Bayer Leverkusen: Klartext

Trotz allen Talents läuft Bayer Leverkusen seinen Ansprüchen hinterher. Die Konsequenz: unmissverständliche Ansagen – an die Spieler und den Chef-Trainer.

Heiko Herrlich

In Leverkusen schätzen sie Heiko Herrlich. Wegen seines besonnenen Auftretens und seiner attraktiven Idee vom Fußball. Nach drei Niederlagen zum Saisonstart und lediglich acht Punkten aus den ersten acht Ligapartien blies dem Coach allerdings massiver Gegenwind ins Gesicht. Mancher Experte wähnte dessen Tage bereits gezählt. Die Mannschaft beendete derlei Spekulationen jedoch durch einen 6:2-Erfolg bei Werder Bremen sowie ein 5:0 im DFB-Pokal bei Borussia Mönchengladbach. Bemerkenswerte Auftritte, die zeigten, welche Wucht der Kader um Hochbegabte wie Julian Brandt und Kai Havertz entfalten kann. Wenn er denn kann.

Es fehlt nämlich Konstanz, weshalb Bayer die Form jenes Zwischenhochs nicht hielt und sieben Wochen später trotz verbesserter Defensive und ordentlicher Punktausbeute noch immer den Anschluss zur Spitzengruppe sucht. Nicht zuletzt, weil einige Leistungsträger der Vorsaison bislang enttäuschen. Allen voran Leon Bailey, den Herrlich nach allerlei Eskapaden rund um verweigerte Länderspielauftritte nun öffentlich anzählte: „Er muss sich endlich auf Fußball konzentrieren, nicht auf die Dinge drum herum.“

Unruhe rund um die BayArena

Ungewohnt scharfe Worte des Trainers, auf dem trotz des unspektakulären, aber letztlich ungefährdeten Einzugs in die Zwischenrunde der Europa League nach wie vor Druck lastet. Geschäftsführer Rudi Völler überrumpelte ihn kürzlich mit der Forderung nach einer Aufholjagd und neun Punkten aus den letzten vier Bundesliga-Partien bis zur Winterpause. Herrlich nahm sie leicht irritiert zur Kenntnis.

Unruhe war zudem auf Führungsebene entstanden, als Sportdirektor Jonas Boldt seinen Rücktritt zum Saisonende ankündigte und zeitgleich Gerüchte über angeblich unlauteres Geschäftsgebaren kursierten. Mit Ex-Spieler Simon Rolfes präsentierte Völler einen Nachfolger, der eins der neuen Gesichter des Vereins werden soll. Als Lautsprecher ist Bayers Ehrenspielführer nicht verschrien, er gilt aber intern durchaus als Freund klarer Worte. In Zeiten wie diesen scheinen sie angebracht.