphäre sorgen, sowie der 3:2-Erfolg gegen den FC St. Pauli – nach 0:2-Pausenrückstand – am 33. Spieltag, der gleichbedeutend mit der vorzeitigen Rückkehr in die Bundesliga ist. Das i-Tüpfelchen auf die Saison folgt am 34. Spieltag in Nürnberg: Königsblau gewinnt 2:1 bei den Freunden vom Club und erringt die Zweitliga-Meisterschaft. Rodrigo Zalazar erzielt dabei einen Treffer aus der eigenen Hälfte, der später als „Tor des Monats Mai“ ausgezeichnet wird.
Nach dem Aufstieg rückt Interimstrainer Mike Büskens auf eigenen Wunsch wieder in die zweite Reihe, als neuer Chef-Coach übernimmt Frank Kramer. Der Start nach der Rückkehr in die Beletage des deutschen Fußballs verläuft dann allerdings schleppend. Mitte Oktober haben die Knappen lediglich sechs Zähler auf dem Konto, nach einer deutlichen 1:5-Niederlage im DFB-Pokal bei der TSG 1899 Hoffenheim muss der erst vor der Saison installierte Chef-Trainer schon wieder gehen. Nahezu parallel dazu legt Rouven Schröder sein Amt als Sportdirektor nieder.
Das sportliche Tagesgeschäft übernimmt vorerst Vorstandsmitglied Peter Knäbel, der dabei von René Grotus (Referent Sport) und André Hechelmann (Leiter der Scouting-Abteilung und Chefscout) unterstützt wird. Letztgenannter aus dem Trio wird einige Monate später zum neuen Sportdirektor ernannt. Zu diesem Zeitpunkt ist Thomas Reis bereits mehr als ein halbes Jahr im Amt. Der Fußballlehrer, der zuvor beim VfL Bochum an der Seitenlinie gestanden hatte und mit dem Reviernachbarn Aufstieg und Klassenerhalt feiern konnte, bringt die Knappen in der Bundesliga wieder auf Kurs.
Nach einer langen Winterpause (Grund ist die WM in Katar) startet der S04 eine Aufholjagd, bleibt dabei satte acht Spiele in Serie ungeschlagen. Am Ende verpasst die Mannschaft aber hauchdünn den Klassenerhalt – den in der Winterpause selbst kühnste Optimisten unter den Anhängern kaum noch für möglich gehalten haben. Apropos Fans: Mannschaft und Fans bilden in der Rückrunde der Saison 2022/2023 eine Einheit, die es in dieser Art im deutschen Profifußball selten gegeben hat.
Dieser Schwung und diese Leidenschaft helfen aber nicht bei dem Vorhaben, nach dem Gang in die Zweite Liga direkt ins Oberhaus zurückzukehren. Die Mannschaft punktet nicht wie erhofft, nahezu im gesamten Verlauf der Spielzeit geht der Blick in der Tabelle nach unten und nicht nach oben. Im Herbst 2023 kommt es zu einem erneuten Wechsel auf der Trainerbank, der Belgier Karel Geraerts übernimmt das Amt von Thomas Reis.
Wenige Wochen zuvor verabschiedet sich der bisherige Vorstandsvorsitzende Dr. Bernd Schröder, der sich mit dem Aufsichtsrat auf eine Auflösung seines Vertrages einigt. Seine Nachfolge tritt am 1. Januar 2024 Matthias Tillmann an. Peter Knäbel scheidet zum Jahreswechsel ebenso wie zuvor Dr. Bernd Schröder aus dem Vorstand aus, der seither nur noch aus zwei Mitgliedern – Matthias Tillmann und Christina Rühl-Hamers – besteht. Den Posten des Sportdirektors übernimmt mit Marc Wilmots ein alter Bekannter, der gemeinsam mit Ben Manga, der im Mai 2024 seinen Dienst in der neu geschaffenen Position Direktor für Kaderplanung, Scouting und Knappenschmiede antritt, die neue sportliche Leitung der Königsblauen bildet.
Eines hat sich in mehr als 120 Jahren FC Schalke 04 gezeigt. Egal, wie es läuft – auf seine Mitglieder und Fans kann sich der Verein stets verlassen. Ein Leben lang!
Stand: Juni 2024