FC St. Pauli: Knoten geplatzt

Blütenreine Weste: In der noch jungen Saison musste der FC St. Pauli noch keine Niederlage schlucken. Allerdings pflasterten zumeist Unentschieden den Weg, weshalb der Kiezclub nach fünf Spieltagen erst auf sieben Punkte kam. Mit einem 5:1-Kantersieg gegen Holstein Kiel gelang dem Team von Chef-Trainer Fabian Hürzeler, das mit großen Ambitionen in die neue Spielzeit gestartet ist, womöglich der Befreiungsschlag.

Vor ihrem jüngsten Erfolg mussten die Hanseaten jedoch erst noch einen Verletzungsschock verkraften: Kapitän Jackson Irvine hatte sich einen Bänderriss im rechten Knöchel zugezogen und fällt längere Zeit aus. Das Unglück ereignete sich auf der Länderspielreise des Australiers in den USA: Zwei Minuten vor Ende der Partie gegen Mexiko (2:2) knickte er unglücklich und ohne Fremdeinwirkung um.

Seiner Rolle als Anführer wurde Irvine gegen die Störche auch außerhalb des Platzes gerecht, indem er vor dem Spiel und zur Halbzeit den Motivator und Heißmacher gab. Die Botschaft kam an, insbesondere bei Landsmann Connor Metcalfe. Er übernahm Irvines Rolle im Mittelfeld, die für ihn nicht neu war, denn dort ist er auch in der Nationalmannschaft gesetzt. Mit seinem frühen Tor aus 25 Metern zum 1:0 stellte er die Zeichen früh auf Sieg. Überglücklich gab er nach Abpfiff zu Protokoll: „Das war mit Abstand das beste Tor, was ich je in meinem Leben geschossen habe.“

Wir haben nicht den größten Kader, aber alle Jungs, die da sind, haben unglaubliche Qualität.

Hauke Wahl

Hauke Wahl, ehemals Kieler Kapitän, der im Sommer zu St. Pauli wechselte, konstatierte: „Solche Brustlöser haben wir nach den letzten Wochen gebraucht. Es war klar, dass nun der Knoten platzen muss und dass es dann richtig, richtig läuft.“ Der gebürtige Hamburger führte das nicht nur auf die Qualität und Quantität der Möglichkeiten in den zurückliegenden Wochen zurück, sondern auch auf das Potenzial im Aufgebot, das es ermöglicht, Ausfälle zu kompensieren. „Wir haben nicht den größten Kader, aber alle Jungs, die da sind, haben unglaubliche Qualität.“ Der 29-Jährige sei sich sicher, dass jeder Spieler der Mannschaft bei anderen Zweitligisten Stammspieler sein könne.

Das Selbstbewusstsein rund ums Millerntor ist spürbar, beruht allerdings nicht nur auf dem Ergebnis des vergangenen Spieltags. Vielmehr überzeugt die Mannschaft, seit Hürzeler im Dezember 2022 vom Co-Trainer-Posten, den er seit 2020 innehatte, auf den Chefsessel befördert wurde, mit konstant guten Leistungen. Der 30-Jährige lieferte eine hervorragende Rückrunde mit seinem Team ab, die Messlatte für die aktuelle Saison liegt dementsprechend hoch.

Doch in den vergangenen Wochen lief nicht alles rund für den Kiezclub. Nach – gemessen an den Testspielergebnissen – einer scheinbar optimalen Vorbereitung und einem Auftaktsieg gegen den 1. FC Kaiserslautern mischten sich Verletzungspech und Personalsorgen im Sturm ungünstig mit einer Torflaute. In der Remis-Serie der letzten Wochen ließ der FC St. Pauli dabei einige Punkte liegen, da er oft die deutlich bessere Mannschaft war. Nach dem Resultat gegen Holstein Kiel scheint er nun aber in der neuen Spielzeit angekommen zu sein.

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