Bayern München: Die Spannung hochhalten

Die Bilanz von Jupp Heynckes in der laufenden Spielzeit ist nahezu makellos. Unter der Regie des 72-jährigen Fußballlehrers, der nach einem durchwachsenen Saisonstart der Münchner die Nachfolge von Carlo Ancelotti an der Seitenlinie angetreten hatte, feierte der FC Bayern 20 Siege in 21 Pflichtspielen. Lediglich am 13. Spieltag setzte es eine 1:2-Niederlage in Mönchengladbach.

Jupp Heynckes und James Rodriguez

Die 28. Meisterschaft ist dementsprechend nur noch Formsache. Denn während das Verfolgerfeld seit Monaten regelmäßig Punkte liegenlässt, lassen die Bayern keine Federn. „Richtig spannend wird es nicht mehr werden, dafür treten wir Woche für Woche zu konzentriert auf“, sagt Offensivmann Thomas Müller. Der Vorsprung auf Rang zwei beträgt bereits 18 Punkte. Sprich: Heynckes‘ Aufgabe in diesem Wettbewerb ist so gut wie erfüllt.

Nun beginnt seine zweite Mission: die Spannung hochhalten und einen Masterplan für die Champions League entwickeln. Denn das bislang erfreuliche Abschneiden auf nationaler Ebene birgt gleichzeitig die Gefahr, dass die Konzentration Stück für Stück nachlassen könnte. Und eben das gelte es im Hinblick auf die K.o.-Spiele auf internationalem Parkett, auf dem die Münchner ebenfalls um den Titel mitspielen möchten, unbedingt zu vermeiden, so der Vorstandsvorsitzende Karlheinz Rummenigge.

Ich möchte, dass alle meine Spieler Einsatzzeiten bekommen.

Jupp Heynckes

Um die Spannung bei allen Akteuren hochzuhalten und seinen Spielern gleichzeitig Regenerationspausen zu geben, damit sie in der heißen Phase der Saison auf europäischer Ebene im Vollbesitz ihrer Kräfte sind, setzt Heynckes auf Rotation. Beim jüngsten 2:0-Sieg in Mainz hatte der Coach seine Startelf beispielsweise auf gleich sieben Positionen verändert. Obwohl die Partie gewonnen wurde, stotterte der Motor phasenweise. „Das ist ein Risiko, das ich eingehe, weil ich möchte, dass alle meine Spieler Einsatzzeiten bekommen“, erklärt Heynckes.

Mats Hummels betont, dass die Eigenmotivation eines jeden Einzelnen in den kommenden Wochen entscheidend für das Abschneiden in der Königsklasse sei. „Und davon haben wir viel, auch durch den Konkurrenzkampf. Wir sind auf jeder Position doppelt gut besetzt“, meint der Innenverteidiger. „Jeder muss und will sich beweisen.“

Das wird Heynckes, der bereits 2013 mit dem FCB die Champions League gewann, zufrieden registrieren. Ein anderes Thema kann er indes nicht mehr hören: die Frage nach seiner Zukunft. „Das langweilt die Leute“, sagt der 72-Jährige, der nach eigener Aussage definitiv nur bis zum Saisonende im Amt bleiben wird. Ein Nachfolger ist – zumindest offiziell – noch nicht gefunden. Und da Heynckes mit seinem Team von Erfolg zu Erfolg eilt und die Spieler von seiner Arbeit schwärmen, wird er die Frage sicherlich noch einige Male gestellt bekommen.