SSV Ulm 1846 Fußball: Historische Rückkehr ins Unterhaus

Historisches ist dem SSV Ulm 1846 Fußball nach zwei Jahrzehnten gelungen: Nach zwei Aufstiegen in Serie sind die Spatzen zurück in der 2. Bundesliga und kämpfen dort nicht bloß um jeden Meter, sondern in erster Linie um den Klassenerhalt.

Thomas Wörle

„Überragend“ war das erste Wort, welches Geschäftsführer Markus Thiele am 4. Mai 2024 einfiel. Das, was sein Verein an jenem Nachmittag erreicht hatte, war wirklich überragend – nach 23 Jahren zurück im Bundesliga-Unterhaus. Und das als absoluter Außenseiter, der knapp zwölf Monate zuvor erst von der Regionalliga Südwest in die 3. Liga vorgestoßen war. Thiele konnte es selbst kaum fassen: „Wir haben vor drei Jahren vor 1200 Zuschauern gespielt und jetzt stehen wir mitten in der Zweiten Liga.“

Seit ihrer historischen einjährigen Bundesliga-Zugehörigkeit in der Saison 1999/2000 gab es für die Spatzen nahezu nur eine Richtung: runter. Vom deutschen Oberhaus ging es in die Zweitklassigkeit, dann ein Jahr später wegen eines Insolvenzverfahrens sogar noch zwei Klassen tiefer in die Verbandsliga. Es folgten lange Jahre der sportlichen Misere, in der Ulm regelmäßig zwischen der Oberliga Baden-Württemberg und der Regionalliga Südwest taumelte. Bis der Verein im Sommer 2021 auf dem Trainerstuhl eine goldrichtige Entscheidung traf und Thomas Wörle installierte.

Was wir in Ulm alle gemeinsam auf die Beine gestellt haben in den letzten Jahren, ist schon Wahnsinn.

Thomas Wörle

Der neue Coach wurde schnell zum Vater des Erfolges bei den Spatzen. In seiner ersten Saison feierte er gleich die Regionalliga-Vizemeisterschaft, im zweiten Jahr gelang unter ihm der Aufstieg in die 3. Liga. Allein das war ein riesiger Erfolg – doch die noch größere Sensation sollte im Mai 2024 erfolgen. Denn die neue Spielklasse sollte bloß eine Zwischenstation werden für die Spatzen, die bereits am drittletzten Spieltag vorzeitig mit einem 2:0 gegen Viktoria Köln im heimischen Donaustadion den Durchmarsch perfekt machten. Auch Wörle war anschließend sprachlos – zumindest fast: „Was wir in Ulm alle gemeinsam auf die Beine gestellt haben in den letzten Jahren, ist schon Wahnsinn.“

Schon vor seiner Zeit in Ulm hatte der Chef-Trainer bewiesen, dass er für Aufschwung steht: In insgesamt neun Jahren am Seitenrand bei Frauen-Bundesligist Bayern München holte er zwei Deutsche Meisterschaften und gewann erstmalig den DFB-Pokal. Beim SSV trat er anschließend seine Premiere als Chef-Coach im Herrenbereich an. Nach einer Vize- und zwei Meister-Saisons hat für ihn im vierten Jahr etwas ganz anderes nun Vorrang: der Klassenerhalt als absoluter Underdog.

Nach fünf Spielen ist der Knoten geplatzt

Als solcher zahlte er zu Anfang der Saison Lehrgeld. An den ersten fünf Spieltagen sprang lediglich ein Zähler durch das torlose Remis beim SC Paderborn 07 heraus. Dann platzte schließlich mit einem 3:1-Erfolg bei der SV Elversberg der Knoten, mit demselben Ergebnis folgte gegen Eintracht Braunschweig der erste Heimsieg. Zuletzt sammelten die Spatzen beim SV Darmstadt 98 mit einem 1:1 einen weiteren Zähler – und bewiesen, dass Ulm bereit ist für den Kampf um den Klassenerhalt.