SC Paderborn 07: Eine Frage der Erwartung

Unter Druck: Mit einer 0:5-Klatsche zum Saisonauftakt bei der SpVgg Greuther Fürth ist der SC Paderborn 07 unglücklich gestartet. Auch wenn erst die achte Partie ansteht, waren die Ostwestfalen mit anderen Ambitionen in die Spielzeit gegangen, nachdem sie die vorangegangene auf Rang sechs abgeschlossen hatten.

Nur ein Sieg nach fünf Spieltagen war zu wenig, um die Stimmung weiter hochzuhalten, äußerte sich Präsident Thomas Sagel bereits Anfang September unzufrieden in einem Interview auf der vereinseigenen Homepage: „Ich kann die Ungeduld und auch die Kritik unserer Fans gut verstehen. Natürlich können wir mit dem Status quo nicht zufrieden sein.“

Gleichzeitig forderte er etwas mehr Geduld, denn im Sommer hatte der Verein einen personellen Umbruch vollzogen. Insgesamt elf externe Zugänge zog es an die Pader, unter ihnen mit Max Kruse ein prominenter Name, wenn auch zum Zeitpunkt des Wechsels vereinslos. Dafür verließen ein Dutzend Spieler den Club: neben Julian Justvan auch der Ex-Schalker Marvin Pieringer sowie Kapitän Ron Schallenberg, der bekanntlich zum S04 wechselte.

Chef-Trainer Lukas Kwasniok haderte nach der 1:2-Niederlage bei Holstein Kiel am 5. Spieltag noch: „Wir schaffen es nicht, als Team und auch individuell mit Rückschlägen umzugehen, und lassen uns zu schnell verunsichern.“ Präsident Sagel sah ähnliche Probleme und bemängelte die fehlende Überzeugung: „Wir sind vor den beiden Toren momentan längst nicht mehr mit dem gleichen Selbstbewusstsein unterwegs wie noch im vergangenen Jahr. Es fehlt im Augenblick gerade das, was wir schon so oft als die Paderborner Fußballmentalität bezeichnet haben.“

Es fehlt im Augenblick gerade das, was wir schon so oft als die Paderborner Fußballmentalität bezeichnet haben.

SCP-Präsident Thomas Sagel

Auf diese Stärke wollten sich Mannschaft und Trainerteam schnellstmöglich rückbesinnen, um den Turnaround zu schaffen. Am folgenden 6. Spieltag gelang es den Paderbornern, die in sie gesetzten Erwartungen zu erfüllen: Nach offenem Schlagabtausch gegen Aufsteiger SV Wehen Wiesbaden entschieden sie die Partie mit 2:1 für sich. Eine deutliche Leistungssteigerung in Hälfte zwei verhalf der Kwasniok-Elf zum zweiten Saisonsieg und zum Verlassen des Relegationsrangs.

Nach Abpfiff drängte der Chef-Coach trotz aller Freude auf eine Einordnung, weil die „künstlich kreierte“ Erwartungshaltung niemandem geholfen habe. Er sehe sein Team keineswegs als Aufstiegskandidaten. Der Verein werde stattdessen „demütig bleiben, hart arbeiten und Spieler entwickeln“. Nach den ersten beiden erfolgreichen Saisons unter ihm habe der 42-Jährige das Gefühl, „dass wir uns arg weit aus dem Fenster gelehnt haben, weil wir dachten, es geht genauso weiter wie in der letzten Saison“.

Auch das nötige Vertrauen ins Trainerteam forderte er ein: „Wir wissen schon, was wir machen. Wichtig ist jetzt, ruhig zu bleiben und sich von irgendwelchen hehren Zielen zu verabschieden.“ Vielleicht der richtige Wunsch, denn der Erfolg ließ sich im nächsten Spiel nicht reproduzieren. Lange führten die Ostwestfalen beim 1. FC Magdeburg mit 1:0, bis Luc Castaignos das Ergebnis mit seinem Treffer in der 85. Minuten egalisierte. So bleibt abzuwarten, wohin die Reise der Paderborner führt und ob die Erwartungen der Realität angepasst werden können.