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Preußen Münster: Historischer Aufschwung
Zwei Aufstiege in Serie – Preußen Münster hatte zuletzt viel zu feiern. Nun zählt einzig der Klassenerhalt in der 2. Bundesliga, allen Widrigkeiten und Herausforderungen zum Trotz.
Freude, Erleichterung, Hoffnung: Der jüngste Spieltag wurde zu einem historischen für Münster, denn für die Adlerträger endete eine 33 Jahre andauernde Phase, die am 5. Mai 1991 begann. Damals gewann der SCP mit 2:0 bei den Stuttgarter Kickers – es sollte bis zum 3:0-Erfolg beim SSV Jahn Regensburg am vergangenen Sonntag der letzte Sieg in der 2. Bundesliga bleiben. „Heute haben wir Geschichte geschrieben. Das ist etwas ganz Besonderes, unsere Fans feiern das extrem, und wir natürlich auch“, erklärte Münsters Chef-Trainer Sascha Hildmann nach dem Schlusspfiff.
Ganz besonders ist auch der Weg, den die Münsteraner bis zu jenem historischen Kalendermarker gegangen sind. Vor zwei Jahren kickte Preußen noch in der Regionalliga und startete dort einen wahren Erfolgszug: Erst der Aufstieg in die 3. Liga, dann der direkte Durchmarsch – gemeinsam mit Mitaufsteiger SSV Ulm 1846 – ins Bundesliga-Unterhaus. Ekstase pur in schwarz, weiß, grün Ende Mai auf dem Prinzipalmarkt in der Innenstadt. „Wir haben Geschichte geschrieben, wir haben das Wunder von Münster geschafft“, jubelte Hildmann dort. Und Kapitän Marc Lorenz – der zum siebten Mal in seiner Karriere einen Aufstieg feiern durfte – gab den Feierbefehl aus: „Nehmt die Stadt auseinander! Nächstes Jahr fahren wir nach Schalke, Köln, Berlin!“
Reichlich Tradition hat die Rückkehr in die Zweite Liga geschafft, nach fast zwei Jahrzehnten in der Ober- und Regionalliga – was aber auch einen Berg an Herausforderungen mit sich bringt, um auch auf diesem Level konkurrenzfähig zu sein. Lizenzauflagen mussten erfüllt werden, auch der Stadionumbau spielt hierbei eine beträchtliche Rolle. Außerdem wechselte Sport-Geschäftsführer Peter Niemeyer, grundlegender Architekt des Erfolgs, nach dem Aufstieg zu Werder Bremen, für ihn übernahm Ole Kittner die sportlichen Geschicke.
Und der pumpte direkt ordentlich Zweitliga-Erfahrung in den Preußen-Kader: Von Bundesliga-Aufsteiger Holstein Kiel kamen Flügelspieler Joshua Mees, Linksverteidiger Mikkel Kirkeskov und Stürmer Holmbert Aron Fridjonsson, vom FC St. Pauli wechselte Angreifer Etienne Amenyido nach Westfalen. Außerdem verstärken Charalambos Makridis von Absteiger VfL Osnabrück und Andras Nemeth auf Leihbasis vom Hamburger SV die Preußen-Offensive. Morten Behrens von Bundesliga-Absteiger SV Darmstadt 98 ist neu im Torwart-Team.
Meine Überzeugung ist, dass wir eine gute Balance gefunden haben.
Dass trotz aller Verstärkungen ein großer Kraftakt im Bundesliga-Unterhaus auf den Aufsteiger warten würde, war und ist allen Verantwortlichen bewusst. Mühsam kratzten die Münsteraner an den ersten fünf Spieltagen zwei Punkte bei der SpVgg Greuther Fürth (1:3), gegen Hannover 96 (0:0), gegen den 1. FC Kaiserslautern (0:1), beim Hamburger SV (1:4) sowie gegen den SC Paderborn 07 (3:3) zusammen. „In den ersten drei Spielen haben wir mutig agiert und hätten aufgrund der Chancenverhältnisse mehr Punkte einfahren müssen“, sagte Kittner, der dennoch Potenzial im Kader sieht: „Meine Überzeugung ist, dass wir eine gute Balance gefunden haben. Sowohl von der Größe als auch der Qualität. Und auch charakterlich passt es, was uns sehr wichtig ist.“
Große Steine fielen den Preußen also nach dem jüngsten Sieg bei Mitaufsteiger SSV Jahn Regensburg von den Herzen. Immerhin kam der Begegnung zweier mäßig gestarteter Liga-Neulinge eine wegweisende Bedeutung zu. Münster bejubelte den historischen Sieg, hat aber nach sechs Spieltagen bereits erhebliches Verletzungspech zu beklagen. Keeper Behrens laboriert an einer Fingerverletzung, im zentralen Mittelfeld fallen Luca Bazzoli (Außenbandanriss) und Sebastian Mrowca (Achillessehnenriss) aus. Besonders schwer wiegen aber der Kreuzbandriss von Stürmer Malik Batmaz und der Innenbandanriss bei Etienne Amenyido, der sich gegen Regensburg verletzte.
Als sich vor zwei Jahren die königsblaue U23 und Preußen Münster in der Regionalliga West gemessen haben, feierte der SCP zwei Erfolge auf dem Weg zum Aufstieg – 3:1 auf Schalke und 3:0 daheim. An der Seitenlinie damals wie heute: Sascha Hildmann als Coach der Preußen und Jakob Fimpel, nun Interimstrainer des S04. Auch Justin Heekeren, Ibrahima Cissé und der in dieser Woche im Profitraining mitwirkende Tim Albutat spielten damals gegen Münster. Nun kommt es zum Wiedersehen mit veränderten Rollen. Denn für die Münsteraner zählt in diesem Jahr einzig der Klassenerhalt, der ebenso historisch wäre und frenetisch gefeiert werden würde, wie der sensationelle Durchmarsch in die 2. Bundesliga vor vier Monaten.